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Kolumne Etwas HELLA: Erleichterung trifft Heiligen Geist

Pfff – ist das eine Erleichterung. Ein erfolgreicher Kirchentag, viele gelungene Veranstaltungen und keine Anschläge.

Pfff – ist das eine Erleichterung. Ein erfolgreicher Kirchentag, viele gelungene Veranstaltungen und keine Anschläge. Nicht mal welche, die verhindert werden mussten. Keine Besserwissereien und kein Streit der Religionen, sondern das Statement, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Dass ein paar Herrentagsfeierer in den Kirchentags-Gottesdienst im Babelsberger Park hineingepöbelt haben, das konnte oder sollte man großzügig überhören.

Oder muss uns der Ruf angeheiterter Männer doch zu denken geben? „Wir sehen uns in 40 Jahren, dann machen wir mit“, hatten sie angekündigt. Lässt das nicht hoffen? Erstens rechnen die durchaus nicht immer gesund lebenden Männer mit einem hohen Lebensalter, zweitens finden sie ihr Dasein in Potsdam und um Potsdam herum so lebenswert, dass sie es gern noch knapp ein halbes Jahrhundert fortsetzen wollen und drittens geloben sie – wenn auch spät – doch noch Einsicht und den Beginn eines löblicheren Tuns als angetrunken auf dem Wasser herumzuschippern oder mit dem Kremser das Nauener Tor, durch das eigentlich nur die Straßenbahn fahren darf, zu verstopfen. Der Herrentagstrubel mit Krachbum, Musik und Alkohol hielt sich nach meiner Erfahrung aber ziemlich in Grenzen und fahrradfahrende Gruppen zeigten sich eher durchmischt in friedlichem Verein von Männern und Frauen. Auf dem Pfingstberg war gar Familiendonnerstag angesagt und zum Sonnenschein gab es einen heiteren Jazz, der das Gemüt zusätzlich erfreute.

Wenn das so weitergeht, dann kommen wir womöglich auch nüchtern zu vorausschauend einvernehmlichen Erkenntnissen und reißen die Biosphäre nicht ab, sondern verkaufen sie an die Chinesen, die gerade dabei sind, mit ihren Urlaubsgelüsten Griechenland zu retten und ganzen Inseln zu „Ausverkauft“-Schildern zu verhelfen. Vielleicht zeigen ja auch irgendwelche Scheichs Interesse am Bau im Volkspark. Denen müsste man vielleicht zusichern, dass sie nebenan ihre Kamele weiden lassen dürfen. Aber man muss solche Joint-Ventures eben richtig verhandeln und die Suche eines Biosphärenbetreibers nicht so kleinlich auf Europa begrenzen. Wenn uns Pfingsten nicht nur der Alkohol zu spannenden Ausflügen in die Zukunft verhilft, sondern auch noch der Heilige Geist über uns kommt wie seinerzeit über die Jünger, dann müsste dieses Problem doch zu lösen sein. Ebenso wie der vorprogrammierte Stau in der Zeppelinstraße. Baustellen können dabei helfen. Denn sie erweisen sich als Stätten der inneren Einkehr, wenn nichts mehr geht oder fährt. Und noch etwas Unglaubliches gelingt: Die Brandenburger Straße bekommt einen neuen unverwüstlichen Belag ganz ohne langwierige Diskussionen über historische Steingrößen, modernen Unterbau und die Absätze der AbgeordnetInnen. Der Einzelhandel muss nicht Monate mit Einschränkungen leben und das ganze dauert weniger als 40 Jahre.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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