zum Hauptinhalt

Kita-Ausflug: Erzieher vergessen fünfjähriges Kind im Bus

UPDATE. Ein Fünfjähriger ist bei einem Ausflug mit seiner Potsdamer Kita-Gruppe allein in einem Linienbus zurückgeblieben. Kita-Träger räumt Fehler ein und prüft Konsequenzen für Erzieher.

Potsdam - Es ist der Alptraum für Eltern und Erzieher: Bei einem Kita-Ausflug kommt ein Kind abhanden und niemand merkt etwas. Genau das ist am Dienstagmittag in Potsdam passiert.

Wie die Bundespolizei am Mittwoch mitteilte, habe ein Busfahrer der Linie 695 am Dienstag gegen 12.30 Uhr einen weinenden fünfjährigen Jungen bemerkt. Dessen Kita-Gruppe sei kurz vorher am Alten Markt ausgestiegen – ohne den Knirps. Der Fahrer habe Polizisten zu Hilfe gerufen. Diese ermittelten, dass der Junge die Kita „Märchenland“ in Drewitz besucht. „Sein Verschwinden fiel erst auf, als die Bundespolizisten in der Kita anriefen“, erklärte die Polizei.

Nun ist die Empörung groß. Es sei „ungeheuerlich, wenn ein Kind vergessen wird und das nicht auffällt“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Jugendamtsleiter Norbert Schweers könne sich nicht erinnern, dass sich in seiner zehnjährigen Amtszeit schon einmal ein solcher Fall in Potsdam ereignet habe. Das Jugendamt habe den Träger der Kita aufgefordert, bis zum heutigen Donnerstag schriftlich Stellung zu dem Vorfall zu nehmen. Dann werde über weitere Konsequenzen entschieden. Welche das sein könnten, ließ Brunzlow zunächst offen. Eine Polizeisprecherin erklärte, es werde nun ermittelt, ob Mitarbeiter des Kindergartens ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.

Der für die Kita zuständige Träger, der Internationale Bund (IB), räumte gestern Abend auf Anfrage bereits Fehler ein. „Offensichtlich“ hätten sich die Erzieher beim Verlassen des Busses verzählt, sagte Astrid Goethe, Chefin des IB im Land Brandenburg, den PNN. Sie prüfe bereits arbeitsrechtliche Konsequenzen. Bei den Eltern des Jungen habe sich der Träger noch am Dienstag entschuldigt. Alle seien „froh, dass dem Kind nichts passiert ist“, sagte Goethe. Nun gehe es um die Frage, wie so ein „furchtbarer Vorfall“ künftig verhindert werden könne.

Laut Goethe hätten am Dienstag 33 Kinder und vier Erzieher der Kita „Märchenland“ einen Ausflug in den Park Sanssouci unternommen: „Am Betreuungsschlüssel hat es also nicht gelegen.“ Auf dem Rückweg sei die Gruppe in den Bus 695 gestiegen. Dann hätten sich die Erzieher entschieden, bereits am Alten Markt auszusteigen, um der Hektik eines Umstiegs am Hauptbahnhof zu entgehen. Dabei sei der Fehler passiert. Die Erzieher hätten den Jungen, der wohl kurz eingeschlafen sei, hinter den hohen Sitzlehnen des Busses vermutlich übersehen, sagte Goethe. Kurz bevor die Gruppe rund eine halbe Stunde später die Kita in Drewitz erreicht hätte, habe dort bereits die Polizei angerufen und den gefundenen Jungen gemeldet. Mit ihrer Schilderung widersprach Goethe auch Medienberichten vom Mittwochabend, das Verschwinden des Kindes sei sogar knapp 90 Minuten unbemerkt geblieben. Dieser Widerspruch blieb aber zunächst offen.

Das alleingelassene Kind soll laut Polizei „verängstigt“ gewesen sein, als es der Busfahrer fand. Die herbeigerufenen Bundespolizisten hätten den Fünfjährigen mit in ihre Dienststelle im Hauptbahnhof genommen, um von dort aus nach der Kita des Jungen zu suchen. Den Namen der Einrichtung habe das Kind nicht gewusst – und auch nicht seine Wohnanschrift. Erst mit Hilfe des Jugendamts sei die Kita ermittelt worden, so die Polizei.

Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) zeigte sich über das Verhalten seines Busfahrers erfreut. Weil er dem Kind geholfen habe, werde der Kollege intern belobigt, sagte ViP-Sprecher Stefan Klotz. Generell gebe es beim ViP eine Dienstanweisung für den Fall, dass hilflose Personen wie Kleinkinder gefunden werden. In solchen Fällen müsse die Leitstelle informiert und Hilfe geleistet werden, so Klotz.

Nicht immer gehen Fälle, in denen sich Kita-Erzieher verzählen, so glimpflich ab wie am Dienstag. So waren erst Ende Mai zwei Kita-Erzieherinnen in Eberswalde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Sie hatten sich bei einem Winterausflug verzählt und nicht bemerkt, dass zwei zweijährige Mädchen fehlten. Diese fielen kurz darauf in einen eiskalten kleinen Teich. Ein Mädchen starb.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false