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Blumen für Dortu. Die Andere würdigt den Revolutionär jedes Jahr.

© Andreas Klaer

Max-Dortu-Preis der Stadt Potsdam: Ein Impuls in schweren Zeiten für Europa

Für gelebte Demokratie und Zivilcourage verleiht die Stadt im Oktober erstmals den mit 5000 Euro dotierten Max-Dortu-Preis. Über eine Auswahl möglicher Preisträger hat die Jury schon gesprochen.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Etwa 16 Leute sind gekommen: Jörg Kwapis nimmt das Mikrofon in die Hand und beginnt zu sprechen. Kwapis ist vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam und Mitglied der Wählergruppe Die Andere. Er erinnert an den 1848er-Revolutionär Johann Ludwig Maximilian Dortu und an dessen Todestag am 31. Juli 1849. Dortu gehört zu den populärsten Vertretern der bürgerlichen Revolution von 1848. Er trat 1849 in die badische Revolutionsarmee ein und wurde nach seiner Festnahme mit 23 Jahren durch preußische Militärs hingerichtet.

Zwischendurch hupt ein Lastwagen und Kwapis ist immer wieder nur schwer zu verstehen: An der Ecke Dortustraße/Yorckstraße ist es laut. Hier steht das Haus, in dem der Revolutionär 1826 geboren wurde. Heute ist darin die Dortu-Grundschule. Am Ende von Kwapis’ Rede werden Blumen neben der Plakette auf die Fensterbank gelegt.

Preis für gelebte Demokratie und Zivilcourage

Wie erinnert man an einen Radikaldemokraten wie Dortu? Wenn es nach Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) geht, dann jedenfalls nicht mit einer Blumenniederlegung, wie es sie so oft gibt. „Es ist uns gelungen, Dortu in eine Gegenwartsperspektive zu holen“, sagte Jakobs am gestrigen Montag auf einer Pressekonferenz. In diesem Jahr am 22. Oktober soll zum ersten Mal der Max-Dortu-Preis der Stadt Potsdam verliehen werden. Das teilte die Stadt am Montag mit. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und entstand auf Initiative von Julius H. Schoeps, Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien. Der Preis soll an Personen oder Initiativen vergeben werden, die sich für gelebte Demokratie und Zivilcourage einsetzen. Die Preisträger müssen nicht zwingend aus Potsdam kommen oder in der Stadt aktiv sein – auch deutschlandweit tätige oder internationale Akteure aus Deutschland kommen infrage. Über die Verleihung hatte bereits 2015 die Stadtverordnetenversammlung in einem ohne Gegenstimme gefassten Beschluss entschieden.

„Die Stadt der Kasernen und Militärs braucht ein kleines Gegengewicht“, sagte Schoeps gestern bei der Bekanntgabe. Von Potsdam könne mit dem Preis, der alle zwei Jahre verliehen werden soll, ein Impuls ausgehen – gerade in Zeiten, in denen in Europa über Demokratieverständnis debattiert wird. Auch Oberbürgermeister Jakobs sagte, die Würdigung Dortus durch den Preis sei angemessen, da man ihm auf diese Weise einen Gegenwartsbezug gebe. Demokratie sei nicht selbstverständlich und es müsse angesichts von rechten Tendenzen in Deutschland und Europa daran erinnert werden, dass man für sie eintreten müsse.

Streit um die Würdigung von Dortus Wirken in Potsdam

Über die Preisträger, die im Oktober bekannt gegeben werden sollen, hat sich die Jury bereits beraten. Welche Institutionen oder Einzelpersonen in der engeren Auswahl sind, wurde gestern allerdings nicht verraten. Die Jury besteht aus Heinz Kleger, Professor für Politische Theorie an der Universität Potsdam, Jörg Kwapis, Kunsthistorikerin Ute Meesmann, Julius H. Schoeps sowie dem Politik- und Medienwissenschaftler Daniel Wetzel. Mit beratender Stimme sitzt die Fachbereichsleiterin für Kultur und Museum der Landeshauptstadt, Birgit-Katharine Seemann, in der Jury.

Wie das Wirken Dortus in Potsdam gewürdigt werden soll, ist schon lange Streitpunkt zwischen der Stadt und der linksalternativen Wählergruppe Die Andere. Potsdam tue sich noch immer schwer mit dem Andenken an den Revolutionär, wirft Die Andere der Stadt vor. Die linksalternative Wählergruppe verweist etwa auf Freiburg, wo die Stadt jedes Jahr an Dortus Todestag erinnert. Im vergangenen Jahr hatte sich Potsdam erstmals als Mitveranstalter an einer Gedenkstunde Todestag Dortus beteiligt. 

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Lesen Sie weiter:

Der Max-Dortu-Preis für gelebte Demokratie und Zivilcourage ist ein richtiges Signal der Stadt Potsdam, meint PNN-Autor Alexander Fröhlich in seinem Kommentar.

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