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Hinter Gittern. Der Zaun um die Wiese am Zernsee verärgert einige Golmer.

©  Klaer

Landeshauptstadt: Ein Maschendrahtzaun und weiterer Ärger

Die Auseinandersetzungen um die Badewiese am Zernsee spitzen sich zu: Die Stadt und die Betreiberinnen des Gutes Schloss Golm treffen sich vor Gericht

Golm - Es geht um einen jahrelangen Streit, im Mittelpunkt stehen zwei bekannte Schlagersängerinnen und auch ein Maschendrahtzaun: Die Auseinandersetzungen um eine Badewiese am Golmer Zernsee gehen in die nächste Runde.

Die Rede ist von einem Stück Rasen neben dem in den 1990er-Jahren sanierten Gutschloss Golm, dem Hotel-Restaurant der Musikerinnen Cora und Swetlana von dem Bottlenberg, die mit dem Hit „Amsterdam“ bekannt geworden sind. Die Wiese neben ihrem Grundstück haben sie seit Jahren gepachtet. Doch immer wieder gab es Kritik, dass sie die im Sommer gern als Badewiese genutzte Fläche entgegen der Vorschriften im Pachtvertrag gesperrt haben. Beide haben die Vorwürfe stets bestritten. Nun hat die Stadt nach einem von der SPD initiierten Beschluss den Pachtvertrag zum Ende diesen Jahres gekündigt, wie Stadtsprecherin Christine Weber sagt. Zugleich sollen die Sängerinnen nach Anweisung der Stadt einen Maschendrahtzaun entfernen, der die Wiese einfriedet. Dagegen haben sie mit ihrer Firma Mico GmbH Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. 2011 war eine Klage der Stadt gegen den Zaun aus formalen Gründen gescheitert.

Für Cora von dem Bottlenberg ist die Situation paradox. Denn laut dem noch bis Ende des Jahres geltenden Pachtvertrag seien sie und ihre Partnerin verpflichtet, die Wiese einzufrieden. Damit solle die als Landschaftsschutzgebiet geltende Fläche vor zum Beispiel Wildschweinen geschützt werden. „Da beißt sich doch der Hund in den Schwanz“, sagt von dem Bottlenberg. Ebenso hat die Stadt bereits das Entfernen eines inzwischen abgerissenen Schuppens verfügt, der auf der Wiese ohne Baugnehmigung errichtet worden war. Das bestätigt die Sängerin, sagt aber auch: „Das war eigentlich die Kulisse für eine Filmaufnahme – wir haben das niedlich gefunden und einfach stehen gelassen.” Plötzlich habe eine dreiseitige Abrissverfügung aus dem Rathaus im Briefkasten gesteckt: „Dabei wollen wir doch nichts Böses.” Was die Auseinandersetzungen mit der Stadt aktuell zusätzlich pikant macht, ist Cora von dem Bottlenbergs Kandidatur für die Wählergruppe Potsdamer Demokraten, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet sieht.

Doch ob die Bottlenbergs im Fall der Zernsee-Wiese uneigennützig handeln, daran hat der Golmer SPD-Stadtverordnete Marcus Krause seine Zweifel. Und er sagt voraus: „Wir werden im Sommer wieder die gleichen Probleme haben wie jedes Jahr – die Damen werden wieder genau für die Wochenenden, an denen Familien gerne einen Spaziergang machen und den Blick auf den Zernsee genießen wollen, für die Wiese Schließtage beantragen und genehmigt bekommen." Cora von dem Bottlenberg sagt, diese Schließtage seien im Pachtvertrag so vereinbart: Vorgesehen sei, dass sie und ihre Partnerin 20 Tage im Jahr bestimmen können, wann die Wiese von der Öffentlichkeit nicht genutzt werden darf – etwa wenn im Schloss eine Tagung oder eine Hochzeit stattfindet. „Wenn so eine Veranstaltung von der Wiese aus gestört wird, spricht sich das herum – dann können wir den Laden irgendwann dicht machen“, sagt Cora von dem Bottlenberg.

Insofern sei auch die Kündigung des Pachtvertrags durch die Stadt ein existenzielles Problem. Die Sängerin erinnert sich an frühere Zeiten, als die Wiese noch nicht durch den Zaun und ein verschließbares Holztor abgegrenzt war. Vor allem Berliner seien da gekommen, hätten gezeltet, gefeiert, danach ihren Müll liegen gelassen. „Wir dagegen pflegen die Wiese.” Und wenn die Stadtverwaltung bei ihrer Kündigung des Vertrags zum Jahresende bleibe - „wird dann die Stadt einen Pförtner einsetzen, der auf alles aufpasst?” Stadtsprecherin Weber sagt, zur Frage der künftigen Pflege fänden bereits verwaltungsinterne Gespräche statt.

Kritiker Markus Krause verweist dagegen etwa auf den vergangenen Sommer. Damals seien Fußgänger sogar mit dem Hinweis auf eine tatsächlich nicht existente Videoüberwachung verschreckt worden. Auch der Maschendrahtzaun verstößt aus seiner Sicht gegen die Verordnung für Landschaftsschutzgebiete. Zudem verweist er auf Golmer Bürger, die sich mit Beschwerden an den Ortsbeirat wendeten und diese mit Fotos dokumentierten: etwa wegen Müll auf dem Grundstück, der nach Festlichkeiten am Gutschloss herumlag. Oder wegen Verbotsschildern, die suggerierten, dass es nur für Gäste des Hotels Zugang gibt. Oder wegen des Holztors, dass auch an normalen Tagen, an denen keine Schließung vorgesehen war, nicht sichtbar offen stand – ohnehin seien die Daten der Schließtage öffentlich kaum bekannt, moniert Krause.

Cora von dem Bottlenberg bestreitet, absichtlich das Grundstück abzusperren: „Wenn das Tor doch einmal zu ist, kann man einfach nach nebenan zu uns kommen und fragen.” Die Kritiker seien einige wenige Golmer, „immer dieselben”. Man wolle in Harmonie mit den Bewohnern des Ortsteils leben – für ihre Sicht der Dinge wolle sie auch an den Wahlkampfständen der Potsdamer Demokraten werben. Werde sie in die Stadtverordnetenversammlung gewählt, will sie auch mit Oberbürgermeister Jann Jakobs direkt reden: „Er ist doch ein vernünftiger Mann.”

Denn noch ein Problem sehen die von dem Bottlenbergs: Wenn die Wiese nicht mehr an sie verpachtet wäre, wie würde überhaupt der Zugang geregelt? Denn der kurze Weg davor sei in ihrem Privatbesitz, sagt Cora von dem Bottlenberg: „Da müsste die Stadt extra eine Steganlage bauen, damit Besucher zu der Wiese kommen.” Schon vor Jahren hatten die Inhaber einmal mit der Sperrung ihres Privatweges gedroht. Das letzte Wort im Zernsee-Streit ist lange nicht gesprochen.

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