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Kreischef der CDU Potsdam: Dreikampf um die Reiche-Nachfolge

Wer wird neuer Kreischef der Potsdamer CDU? Saskia Ludwig, Steeven Bretz und Matthias Finken sind die aussichtsreichsten Kandidaten. Offiziell erklären will das bislang aber niemand.

Von Peer Straube

Potsdam - Der Kampf um Katherina Reiches Nachfolge ist eröffnet. Auch wenn ihn noch niemand laut austragen will – es sind vor allem drei Namen, die für den einflussreichen Posten des Potsdamer CDU-Kreisverbandsvorsitzenden gehandelt werden: Steeven Bretz, der bereits Vizekreischef ist und für die Union im Brandenburger Landtag sitzt, Matthias Finken, CDU-Fraktionschef in der Stadtverordnetenversammlung und ebenfalls Kreisvize, sowie die frühere CDU-Landesvorsitzende und derzeitige Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig, die seit 2002 den CDU-Kreisverband von Potsdam-Mittelmark führt und erst am vergangenen Samstag erneut im Amt bestätigt wurde.

Weit aus der Deckung wagt sich bislang niemand. Es wird abgewartet, wie die für den Mittwoch angesetzte Wahl Reiches zur Geschäftsführerin des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) ausgeht. Die am Sonntag überraschend bekannt gewordene Bewerbung ist der Grund für den Rückzug Reiches von allen Parteiämtern.

Spekulationen, wer kandidieren wird

Bretz, dem Beobachter gute Chancen einräumen, weilt derzeit im Urlaub und war telefonisch am Dienstag nicht zu erreichen. Finken schloss eine Kandidatur um den Kreisverbandsvorsitz jedenfalls nicht aus. „Das ist offen“, sagte er den PNN. Es gebe „noch keine Tendenzen“. Auch Ludwig drückte sich um eine klare Antwort herum. Sie sehe noch keinen Handlungsbedarf, sagte sie. Klar müsse aber sein, dass derjenige, der CDU-Kreischef werde, 2018 auch als nächster Oberbürgermeisterkandidat der Union antrete (siehe Interview). Ludwig werden entsprechende Ambitionen nachgesagt.

Horst Heinzel, der Mitglied der CDU-Fraktion im Stadtparlament ist und wie Ludwig in Golm wohnt, glaubt, dass sie ihren Hut in den Ring werfen wird. „Nicht umsonst zieht jemand aus dem Umland nach Golm und bewirbt sich gleich um ein politisches Amt“, sagte er. Gemeint ist ihre Funktion als Mitglied des Golmer Ortsbeirats. Ludwig gilt als erbitterte Widersacherin Reiches. 2012 unterlag sie in einer Kampfabstimmung um die Kandidatur für das Bundestagsdirektmandat deutlich gegen Reiche. Bereits ausgeschlossen hat seine Kandidatur der Stadtverordnete und Babelsberger CDU-Ortsverbandschef Hans- Wilhelm Dünn, der als Reiche-Kritiker gilt und 2008 gegen sie eine Kampfabstimmung um den Parteivorsitz in Potsdam verloren hatte. „Nein, ich werde nicht antreten“, sagte er auf Anfrage. Mit seinen anderen Parteiämtern sei er gut ausgelastet. Auch der frühere CDU-Fraktionschef Götz Friederich hat nach eigenem Bekunden keine Ambitionen.

In der internen Bewertung der politischen Arbeit der scheidenden Kreisvorsitzenden herrscht zumindest in einem Punkt Einigkeit: Reiche habe es vermocht, dem fast schon traditionell von Querelen und Gezänk geprägten Kreisverband zuletzt ein Bild der Geschlossenheit zu vermitteln.

CDU: "Wir haben keinen Zeitdruck"

Der Burgfrieden währt freilich noch nicht lange. Oft genug hatte sich Reiche bei Wahlen Kampfabstimmungen zu stellen, mitunter hing ihr politisches Schicksal am seidenen Faden. So gewann sie die Kreisvorstandswahl 2011 nur hauchdünn gegen den Potsdamer Unternehmer Andreas Ehrl. Die damalige Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium schrammte gegen den politischen Nobody nur knapp an einer Blamage vorbei. Ihre Kritiker hatten Reiche Machtgeschacher, sogar Mobbing vorgeworfen. Fakt ist: Kritiker wie Hans-Wilhelm Dünn wurden nach und nach aus dem Kreisvorstand gedrängt, der heute praktisch nur noch mit Reiche-Vertrauten besetzt ist. „Ich glaube, dass der Kreisverband auch unter einem neuen Vorsitzenden gute Arbeit leisten wird“, kommentierte Dünn die Amtsaufgabe Reiches am Dienstag bissig.

In der Potsdamer CDU sieht man die Lage – zumindest nach außen hin – entspannt. „Wir haben keinen Zeitdruck“, sagte Finken mit Blick auf die Nachfolge. Auch wenn Reiche wie erwartet zur VKU-Geschäftsführerin gewählt wird, tritt sie ihren neuen Posten erst im September an. Das lässt genug Zeit für einen geordneten Übergang.

Was der Wechsel an der Spitze für die Potsdamer Rathauskooperation bedeutet, der neben der CDU auch SPD, Grüne und Potsdamer Demokraten angehören, wird maßgeblich davon abhängen, wer den Posten übernimmt. Laut sagt das zwar niemand, aber am liebsten wäre den Bündnispartnern wohl Finken, dessen Arbeit als sehr sachorientiert gilt und der dafür auch vom politischen Gegner gelobt wird. Am unbequemsten wäre sicher Saskia Ludwig. Die streitbare Politikerin hat sich durch ihre polterige Art den Landes- und Fraktionsvorsitz der Union im Landtag verscherzt. Der Chefsessel im Potsdamer Rathaus wäre ein neues Karriereziel und der Potsdamer CDU-Kreisvorsitz dafür ein ideales Sprungbrett.

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