zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ein Versprechen für die Ewigkeit

Die Potsdamer Eheleute Alfred und Henny Sachse feierten ihren 65. Hochzeitstag in der Pirschheide

Potsdam-West – Es muss nicht immer spektakulär sein, wenn ein Mann um die Hand einer Frau anhält. Die allumfassende Garantie, dass sie einwilligt hat er wohl ohnehin nicht. Heiratsanträge können auch in einfacher Form dargebracht werden und trotzdem für den Anfang einer langen Ehe gut genug sein. So wie bei Alfred und Henny Sachse, die gestern in der Gaststätte Seekrug in der Pirschheide gemeinsam mit vielen Familienmitgliedern ihren 65. Hochzeitstag feierten.

Beim Geschirr-Spülen war es, Anfang des zweiten Weltkrieges. Da fasste sich Alfred Sachse, der gebürtiger Potsdamer ist, ein Herz und fragte seine Henny. Die war begeistert. Und sagte Ja. Im Sommer 1941, am 31. Juli, heirateten sie standesamtlich in Sorge im Harz. Dort wohnte Henny, gebürtige Harzerin, zu der Zeit. Alfred Sachse war im Krieg in Polen und hatte eigens für die Hochzeit vier Tage Urlaub bekommen. Eile war geboten. „Die Heirat war nicht wirklich schön und die ganze Feierlichkeit stand unter enormen Zeitdruck“, sagt Henny Sachse heute. Natürlich habe es auch damals Blumen gegeben. Aber es war eben alles knapper: der selbst gebackene Kuchen, die von ihrem Mann aus Polen mitgebrachten Getränke und auch die Zahl der geladenen Gäste. Ein paar Monate später haben sie dann sogar noch – wieder im Harz – kirchlich geheiratet.

Kennengelernt hatten sie sich 1940 in Potsdam. Alfred Sachse arbeitete als Tischler in Babelsberg, Henny Sachse als Hausmädchen in der Nähe. Fast täglich liefen sie sich über den Weg. Und dann begannen sie sich für einander zu interessieren. Was folgte ist bekannt. Vier Kinder, zwölf Enkelkinder und zehn Urenkel krönen mittlerweile ihre lange Beziehung. Die beiden schauen sich verliebt an, als wäre das alles nichts. Routine hat sich bei den beiden noch lange nicht eingeschlichen. „Jetzt wollen wir auch die nächsten 65 Jahre angehen“, sagte Alfred Sachse halb im Scherz, halb im Ernst.

Er geriet Mitte des Krieges in Gefangenschaft, war zum Ende hin in den USA. Schwer verletzt kam er nach Deutschland zu seiner Frau und seinen Kindern zurück. Kurios ist, dass er bis zur Wende als vermisst galt. Die Meldung seines Bataillons von 1944 war noch nicht aktualisiert worden. Damals hatten sie seinen Gesundheitszustand in Berlin in der dafür zuständigen Behörde das letzte Mal eingeschätzt. Nach der politischen Wende 1990 dann ein zweites Mal. Jetzt war er auch formal angekommen.

Ihr Alter merkt man den Eheleuten nicht an, Henny Sachse wird im Oktober 86, Alfred Sachse in vier Tagen 87. „Die Körper machen natürlich nicht mehr alles mit“, sagte Tochter Annelie, die zur Eisernen Hochzeit ihrer Eltern von der Ostsee angereist war. „Aber geistig sind die beiden fit wie ein Turnschuh“. Sie alle seien stolz auf die beiden. Alfred Sachse fährt im Oktober sogar noch für ein paar Tage mit Angehörigen in den Urlaub nach Kuba. Meine Mutter kann leider nicht mitkommen, das wäre „zu strapaziös für ihren Körper“, sagte Sohn Karl Peter.

Nun ist es an der Familie in punkto Ehejahren den Vorbildern nachzueifern. Genügend Anwärter gibt es ja. Trotzdem wohl ein schier aussichtsloses Unterfangen. Die Zeiten ändern sich. „Opa“, wie Tochter Annelie ihren Vater nennt, „ist schon manchmal traurig, wenn sich wieder mal ein Enkel von einer längeren Beziehung getrennt hat.“ Martin Stralau

Martin Stralau

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false