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Sport: „Es enttäuschte niemand“

Motor Babelsbergs Trainer Ralph Mantau ist zufrieden mit der Box-Saison

Herr Mantau, die Saison in der 1. Box-Bundesliga ist Geschichte. Den dritten Platz hatten Sie für den SV Motor Babelsberg als Minimalziel ausgegeben – Rang vier ist es geworden. Enttäuscht?

Da gehe ich mit gemischten Emotionen ran. Vor zwei Wochen bekamen wir in Seelze eine Klatsche, die wir am vergangenen Samstag zu Hause ausbügeln wollten. Es lief nicht alles wie gewünscht und so war der Traum nach zwei verlorenen Kämpfen schon ausgeträumt. Unterm Strich können wir aber zufrieden sein, wenn man den Saisonverlauf betrachtet. Der vierte Platz stimmt mich ein wenig versöhnlich, zumal wir sehen konnten, dass wir noch recht viel Luft nach oben haben. Da sollte in der kommenden Saison mehr möglich sein.

Sie sprachen den Saisonverlauf an und der war in der Tat nicht sehr optimal.

Wir sind ja gleich sehr ungünstig mit zwei Auswärtskämpfen bei den Favoriten Straubing und Velbert gestartet. Schuld daran war ich, weil ich die Lose dafür gezogen hatte. Das war dann auch mein erster und letzter Einsatz als Glücksfee. Danach konnten wir aber unsere Heimkämpfe recht gut gestalten.

Am Ende reichte es aber nicht zum Medaillenplatz. Eine vorrangige Schuld der Kampfrichter oder eigene Unzulänglichkeiten?

Wir wollen den Kampfrichtern mal nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben, auch wenn manche Urteile äußerst fragwürdig waren. Aber Fakt ist doch, dass wir selbst noch besser werden müssen. Und daran arbeiten wir. Hinzu kam natürlich auch eine Menge Pech. Ganz schlimm für uns war der Totalausfall von Satula Abdulai im Mittelgewicht bis 75 kg. Erst kam seine Verletzung, dann musste er zur Bundeswehr. Das haben wir einfach nicht kompensieren können. Wir hatten in dieser Gewichtsklasse auch viele Hoffnungen auf den Deutschen U 21-Meister Denis Radovan gesetzt. Straubing machte ihm jedoch ein besseres Angebot und so mussten wir auch auf ihn verzichten. Das Mittelgewicht war also der ganz entscheidende Knackpunkt in dieser Saison. Pech hatte auch unser Punktegarant Vitalius Subacius im Superschwergewicht. Gleich zu Beginn patzte er in Velbert, holte im Saisonverlauf allerdings wieder auf.

Vor fünf, sechs Jahren sagten Sie, vorrangig jungen Kämpfern aus der Region, aus Brandenburg die Chance auf einen Ligaeinsatz geben zu wollen. Das klappte damals auch gut. Inzwischen sind deutsche Namen nur noch sehr selten auf der Mannschaftsliste zu finden. Geht Motor der Nachwuchs aus?

Der deutsche Nachwuchs schon. Und der, den wir zurzeit haben, ist lange nicht erstligatauglich. Das haben wir auch beim letzten Heimkampf von Benjamin Kremers gesehen, als ich in der zweiten Runde das Handtuch werfen musste. Wir haben in all den Jahren ja schon viele boxbegeisterte Jungs hochgeführt. Kaum beendeten sie die Schule, wurde die Freundin wichtiger als der Sport und auch die Ausbildung stand im Vordergrund. Arbeitsplätze sind bei uns auch eher spärlich gesät und so wanderten viele gute Leute ab. Inzwischen haben sich die Interessen der hiesigen Jugend verändert. Das ist bei den jungen ausländischen Boxern nicht so. Sie sind hoch motiviert. Aber letztlich ist das ja ein deutschlandweites Phänomen, das nahezu alle Sportarten betrifft. Man muss ja nur einmal sehen, dass Turbine Potsdam mittlerweile einen größeren Ausländeranteil als Energie Cottbus hat. Und so ist die Entwicklung in der gesamten Bundesrepublik.

Aus Trainersicht: Wer enttäuschte, wer überraschte in dieser Saison?

Es enttäuschte niemand. Marcel Schneider boxte einfach sehr unglücklich und auch Atdhe Gashi hatte viel Pech. Chladek Zdenek erwies sich als Punktegarant und Erik Brechlin wollten wir noch schonen. Er wird einmal Subacius ablösen.

Im Vorfeld der vergangenen Wettkampfserien gab es immer wieder heftige Querelen mit den Verantwortlichen des Deutschen Boxsportverbandes, wie die Bundesliga auszusehen hat. Ist das auch in diesem Jahr wieder zu erwarten?

Ich möchte das mal nicht hoffen, weil ich denke, dass wir im vergangenen Jahr mit der Variante, in zwei Dreiergruppen zu kämpfen, eine gute Wahl getroffen haben. Nun wird hinter vorgehaltener Hand schon wieder gemunkelt, dass der DBV wieder dänische und polnische Teams einbeziehen will. Und das kann für die erste deutsche Bundesliga wohl absolut nicht das Ziel sein. Vielleicht zerschlägt sich das auch alles wieder – noch ist ja Zeit.

Das Gespräch führte Henner Mallwitz.

Ralph Mantau (51) ist seit 1989 Trainer und Manager der Boxer des SV Motor Babelsberg. Im Ligabetrieb mit Ober- und Bundesliga betreut er die Mannschaft seit sieben Jahren.

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