zum Hauptinhalt
Treffpunkt. Bis zu 80 Kinder besuchen die „Arche“ täglich, doch nicht alle davon kommen aus „schwierigen“ Elternhäusern. Zunehmend sei auch die Mittelschicht vom Thema Armut betroffen, so Arche-Leiter Christoph Olschewski.

© Andreas Klaer

Kinderarmut in Potsdam: Ein zweites Zuhause

Die „Arche“ in Drewitz stärkt Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Der Leiter der Einrichtung glaubt, dass sich die Arche in Zukunft um noch mehr Kinder kümmern muss.

Potsdam/Drewitz - Im Flur der „Arche“ riecht es wie in einer Konditorei – kein Wunder, in der kleinen Küche nebenan wird gerade gebacken: „Zitronenkuchen und Schokomuffins“, erklärt eines der Mädchen, das mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Freizeittreffs vor dem Herd steht. „Backen ist sehr angesagt“, verrät Arche-Leiter Christoph Olschewski und zeigt auf den vollen Terminplan an der Wand.

Die Potsdamer Arche, die 2008 in Drewitz gegründet wurde, hat regen Zulauf: Bis zu 80 Kinder kommen täglich in die christliche Einrichtung, viele davon aus sozial benachteiligten Familien: „Wir wollen sie stark fürs Leben machen“, so das Credo von Olschewski.

Zentraler Ort ist das Café: „Hier kommen die Kinder an, sagen Hallo oder können erzählen, wie es heute so in der Schule lief“, sagt Olschewski. Gerade ist es relativ ruhig, einige Kinder spielen am Tisch, es gibt gemütliche Sitzecken, einen Kicker, Brettspiele, Bilderbücher. Viele kommen nach dem Unterricht in der benachbarten Grundschule am Priesterweg hierher, für jeden ist etwas dabei: Im „Toberaum“ kann man nach Herzenslust auf Gummimatten herumspringen und an Wänden klettern, im Hausaufgabenzimmer stehen Computer zum Arbeiten, im Theatersaal werden Tanzschritte geübt und draußen auf dem Hof wird Fußball gespielt. Außerdem gibt es einen Kreativraum zum Basteln und Töpferkurse. „Kreativität stärkt die psychische Widerstandskraft von Kindern“, sagt Olschewski bei einem Rundgang.

„Hier haben sie ein anderes Leben, das ihnen Kraft gibt, um ihren normalen Alltag durchzustehen“

Die Arche ist ein schöner Ort, die Räume sind groß und dank Spenden gut ausgestattet. Viele der Kinder brauchen diese Anlaufstelle: „Für einige ist die Arche wie ein zweites Zuhause“, sagt Olschewski, der die schwierigen Situationen kennt, aus der manche der Kinder kommen. „Hier haben sie ein anderes Leben, das ihnen Kraft gibt, um ihren normalen Alltag durchzustehen.“ Mit Erfolg: Manche ehemalige Arche-Besucher hätten erfolgreich eine Ausbildung oder ein Studium begonnen, aber eben nicht alle, so Olschewski. „Wir können Einfluss auf die Kinder nehmen, aber die Elternhäuser können wir meist nicht ändern.“

Kinderarmut sei in den zehn Jahren, seitdem es die Arche in Potsdam gibt, nicht weniger geworden, sagt Olschewski: „Es wird eher mehr werden. Wir beobachten, dass das Thema Armut immer mehr in den Mittelstand schwappt.“ Denn auch wer kein Hartz-IV empfängt, ist nicht automatisch wohlhabend, gerade alleinerziehende Eltern könnten schnell in Not geraten. Eine Not, die die Arche zumindest in Teilen lindern kann: Zum Beispiel durch Ausflüge, die sich manche Familie nicht leisten kann, durch eine Kleiderkammer mit Kindersachen, durch kostenloses Mittagessen, durch Recherche nach Fördermöglichkeiten, durch Bewerbungstrainings.

Beziehungsarbeit ist vor allem eine Personalfrage

Das Entscheidende ist jedoch die „Beziehungsarbeit“, so Olschewski, also: Mit den Kindern sprechen, mit ihnen Dinge unternehmen, sie fördern, sie motivieren, für sie da sein. „Kinder brauchen feste Bezugspersonen, deshalb ist Beziehungsarbeit immer eine Personalfrage.“ Derzeit hat die Arche ein Team aus sieben Mitarbeitern, davon vier Festangestellte, hinzu kommen rund 20 Ehrenamtler. Zu wenig für die vielen Kinder, die die Arche täglich besuchen, sagt Olschewski: „Wir mussten unsere Angebote für Jugendliche in letzter Zeit immer mehr verkleinern, weil wir das nicht mehr stemmen können.“ Mindestens eine weitere feste Stelle und eine FSJ-Stelle seien nötig, um das Angebot aufrechtzuerhalten, so Olschewski.

Insgesamt sieht er die Situation in Potsdam durchaus positiv: „Es gibt gute Netzwerke und Angebote in der Stadt“, so Olschewski. Trotzdem könne man natürlich Dinge verbessern, um benachteiligte Familien zu entlasten, sagt Olschweski: „Den Kitabeitrag abschaffen – das würde wirklich helfen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false