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Links und rechts der Langen Brücke: Einseitige Schuldzuweisung

Dirk Becker über das drohende Aus für Rohkunstbau und die Fehleinschätzung, die Schlösserstiftung wäre schuld daran

Es klingt dramatisch: Rohkunstbau, dem brandenburgischen Festival für zeitgenössische Kunst, droht nach 14 Jahren erfolgreicher Arbeit das Aus. Schuld ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, weil die Schloss Sacrow in diesem Jahr nicht wieder für eine Ausstellung zur Verfügung stellen wird. So zumindest sieht es der Gründer und künstlerische Leiter von Rohkunstbau, Arvid Boellert. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Im Dezember 2006 hatte Rohkunstbau überraschend das Schloss bei Groß Leuthen als langjährige Spielstätte verloren, weil die Immobilie verkauft wurde. Die Schlösserstiftung half in der Not und bot für den Sommer 2007 das Schloss in Sacrow an. Weitere Zusagen gab es nicht. Die Veranstalter von Rohkunstbau haben jedoch gehofft, dauerhaft in Potsdam bleiben zu können. Als Anfang Dezember die Absage auf eine schriftliche Anfrage kam, war die Überraschung groß, mussten die ersten Planungen für diesen Sommer über den Haufen geworfen werden. Nun steht die Schlösserstiftung am Pranger und wird beschuldigt, hinzunehmen, dass Rohkunstbau nicht mehr stattfinden kann. Diese Haltung ist so dreist wie falsch.

Es ist das ureigenste Recht der Verantwortlichen in der Stiftung, eine Absage auf eine Anfrage für eine Ausstellung zu stellen. Wenn diese Absage damit begründet wird, dass ein Denkmal wie das Schloss Sacrow für eine solche Ausstellung nicht geeignet ist, kann man sich ruhig auf den Sachverstand der Experten verlassen. Und wenn die Stiftung das Schloss für Filmaufnahmen vermietet, gilt hier nicht Kommerz vor Kunst. Die Stiftung ist verpflichtet, Gelder einzunehmen, die in die längst überfällige Sanierung vieler der historischen Häuser fließen sollen. Hinzu kommt, dass die einseitigen Schuldzuweisungen an die Schlösserstiftung vom eigentlichen Problem ablenken.

So erfolgreich Rohkunstbau in den vergangenen Jahren auch gewesen ist, ist es nicht gelungen, diesem Festival die notwendige institutionelle Sicherheit zu geben. Ob das an der fehlenden Förderstruktur in Brandenburg liegt oder an dem Selbstverständnis der Macher von Rohkunstbau, kann nicht genau gesagt werden. Was aber mit Sicherheit gesagt werden kann: Die Schlösserstiftung hätte vielleicht früher klar machen müssen, dass Sacrow nur ein einmalige Spielstätte für Rohkunstbau bleiben kann. An der Misere, in der die Veranstalter jetzt stecken, trägt die Stiftung aber keine Schuld.

Dirk Becker

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