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Landeshauptstadt: Eltern protestieren für mehr Lehrer

An Schulen regt sich Widerstand gegen Lehrerstundenplanung – Eltern schreiben Protestbrief an Platzeck

Der Unmut der Eltern an Potsdamer Schulen geht in die nächste Runde. Nach Elternprotesten am Helmholtz-Gymnasium gegen die geplanten Stundenkürzungen des Staatlichen Schulamtes haben nun Vertreter weiterer Schulen auf die Misere aufmerksam gemacht. In einem Schreiben an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) haben die Eltern der Hauptmann-Schule aus der Brandenburger Vorstadt in Potsdam weitere Lehrer für das kommende Schuljahr gefordert. Sie sehen den Unterricht an der Grundschule als gefährdet an, mehr als zweihundert Unterstützerunterschriften sind an den Brief angehängt worden.

„Wir protestieren gegen die geplante Kürzung von Lehrerstunden an Grundschulen ab August 2011“, schreiben die Eltern. Sie fordern von der Landesregierung und dem Staatlichen Schulamt „die sofortige Rücknahme der Kürzungen“ sowie dass jeder Grundschulklasse „eine vollwertige Klassenlehrerin“ zugeordnet wird. Auch müssten die Grundschulen „mit einer angemessenen und kurzfristig einsetzbaren Vertretungsreserve für (dauer)kranke Lehrer“ ausgestattet werden. Wie die Landesbildungsministerin Martina Münch (SPD) jetzt erklärte, sind derzeit fast 500 Lehrer in Brandenburg dauerhaft krankgeschrieben. Das entspricht 2,8 Prozent der rund 14 750 Lehrer. Nach Angaben von Ministeriumssprecher Stephan Breiding gilt ein Lehrer als dauerhaft krank, wenn er innerhalb eines Kalenderjahres sechs Wochen am Stück oder insgesamt sechs Wochen wegen einer Krankheit fehlt. Beamte bekommen immer ihre vollen Bezüge, egal wie lange die Krankheit dauert. In der Regel beginnt laut Breiding aber nach drei Monaten die Prüfung, ob Dienstunfähigkeit vorliegt und die Beamten in den Ruhestand zu versetzen wären.

An der Potsdamer Hauptmann-Grundschule herrscht seit Jahren eine angespannte Situation. Sie gehört laut Statistik neben der Drewitzer Grundschule am Priesterweg zu jenen Einrichtungen, in denen am häufigsten der reguläre Unterricht ersetzt werden muss. Ab dem kommenden Jahr nun reiche die Gesamtlehrerzahl an der Schule nicht aus, um jeder Klasse einen vollwertigen Klassenlehrer zuzuordnen, erklärte Sven Stolpe, Sprecher der Elternkonferenz. Es werde zwar wieder zwölf Klassen geben, der Schule sollen jedoch nur elf Lehrerinnen zugeteilt werden. „Die Schulleitung oder eine Sonderpädagogin müssten zusätzlich die Klassenleiterfunktion mit übernehmen“, so Stolpe. Er und andere Eltern befürchten nun negative Auswirkungen auf den Unterricht. Dazu zählen vermehrter Stundenausfall, Wegfall des leistungsdifferenzierten Unterrichts in den höheren Klassen sowie steigende Krankenstände bei den Lehrerinnen. „Wir protestieren gegen die Landespolitik, in der die Bildung und Erziehung unserer Kinder landespolitischen Sparzielen zum Opfer fällt und die Bedingungen für eine angemessene Pädagogik nicht hinreichend erfüllt werden“, heißt es in dem Protestbrief.

Das Staatliche Schulamt hat reagiert und erklärt, die Schule werde die benötigten Lehrerstunden erhalten. Derzeit hat die Schule 15 Lehrer. Eltern sehen dennoch die Bedingungen nicht erfüllt, denn von den 15 Stellen seien zwei für die Schulleitung und zwei Sonderpädagoginnen. Das mache rechnerisch elf volle Lehrkräfte für zwölf Klassen, argumentieren sie.

Auch an anderen Schulen regt sich Unmut über die Zahlenspielereien des Schulamtes. So haben mehrere Schulleiterinnen in den vergangenen Wochen und Monaten den Eltern mitgeteilt, dass es Kürzungen des Stundenpools geben werde. Dies hätte in Ganztagsschulen Auswirkungen auf die Nachmittagsarbeit der Lehrer, zudem würden Teilungsstunden der Klassen wegfallen. An der Hauptmann-Grundschule haben innerhalb von vier Tagen mehr als 200 Eltern mit Angabe des Namens und der Adresse gegen die Politik des Landes unterschrieben.

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