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Mit Kinderwagen in die Straßenbahn: Diese Tram-Taste sollten Eltern und Senioren kennen

Nach Vorfällen mit plötzlich schließenden Tatra-Türen appelliert der Potsdamer Verkehrsbetrieb auch an seine Fahrgäste - und erinnert an eine wichtige Taste.

Potsdam - Nachdem beim Einsteigen in eine Tatra-Bahn ein sieben Jahre altes Mädchen von ihrem Vater getrennt worden ist, haben sich mehrere Potsdamer mit ähnlichen Erlebnissen bei den PNN gemeldet. Demnach liegt das Problem vor allem bei den alten Straßenbahnen, die der Verkehrsbetrieb übergangsweise benutzt – und deren Türen nach gewisser Zeit automatisch schließen, ohne dass der Fahrer einen Einfluss hat.

Auslöser für die Diskussion war ein Fall im Bornstedter Feld. Ein Vater hatte einen Kinderwagen die Stufen der Tatra-Bahn hochgehievt, da schloss sich nach dem Alarmsignal die Tür – und seine Tochter blieb erschrocken an der Haltestelle zurück. Ähnliches passierte dem Potsdamer Alexander Richter. Dieser war mit Familie und seinen betagten Eltern unterwegs und wollte im vergangenen November in eine Tatra am Campus Fachhochschule einsteigen. Dabei hätten sich die Türen auch geschlossen, sodass „meine Eltern beinahe eingeklemmt wurden“. Und weiter: „Winken und rufen halfen nicht, sodass ich die Türen mit Gewalt offen halten musste.“ Dasselbe passierte dann beim Aussteigen am Filmmuseum, da seien die Kinder noch in der Bahn gewesen, so Richter. Auch eine andere Leserin erzählte, sie habe solche Vorfälle schon mehrfach gesehen – gerade bei Senioren mit Rollatoren.

Zeitlich gesteuerter Schließvorgang

Der Verkehrsbetrieb hat diese Schilderungen nun noch einmal zum Anlass genommen, das Problem zu erklären. Tatsächlich ist es bei den Tatras so, wie ein Sprecher sagte: „Bei einem längeren Halt schließen sich die Türen unserer Straßenbahnen automatisch, wenn über einen gewissen Zeitraum die Kontroll-Lichtschranke im Türbereich frei ist.“ Auf diesen zeitlich gesteuerten Schließvorgang hätten die Fahrer keinen Einfluss.

Um dies zu verhindern, gebe es aber innen und außen an den Türen zweierlei Tasten – einen gelben und einen blauen, auf dem das Piktogramm eines Kinderwagens abgebildet ist. „Dieser ist speziell für den Zustieg von Menschen mit Mobilitätseinschränkung und Eltern mit Kinderwagen vorgesehen“, so der ViP-Sprecher. Denn mit diesem Taster verzögere sich das Schließen der Türen der Tatras. „Unsere Fahrgäste haben dann für Ihren Ein- oder Ausstieg doppelt so viel Zeit.“ Diese Zeit verlängere sich jeweils, wenn die Lichtschranke an der Tür unterbrochen oder der zusätzliche Einklemmschutz ausgelöst wurde. „Dieser Schutzmechanismus sorgt dafür, dass die Türen sich bei Berührung der Türkante sofort wieder öffnen. Ein Aufhalten ist nicht notwendig.“ Darüber hinaus bekomme der Fahrer eine Info, dass der blaue Taster betätigt wurde – dann könne er das Geschehen vor und in der Bahn fokussierter verfolgen und „im Ernstfall alle Türen auch noch einmal manuell öffnen“. Bei unseren Variobahnen und Combinos werden die Türen vom Fahrer nach Nutzung des blauen Schalters standardmäßig manuell geschlossen.

Fahrer werden sensibilisiert

Generell sei aber der automatische Schließvorgang von Türen gängige Praxis und Stand der Technik – nicht nur in Potsdam. Die Funktionalität wird von der Technischen Aufsichtsbehörde geprüft, bevor Bahnen für den Verkehr freigegeben werden. Man werde solche Vorfälle aber noch einmal zu Schulungszwecken mit den Fahrern auswerten und sie sensibilisieren. Die Kunden bitte man, beim Ein- und Ausstieg mit Kinderwagen oder als Rollstuhlfahrer immer den blauen Taster zu nutzen und gerade auch bei den Tatrabahnen im Notfall „um eine helfende Hand zu bitten“. 

Die zwölf Potsdamer Tatra-Bahnen waren bis 2017 saniert worden und sollen übergangsweise wegen der wachsenden Fahrgastzahlen noch bis 2025 eingesetzt werden.

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