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Landeshauptstadt: Ein Museum muss einpacken

Das Filmmuseum im alten Marstall wird saniert, brandschutzgerecht und auch barrierefrei umgebaut. Es ist eine finanzielle und logistische Herausforderung

Für das Filmmuseum wird es ernst. In wenigen Wochen wird das Haus für ein ganzes Jahr geschlossen, damit in dem historischen Gebäude umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden können. Bereits ab 4. März bleibt das Museum geschlossen, ab 22. März dann auch das Kino. Die Wiedereröffnung des sanierten Marstalls ist für April 2014 geplant, sagte Marketing-Chefin Christine Handke bei einem Termin mit den PNN.

In erster Linie gehe es bei den Arbeiten um die Brandschutzerneuerung, sagte Verwaltungsleiter Gabriel Maasberg. Das in den 90er Jahren konzipierte und gestaltete Museum muss nach neuen Brandschutzrichtlinien umgerüstet werden. Demnach muss das 140 Meter lange Haus, eines der ältesten Gebäude Potsdams, in fünf sogenannte Brandabschnitte unterteilt werden, die im Notfall voneinander zu trennen wären: Kinosaal und Ausstellungsraum, Eingangshalle, Westfoyer mit Büros sowie Café. Augenfällig werden vor allem die Veränderungen im Eingangsbereich sein: Die deckenhohe Glaswand zum Museum wird verschwinden und durch eine Mauer ersetzt. Dadurch gehe zwar eine gewisse Transparenz und Leichtigkeit verloren, die neue Wand könne aber gestaltet und in die jeweilige Ausstellung mit einbezogen werden, so Handke. Auch direkt im Bereich der Dauerausstellung gibt es Veränderungen: Damit sich im Brandfall die Rauchgase nicht ausbreiten, muss der ovale Deckendurchbruch geschlossen werden. Das sei zwar schade, andererseits gewinne man dadurch mehr Ausstellungsfläche und dämme die Lärmübertragung zwischen den Etagen etwas ein.

Mit dem Umbau in den Ausstellungsräumen sowie der Trennung von Be- und Entlüftungssystem ist es nicht getan: Die neuen Brandschutzauflagen betreffen auch das bewegliche Inventar des Foyers, so müsse alles, von den Sitzmöbeln bis zu den Vitrinen, brandschutztechnisch abgenommen werden.

Im Westfoyer werden derweil Fluchtwege für Mitarbeiterbüros neu konzipiert und die Toilette behindertengerecht umgebaut, die dann für Rollstuhlfahrer bequem vom Kinosaal zu erreichen ist. Auch neu für Rollstuhlfahrer: An der hinteren Wand der Eingangshalle gibt es künftig einen ebenerdigen, barrierefreien Eingang. Dafür wird eine historische, zugemauerte Tür reaktiviert. Bisher war der Zugang nur über eine mobile Rampe möglich, mussten sich Rollstuhlfahrer durch Klingeln bemerkbar machen.

Im Kinosaal selbst wird die gesamte Entrauchungsanlage modernisiert, außerdem wird die Wandverkleidung vorübergehend abmontiert, weil die Fenster zur Breiten Straße nach 20 Jahren dringend saniert werden müssen. Für die Baufreiheit und vor allem wegen der Staubentwicklung muss die Bestuhlung ausgebaut werden, die historische Welte-Kinoorgel wird von einer Spezialfirma aus Thüringen penibelst eingepackt.

Während der Bauzeit werden auch die meisten Exponate der Ausstellung ausgelagert, beispielsweise ins Depot in der Pappelallee. „Glücklicherweise können viele eingehaust, also eingepackt werden und vor Ort verbleiben. Dadurch sparen wir 200 000 Euro“, sagte Maasberg. Die Umzugs- und Depotkosten für die Ausstellung schätzt er derzeit auf 300 000 Euro. Die muss das Museum, dem während der Umbauzeit etwa 320 000 Euro an Einnahmen verloren gehen, allein stemmen. Dazu kommen noch etwa 600 000 Euro für die externe Auslagerung des Kinosaalinventars. „Wir haben Rücklagen von 2012, aber das ist nicht ausreichend“, sagte Handke. Ungern würden sie nach der Eröffnung die Kinopreise erhöhen, die bislang im stadtweiten Vergleich im unteren Sektor liegen. Das Land trägt die Kosten für den Umbau, 1,5 Millionen Euro, noch ist offen, ob es weitere Unterstützung für das Filmmuseum gibt.

Was die Barrierefreiheit nach dem Umbau betrifft, arbeite man eng mit dem Behindertenverband zusammen, so Handke. Sehr gern würde man das Haus verstärkt auf die Belange von sehbehinderten Menschen hin ausrichten. Gute Erfahrungen habe man bereits mit Führungen für Sehbehinderte gemacht. Man werde die Schließzeit nutzen, diesbezüglich neue Ideen zu entwickeln, aber letztlich sei vieles eine Kostenfrage, so Handke.

Die 14 Mitarbeiter werden während der Bauzeit im Depot, der Hochschule für Film- und Fernsehen oder projektbezogen mit dem Potsdam Museum zusammenarbeiten. „Wir planen ein jüdisches Filmfestival, Aufführungen historischer Potsdam-Filme im Umland und arbeiten an einer Publikation zur Filmstadt Potsdam“, so Handke zu ihren Vorhaben für die Schließzeit.

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