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Bis 19. September muss das Gartengelände an der Nedlitzer Straße geräumt sein. 

© privat

Keine Nutzungsberechtigung: Ein Biotop verschwindet

Wegen eines Zauns muss ein jahrelang ehrenamtlich gepflegtes Gartenareal im Potsdamer Norden weichen. Immerhin: Eine Gärtnerei will die Pflanzen übernehmen. 

Potsdam - Ein nicht genehmigtes, aber mit viel Aufwand eingerichtetes Natur-Biotop mit Kübeln und in den Boden gesetzten Pflanzen an der Nedlitzer Straße muss weichen. Die gestaltete Grünfläche wurde von Karla Collmar angelegt, die in direkter Nachbarschaft zu dem verwilderten Grundstück lebt. Um den Blick etwas angenehmer zu gestalten, stellte sie ihre winterharten Kübelpflanzen an die Grundstücksgrenze und begann, die direkte Umgebung gärtnerisch zu gestalten. Das war 2018, seitdem pflegt die Gemälderestauratorin das Stück Land.

Für das Areal hat Collmar allerdings keine Nutzungsberechtigung, zahlt auch keine Pacht an den Eigentümer des Flurstücks. Das Areal gehört dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld, einer Tochter der städtischen Wohnungsbauholding Pro Potsdam. 2020 erhält Collmar das erste Mal die Aufforderung, das Grundstück nicht mehr zu nutzen. „Ich bin leidenschaftliche Ziergärtnerin und habe auch nur die Grundstücksgrenze bepflanzt, die ich von meiner Wohnung sehe“, verteidigt sie ihre Pflanzaktion. Zudem nutze sie zur Bewässerung das Wasser ihres eigenen Anschlusses. Das Biotop, so Collmar, sei gerade in den Hitzejahren zum Zufluchtsort für Wildvögel und Insekten geworden.

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Eine Bebauung des Grundstücks ist nicht geplant

Einige konstruktive Kontakte zwischen Grundstückseigentümer und Gärtnerin brachten nichts: Das letzte Ultimatum für die Pflanzen läuft. Bis zum 19. September soll die Fläche endgültig geräumt werden. Der Grund: Das verwilderte Grundstück muss umzäunt werden, sagt Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen. Der Zaun würde direkt durch die bepflanzte Anlage verlaufen. In den Jahren zuvor seien auf dem Gelände bereits mehrere Bäume durch Hitze- und Sturmschäden umgefallen, so Beulshausen auf PNN-Nachfrage weiter. Über das Grundstück würden laut Sprecherin immer wieder Menschen laufen. Wenn diese oder auch Gärtnerin Collmar von umstürzenden Bäumen und herabfallenden Ästen getroffen würden, müsste der Entwicklungsträger haften, so Beulshausen. Sie erklärte auch, dass nicht geplant sei, das Grundstück zu bebauen.

Gärtnerin Collmar ist – das gibt sie unumwunden zu – erschöpft von den Auseinandersetzungen des nicht genehmigten, aber auch nicht schädlichen Gartens. „Ich habe keine Kraft mehr, weiter zu kämpfen“, sagt die Potsdamerin, die erst jüngst einen privaten Schicksalsschlag erlitt. Immerhin: Ihre Pflanzen sollen nicht vernichtet werden. Die Gärtnerei Kanja will sich der Gewächse annehmen. 

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