Landeshauptstadt: „Es sieht nicht nach Sommer aus“

Frau Jäckel, wie ungewöhnlich ist der heftige Niederschlag, den es seit Donnerstagmittag in Potsdam gab?

Ganz normal ist der Regen mit Sicherheit nicht. Es sind sehr hohe Niederschlagsmengen zusammengekommen. Teilweise haben wir Mengen gemessen, die etwa 15 Prozent der erwarteten Jahresniederschlagsmenge ausmachten.

Wann wurden die höchsten Niederschlagsmengen gemessen?

Der Regen begann gegen 12.30 Uhr am Mittag. Die höchsten Niederschlagswerte wurden dann gegen 15, 16 Uhr gemessen. Die Werte in Potsdam sind jedoch noch nicht besorgniserregend. Bis zu 80 Liter pro Quadratmeter können bei einem Sommergewitter schon mal fallen.

Das Gewitter am Donnerstag folgte einem weiteren heftigen Gewitter direkt eine Woche davor. Ist das normal?

Die Atmosphäre ist ein chaotisches System, vergleichbar mit einem Glückspiel: Mal hat man sechs Richtige, dann wieder sechs Jahre lang gar kein Glück. Oder auch das Beispiel der Blasen in einem Kochtopf: An einer Stelle steigen vier Blasen hoch, an anderer gar keine. Man sieht das auch am Unterschied zwischen Berlin und Potsdam, die eigentlich nicht weit entfernt voneinander liegen: Wenn es einen Ort heftiger trifft, ist das purer Zufall.

Wie sind die Aussichten?

Am Wochenende wird es in Potsdam nicht mehr so viel regnen. Es ist nur noch mit temporären Schauern und kurzen Gewittern zu rechnen, also kein typisches Sommerwetter. Auch in der kommenden Woche bleibt es zunächst durchwachsen. In der Mitte der Woche zeigt sich ein bisschen der Sommer, am Ende der Woche soll es schon wieder gewittern.

Versprechen wenigstens die langfristigen Prognosen etwas mehr Sommer?

Die ersten beiden Juliwochen bleiben eher kühl bis normal im Vergleich zum Klimamittel, aber auch recht trocken. Ab Mitte des Monats werden Normalwerte erreicht, eine Hitzeperiode ist aber nicht in Sicht. Es sieht insgesamt nicht nach Hochsommer aus. Uns erwartet ein eher typisches mitteleuropäisches Sommerwetter mit vereinzelten Niederschlägen und gemäßigten Temperaturen.

Das Interview führte Anne-Kathrin Fischer.

Linda Jäckel (34)

arbeitet seit 2011 als Vertriebsleiterin in der Regionalen Wetterberatung des Deutschen Wetterdienstes mit Sitz in Potsdam, interimsweise derzeit in Stahnsdorf.