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Das Krongut: Vor allem in den Wintermonaten laufen die Geschäfte schlecht. Inhaber Josef Laggner will nun gegensteuern.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Ein Plan gegen die Krise

Neues Konzept: Der Gastronom Josef Laggner will das Krongut Bornstedt als Tagungsort etablieren

Von Katharina Wiechers

Sanssouci - Für Josef Laggner ist die Sache eindeutig: Die Busse sind das Problem. Sie dürfen nicht bis zum Krongut Bornstedt vorfahren, die Straße ist dafür nicht zugelassen. Und der Parkplatz ist Hunderte Meter entfernt, „zu weit für betagte Herrschaften“, sagt Laggner. Seit 2008 betreibt er das Krongut, doch die Geschäfte laufen vor allem in den Wintermonaten mehr schlecht als recht. Ein neues Konzept soll aus der Krise helfen.

So wollen Laggner und seine Gutsleiterin Jenny Krüger das Krongut noch stärker als bislang als Tagungsort etablieren. Der Raum „Sello“ im ehemaligen Wasch-, Back- und Schlachthaus wurde bereits renoviert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. 80 Menschen können dort ein Seminar abhalten. Der etwas kleinere „Blaue Salon“ wird noch saniert. Das historische Ambiente mit den alten Holzbalken an der Decke und dem Dielenboden soll dabei erhalten bleiben. „Wir wollen keine Konkurrenz zum Seminaris-Kongresszentrum sein“, sagt Krüger. „Das können wir auch gar nicht.“ Aber Tagungen hätten einen klaren Vorteil: Mit ihnen ließe sich besser planen als mit den unkalkulierbaren Touristenströmen. Und einen weiteren positiven Effekt hat das Konzept für Laggner: In der Mittagspause wird die von ihm betriebene Gastronomie vor Ort genutzt, das Brauhaus und Weinlokal Lutter & Wegner.

Während der Sommermonate laufe es ohnehin gut, sagt Krüger. Viele Touristen machten nach dem Besuch von Sanssouci noch einen Abstecher zu dem einstigen königlichen Mustergut nördlich des Parks, um eine Kleinigkeit zu essen oder Souvenirs zu kaufen. Bei schönem Wetter kämen am Wochenende auch viele Potsdamer oder Berliner. Auch Jenny Krüger spricht auf die Busse an. „Wir sind hier quasi von der Außenwelt abgeschnitten“, sagt die Gutsleiterin und deutet auf die Ribbeckstraße, die am Krongut entlangführt. „Richtung Sanssouci hindern Poller die Autos am Durchfahren, und in die andere Richtung gilt das Fahrverbot für Busse.“ Warum zum Beispiel Sanssouci einen neuen Parkplatz direkt an der Historischen Mühle bekommt und nicht das Krongut, immerhin ebenfalls Unesco-Weltkulturerbe – das versteht sie nicht. „Alle, die nicht gut zu Fuß sind, werden ausgeschlossen“, findet sie.

Das Verbot gilt bereits seit 2005. Erst im vergangenen Jahr hat Laggner bei der Stadtverwaltung beantragt, es aufzuheben – ohne Erfolg. Während die Anwohner froh sind, dass die schmale Straße nicht von großen Bussen befahren wird, spricht Laggner von Willkür. Ihm geht es um die Senioren-Busreisen, die vor allem unter der Woche das Geschäft beleben könnten. „Mittlerweile gibt es in der Umgebung 15 oder 20 andere Gutshöfe, wo die Busse direkt ranfahren können. Klar, dass sie nicht zu uns kommen“.

Besonders wenig Besucher kommen in den Monaten Januar, Februar und März. „Da ist auf dem Krongut tote Hose“, sagt Laggner. Während die große Laggner-Gruppe, die zahlreiche Restaurants und Weinlokale vor allem in Berlin betreibt, die Verluste ausgleichen kann, machen die umsatzschwachen Monate den kleinen Händlern, die sich rund um den Innenhof in den alten Gemäuern niedergelassen haben, schwer zu schaffen. Der Glasbläser ist schon lange nicht mehr da, auch der Kerzendreher überlebte nicht, zuletzt ging die Hofbäckerei pleite. Auch Gerüchte über einen Auszug des Hofbarbiers gibt es. Die insolvente Bäckerei will Laggner selbst übernehmen – derzeit wird über den Preis verhandelt. Einige andere Geschäfte wie etwa der Blumenladen gehören ebenso wie die Gastronomie ohnehin schon ihm.

Nicht nur ein Ausbau des Tagungsgeschäfts soll die Einbußen ausgleichen, auch das Zinnfiguren-Museum will Laggner ausbauen. Künftig sollen dort 30 000 statt 20 000 Figuren ausgestellt werden. Bereits verlängert hat er die Krongut-Saison durch das Oktoberfest und den heute beginnenden Weihnachtsmarkt auf dem Krongut. „Beides wird von den Potsdamern mittlerweile sehr gut angenommen“, sagt Laggner. Und noch eine Idee hat er: Ab diesem Winter will er auch Après-Ski-Parties auf dem Krongut veranstalten, angelehnt an die schlagerlastigen Feiern, die es vor allem in bayerischen und österreichischen Wintersportorten gibt.

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