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Erst vor wenigen Monaten hatte im Nachbarhaus am Kiefernring der Keller gebrannt. Die Mieter waren damals mehrere Tage ohne Strom geblieben.

© Manfred Thomas

Potsdamer Wohnhaus ohne Strom: „Dunkel!“

Kein Licht, kein Kühlschrank, kein Fernsehen – vier Tage war ein Block in der Waldstadt ohne Strom

Waldstadt - Der Mann freut sich. Die Tür zu seiner Wohnung im Kiefernring 29 steht offen, im Flur brennt Licht. Das bedeutet, dass der Strom in dem Haus wieder fließt, was mehr als vier Tage nicht der Fall war. Freitagnachmittag war beißender Rauch aus dem Keller aufgestiegen, dort brannten die Elektroleitungen, die Feuerwehr rückte an. Der Mann zeigt ein Video, das er mit seinem Smartphone drehte. Darauf sind Feuerwehrleute zu sehen, die mit Atemschutzmasken ausgerüstet in das qualmende Haus vordringen. Die dann folgenden Tage ist es nicht allein der ätzende Brandgeruch, der die Einwohner bis zum gestrigen Dienstag peinigte. Es ist vor allem das Ausbleiben des Stroms, was sie verärgerte. Bei dem Mann mit dem Smartphone ist „das ganze Eingefrorene kaputtgegangen“, abends saß er mit einer brennende Kerze in der Wohnung oder ging zu Freunden, um Fernsehen zu schauen oder das Handy aufzuladen.

Vier Tage hielten die Hausbewohner durch, meldeten sich mehrfach – per Handy und nicht mit dem ebenfalls nicht mehr funktionierenden Festnetzanschluss – bei der Hotline der Gewoba, doch nichts passierte. Am Montagabend hatte Kathrin Fuchs, Mutter eines knapp fünf Wochen alten Babys, die Faxen dicke und ein Bekannter leitete ihren Hilferuf an die PNN weiter. Diese wiederum fragte bei der städtischen Pro Potsdam an, zu der die Gewoba gehörte – und dann ging alles ganz schnell. Am Dienstag standen zeitweise bis sechs Fahrzeuge einer Elektro-Firma vor der Haustür; die Elektriker-Dichte in dem Haus dürfte zu diesem Zeitpunkt nirgendwo in Potsdam größer gewesen sein. Einer der Männer in den grau-blauen Overalls meldete sich bei einer jungen Bewohnerin mit den Worten: „Wir machen keine Probleme, wir lösen sie. Wir sind die Guten!“ Die junge Frau erklärte auf die PNN-Frage, wie es denn so war ohne Strom in den letzten Tagen, lapidar wie kurz: „Dunkel!“

Kathrin Fuchs ist froh, dass sie ihr Baby mit Muttermilch stillen kann, denn sie hätte ohne Strom nicht die Möglichkeit gehabt, Babynahrung aufzuwärmen. Ihre beiden schulpflichtigen Kinder übernachteten derweil anderswo, „die Kinder hatten Angst in der Dunkelheit“. Über das Agieren der Gewoba ist sie äußerst unzufrieden. „Sie haben gesagt: ,Geben Sie uns 24 Stunden’. Die haben wir ihnen gegeben, dann sind wir langsam sauer geworden.“ Ein Angebot, die Zeit eventuell in einem Hotel zu überstehen, sei nicht gemacht worden. „Von der Gewoba kam gar nichts.“ Die junge Frau sagt einen Satz, der auch von anderen Bewohnern des unsanierten Plattenbaus gesagt wird: „Man fühlt sich wie Bürger zweiter Klasse.“ Besonders ärgere sie, dass die Gewoba nun Zweifel daran durchblicken lasse, ob sich die Bewohner nach dem Brand überhaupt bei der Gewoba gemeldet hätten. „Alle haben angerufen“, versichert die junge Mutter. Dass das städtische Wohnungsunternehmen informiert war, beweist ein Informationszettel, den der „Teamleiter Team Süd“ der Gewoba an die Wohnungstüren geheftet hat. Darin heißt es, die Wiederinbetriebnahme der Elektroanlage sei kurzfristig nicht möglich gewesen, „da Installationsmaterial nicht rechtzeitig beschafft werden konnte“.

Ein alleinstehender Mann, der gerade die Rauchspuren des Brandes von der Tür seiner Wohnung putzt, ging früh ins Bett oder war lange unterwegs, um die stromlose Zeit zu überstehen. Er berichtet, er habe am Montag angerufen, aber nur ein Callcenter erreicht. Dort sei gesagt worden, „wir wissen von nichts, geben es aber weiter“. Er habe auf einen Rückruf gedrungen, der sei jedoch nicht erfolgt.

Die Gewoba wusste aber schon am Freitag von dem Stromausfall und schickte sogar noch am gleichen Arbeit eine Bereitschaftsmitarbeiterin vorbei, wie es in einer Mitteilung vom gestrigen Dienstag hieß. Die Mitarbeiterin habe den Mietern Ausweichquartiere angeboten – wenn sie sie antraf. „Zu diesem Zeitpunkt war nur ein Teil des Wohnhauses vom Stromausfall betroffen. Erst am Sonntag wurde über unsere Hotline gemeldet, dass auch die weiteren Wohnungen des Wohnhauses im Kiefernring 29 betroffen waren“, so die Gewoba.

„Für die Sorgen unserer Mieter sind wir rund um die Uhr da“, hieß es am Dienstag außerdem. Die Hotline sei 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr erreichbar. In Notfällen benachrichtigten die Mitarbeiter des telefonischen Kundendienstes sofort den Havariedienst, anschließend nähmen die Handwerker selbstständig Kontakt zu den Mietern auf, um individuelle Termine für Fehlerbehebungen zu vereinbaren.

An welchem Punkt es im Fall Kiefernring hakte, war vorerst nicht zu erfahren. Doch die Gewoba will jetzt auf Fehlersuche gehen. Offiziell hieß es am Dienstag dazu: „Für viele häufig vorkommende Sachverhalte ist dieses Verfahren optimal; jedoch sind nicht alle eingetretenen Situationen vorhersehbar. Einige Prozesse werden daher regelmäßig intern auf den Prüfstand gestellt.“ (mit wik)

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