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Voll versiegelt: Die Sonne knallt im Sommer auf den Alten Markt, die Nikolaikirche und das Potsdam Museum.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Entsiegeln, wo immer es geht!: Potsdam muss den Hitzeschutz endlich ernst nehmen

Die Stadtklimakarte zeigt deutlich auf, wie sich der Klimawandel auf die Stadt auswirkt – jetzt müssen endlich die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

Ein Kommentar von Erik Wenk

38,9 Grad im Schatten – diesen Hitzerekord erreichte Potsdam am 20. Juli 2022. Eine Temperatur, die besonders in der Innenstadt nichts mehr mit angenehmem Sommerwetter zu tun hat, sondern eher mit Gesundheitsgefährdung. 111 Hitzetote zählte Brandenburg 2021, gesicherte Zahlen für Potsdam liegen nicht vor.

Die nun veröffentlichte Stadtklimakarte, die die Hitzebelastung an einem heißen Sommertag ohne Wind zeigt, bestätigt, was viele Potsdamer:innen aus eigener Erfahrung kennen: Stark versiegelte Orte wie den Alten und den Neuen Markt, den Innenhof des Stadtschlosses oder die engen Hinterhöfe der Altstadt sollte man an solchen Tagen tunlichst meiden, denn hier staut sich die Hitze wie in einem Backofen. Der Grund: Kaum Schatten, blockierte Durchlüftung und fehlendes Grün.

Es war nicht der erste Hitzesommer in Potsdam, doch bislang ist wenig passiert, um das Stadtklima zu verbessern. Der Klimarat Potsdam und viele Wissenschaftler:innen fordern die Stadt seit langem dazu auf, den von ihr ausgerufenen Klimanotstand endlich ernst zu nehmen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Das Gutachten zur Stadtklimakarte macht viele gute Vorschläge: Warum müssen Parkplätze oder Innenhöfe geschlossene Asphaltdecken haben? Rasengittersteine können zur Entsiegelung beitragen und gleichzeitig die Versickerung bei Starkregen verbessern. Der Alte Markt – aber auch viele andere Flächen – sollten begrünt werden. Wo das nicht geht, müssen Markisen und Sonnensegel her.

Auch Private Hauseigentümer:innen sind gefragt, das Stadtklima mit Dach- oder Fassadenbegrünungen zu verbessern. Vor allem aber sollten vorhandene Grünflächen und Bäume erhalten werden, schon allein aus Gründen des Klimaschutzes.

Man muss es halt nur machen – und genau das ist das Problem: Die Stadtklimakarte ist eine hervorragende Visualisierung der Auswirkungen, die der Klimawandel in Potsdam verursacht. Gleichzeitig ist das meiste, was sie zeigt und impliziert, seit langem bekannt. Ob die Karte also zu irgendeiner Veränderung beiträgt, bleibt offen.

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