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Landeshauptstadt: Ein Mann des 20. Juli

Heute findet in der Bornstedter Kirche eine Gedenkandacht für Kurt von Plettenberg statt

Für sein Eintreten gegen Hitler bezahlte er mit dem Leben. Heute vor 70 Jahren, am 10. März 1945, stürzte sich Kurt Freiherr von Plettenberg im Gestapo-Gefängnis in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße aus einem Fenster im vierten Stockwerk in den Tod. Unmittelbar zuvor hatte er einem Bewacher einen Schlag ins Gesicht verpasst – und sich somit für Sekunden seinen Häschern entzogen. Zeit genug, um mit dem verzweifelten Sprung in den Freigangshof des Gefängnisses seinem Leben ein Ende zu setzen. Letztlich war es wohl die Sorge, unter Folter Namen aus dem Kreis der Verschwörer gegen Hitler preiszugeben, die Plettenberg in den Freitod trieb.

Am heutigen Dienstag gedenkt die Kirchengemeinde Bornstedt mit einer Andacht des mutigen Widerständlers, der auf dem Bornstedter Friedhof seine letzte Ruhe fand. Die Gedenkandacht mit Pfarrer Friedhelm Wizisla beginnt um 12 Uhr in der Bornstedter Kirche, anschließend ist ein Gedenken an Plettenbergs Grab auf dem dortigen Friedhof geplant. Auch der ehemalige Pfarrer der Bornstedter Kirchengemeinde, Gottfried Kunzendorf, will in der Veranstaltung an Plettenberg erinnern.

Plettenberg stammt aus einem westfälischen Uradelsgeschlecht, dessen Vorfahren bis ins 11. Jahrhundert zurückreichten. Sein Vater war ebenfalls Offizier. Als Generalbevollmächtigter des ehemaligen preußischen Königshauses besaß Plettenberg ein Büro im Schloss Cecilienhof im Neuen Garten, wo man ihn am 3. März 1945 verhaftete. Anschließend wurde er in das Berliner Gestapo-Gefängnis gebracht. Plettenberg war denunziert worden. Denn der Freiherr, geboren am 31. Januar 1891 in Bückeburg, war an den Vorbereitungen des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 beteiligt. Um die Mitglieder des Hauses Hohenzollern – und damit seinen Dienstherrn – nicht zu gefährden, hielt sich Plettenberg bei den Planungen der „Operation Walküre“, wie das geplante Attentat auf Hitler von den Widerständlern genannt wurde, immer im Hintergrund. Er gilt jedoch als wichtiger Berater der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, wie der Politologe Eberhard Schmidt in seiner 2014 erschienenen Biografie über den Widerständler schreibt.

Plettenberg, der nach dem Abitur Rechts- und Forstwissenschaften studierte, war beruflich als Forstmann tätig, bevor er 1937 die Stelle als Vermögensverwalter des Schaumburg-Lippischen Erbes annahm. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als Reserveoffizier beim traditionsreichen Potsdamer Infanterie-Regiment 9 rekrutiert, dessen Hauskirche die Garnisonkirche in der Breiten Straße war. Den Ideen des Nationalsozialismus stand der Adlige am Beginn ihrer Herrschaft zunächst positiv gegenüber. Doch waren es schließlich vor allem vertrauliche Berichte über Mordaktionen an Tausenden von Juden in Osteuropa, die Plettenberg zu einem Gegner Hitlers werden ließen. Holger Catenhusen

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