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Die inoffizielle Badestelle am Groß Glienicker See in Potsdam ist bei schönem Sommerwetter gut besucht.

© Andreas Klaer

Ersthelfer fordert Hinweis auf DLRG an Badestelle: Stadt Potsdam lehnt Schild am Glienicker See ab

Auf Berliner Seite des Sees befindet sich eine DLRG-Station. Die könne im Notfall Leben retten, sagt ein Anwohner. Die Verwaltung verweist auf die allgemein bekannte Notrufnummer.

Die Badestellen am Groß Glienicker See gehören zu den beliebtesten Ausflugsorten bei sonnigem Badewetter. Auf der Potsdamer Seite lockt der große Sandstrand am klaren See. Doch für Notfälle, die sich immer wieder an Badegewässern ereignen, gibt es dort keinerlei Vorrichtungen. Die Stadt Potsdam lehnt das Aufhängen eines Rettungsrings an der geduldeten Badestelle ab.

Rainer Dallwig, Seeanrainer und sachkundiger Einwohner der CDU-Stadtfraktion, will durchsetzen, dass an der Badestelle für den Notfall auf die DLRG-Wasserrettung hingewiesen wird. Die Lebensretter befinden sich auf der Berliner Seeseite, seien bei Bedarf mit dem Motorboot schnell vor Ort, sagt Dallwig, der aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig schnelle Hilfe ist.

Das DLRG-Boot kam in 40 Sekunden angesaust.

Rainer Dallwig rettete eine leblose Frau aus dem See.

Im Juli vor vier Jahren habe er eine fast leblose Frau aus dem Wasser gerettet. Ungeübt und hektisch bei der Ersten Hilfe sei er verzweifelt gewesen, weil er die eigentlich in Sichtweite stationierte DLRG in Berlin-Kladow nicht alarmieren konnte. „Die Notrufnummer war in Brandenburg nicht bekannt. Googeln Sie mal mit einer leblosen Frau im Arm“, sagt Dallwig. Nach dem Notruf sei dann auch die Badeaufsicht alarmiert worden. „Das DLRG-Boot kam in 40 Sekunden angesaust“, berichtet Dallwig. Der Rettungswagen aus Potsdam habe 15 Minuten benötigt. „Was in dem Fall zu spät gewesen wäre“, sagt der Lebensretter.

Verwaltung lehnt Rettungsring an der Badestelle ab

Seit diesem Vorfall im Sommer 2019 habe er sich um einen Hinweis auf die DLRG-Rettungsstation an der Badestelle bemüht – erfolglos. Dallwig hängte eigenhändig Schilder mit der Nummer der Wasserrettung auf. Als kürzlich im Stadtentwicklungsausschuss der Stadt auf das Fehlen eines Rettungsringes am Groß Glienicker See hingewiesen wurde, machte die Verwaltung klar, dass dies beabsichtigt sei: Die Verwaltung lehnt Rettungsringe an nicht offiziellen Badestellen ab.

„Ein Rettungsring erhöht den Anschein, dass eine Badestelle regelmäßig abgesucht wird“, sagte der Leiter des Fachbereichs Klima, Umwelt und Grünflächen, Lars Schmäh. Die Stadt habe keine Kapazitäten, alle Badestellen regelmäßig abzusuchen. Bewachte Badestrände gibt es lediglich in den Strandbädern.

Rainer Dallwig hat an der Potsdamer Badestelle die Telefonnummer  030-3654095 der DLRG-Wasserrettung in Berlin-Kladow aufgehängt.
Rainer Dallwig hat an der Potsdamer Badestelle die Telefonnummer 030-3654095 der DLRG-Wasserrettung in Berlin-Kladow aufgehängt.

© privat

„Die Landeshauptstadt weist die Verantwortung für Badestellen von sich. Was natürlich im Sommer wirklich lebensfern ist“, kritisiert Rainer Dallwig. An heißen Sommertagen komme es zu Badeunfällen – egal, ob es sich um eine offizielle Badestelle handle oder nicht. Dallwig spricht von einem „erheblichen Mangel an Verwaltungshandeln“. Ein Schild mit der Berliner DLRG-Telefonnumer habe er nach dem PNN-Bericht über den fehlenden Rettungsring erneut aufgehängt. Die Verwaltung lehnt das auf Nachfrage ab.

Stadt verweist auf die Notrufnummer 112

„Bei Badeunfällen oder Ertrinkungsnotfällen ist umgehend über den europaweiten Notruf 112 Hilfe anzufordern“, sagt Rathaussprecherin Juliane Güldner. Die Leitstelle organisiere die optimale Hilfe je nach Lage des Notfallorts. „Der Aushang weiterer Telefonnummern ist nicht zielführend und sorgt eher für Verwirrung. Die Notrufnummer 112 ist etabliert und kann auch in Stresssituationen leicht gewählt werden“, so Güldner.

Rainer Dellwig gibt sich damit nicht zufrieden. „Der Notruf 112 ist und bleibt der wichtigste erste Schritt, daran soll sich nichts ändern“, sagt er. Wegen der besonderen Lage des Sees an der Landesgrenze sollten Notrufe jedoch direkt an die Berliner DLRG-Station weitergeleitet werden, wenn diese besetzt ist, findet er. Das könne ohne Aufwand Leben retten. Dallwig kündigte einen entsprechenden Antrag für seine Fraktion an.

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