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Bereits Ende Januar marschierten Pogida-Teilnehmer vom Potsdamer Hauptbahnhof zum Filmmuseum und zurück.

© A. Klaer

Zehnte Pogida-Demonstration in Potsdam: Die Lange Brücke wird dicht gemacht

Am Donnerstag will Pogida erneut am Potsdamer Hauptbahnhof demonstrieren. Es droht ein Verkehrschaos, Hunderte Pendler aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark sind betroffen. Ein Überblick.

Potsdam - Am Donnerstagabend sollten Pendler mehr Zeit für ihren Heimweg von und nach Potsdam einkalkulieren. Zum mittlerweile zehnten Mal will die rechte Pogida am Abend am Potsdamer Hauptbahnhof demonstrieren. Weil die Anhänger des Pegida-Ablegers wieder über die Lange Brücke bis zum Landtagsschloss laufen wollen, wird der Übergang über die Havel voraussichtlich ab 17 Uhr gesperrt – zunächst für den Autoverkehr, dann auch für Busse und Trams sowie Fußgänger. Wie auch bei den beiden vorangegangenen Demos am Hauptbahnhof können Fußgänger die Brücke nicht überqueren, sobald sich die Pogida-Demo in Bewegung setzt, teilte die Polizei mit. Der Hauptbahnhof wäre für Stunden nicht mehr von der Innenstadt aus erreichbar.

Auch die Zufahrtsstraßen zum Hauptbahnhof sind betroffen. Laut Polizei werden die Breite Straße und das Leipziger Dreieck in Richtung Lange Brücke sowie die Babelsberger Straße und die Friedrich-List-Straße gesperrt. Autofahrer sollten die Innenstadt daher weiträumig umfahren. Auch die Bus- und Tramlinien des Verkehrsbetriebes ViP werden nördlich der Havel bis etwa 22 Uhr am Platz der Einheit enden. Verkompliziert wird die Verkehrslage durch die unterbrochene S-Bahn. Bei den vergangenen Pogida-Märschen am Hauptbahnhof wichen viele Pendler auf den S-Bahnhof Babelsberg aus, um nach Berlin zu kommen. Doch die Linie nach Wannsee ist wegen der Bauarbeiten unterbrochen, der S-Bahnhof Babelsberg gesperrt. Bliebe noch der Bahnhof Charlottenhof, an dem die Regionallinien der Bahn am Donnerstagabend ebenfalls halten.

Sperrung der Langen Brücke sei alternativlos

Grund für die Sperrungen am Hauptbahnhof ist der erneut geplante massive Polizeieinsatz rund um die gegen 18.30 Uhr beginnende Pogida-Demo und die vier Gegenveranstaltungen – trotz der geringen Teilnehmerzahl bei Pogida. Zuletzt konnten die Organisatoren um den mehrfach vorbestraften Christian Müller noch rund 50 Anhänger zusammenbringen. Der Polizei-Einsatzleiter, Michael Scharf, hatte zuvor die Sperrung der Brücke als „alternativlos“ bezeichnet. Die Polizei könne eine strikte Trennung der Versammlungen sonst nicht gewährleisten.

Unter anderem rief das parteiübergreifende Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ zu einer Kundgebung an der Breiten Straße/Ecke Schloßstraße auf. „Wir werden Pogida mit einer deutlichen und lautstarken Kundgebung begegnen“, so der Bündnisvorsitzende, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Der Bundestagsabgeordnete Norbert Müller (Linke), der am Donnerstag eine Gegenkundgebung anmeldete, zeigte indes kein Verständnis für die von der Polizei angeordnete räumliche Trennung. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Gegendemos außer Sicht- und Hörweite von Pogida stattfinden müssten, sagte er den PNN. Grund für die weiträumige Trennung ist, dass aus den Gegenkundgebungen immer wieder Gegenstände auf die Pogida-Anhänger geworfen wurden. Außerdem hat der Babelsberger Fußballverein SV Concordia Nowawes eine Kundgebung in der Babelsberger Straße angemeldet. 

Schließlich will die Satire-Partei Die Partei zwischen dem Fortuna-Portal und den wieder aufgebauten Ringerkolonnaden den „Abendspaziergang“ von Pogida karikieren. Der Beginn der Gegenproteste ist um 18 Uhr.

Hunderte Pendler betroffen

Von den Demos betroffen sind Hunderte Pendler, die in Potsdam und Umgebung wohnen, in Berlin arbeiten und am Abend auf dem Heimweg sind. Die SNT Deutschland AG, die in Potsdam ein Callcenter mit rund 1200 Beschäftigten betreibt, will die Spätschicht über die Teamleiter und per E-Mail über die Sperrungen informieren, wie Standortleiter Julius Appel mitteilte. Das habe sich bei Streiks oder großangelegten Sperrungen bewährt. Aber auch zahlreiche Mitarbeiter aus den Wissenschaftseinrichtungen der Innenstadt sowie die Studierenden der FH Potsdam, deren Semester gerade erst begonnen hat, müssen sich einen anderen Weg nach Hause suchen. Auch die über 3500 FH-Studierenden und Mitarbeiter von den Standtorten Alter Markt und Pappelallee kommen dann nicht mehr zum Bahnhof.

Erhebliche Einschränkungen für Mittelmärker

Auf erhebliche Beeinträchtigungen müssen sich auch die Mittelmärker einstellen. Die Beelitzer Busgesellschaft rechnet laut Sprecherin Ulrike Rehberg mit Verspätungen und längeren Fahrzeiten auf allen Linien. Besonders betroffen sind die Linien 631 nach Werder (Havel) und 610 nach Wildpark-West: Sie enden und beginnen ab 16.30 Uhr an der Haltestelle Platz der Einheit/West statt am Hauptbahnhof. Auch die Busse der Linie 580 von Potsdam über Werder nach Bad Belzig enden und beginnen abweichend am Platz der Einheit. (mit Enrico Bellin und Jan Kixmüller)

PNN-Tipps zur Umfahrung der Demo:

Wer am Nachmittag aus Berlin in die Berliner Vorstadt oder zum Platz der Einheit will, fährt am besten mit der S- oder Regionalbahn bis Wannsee und steigt dort in die Busse der Linie 316 zur Glienicker Brücke um. Sie fahren zu den Minuten 7, 27 und 47 ab. An der Glienicker Brücke besteht Anschluss zur Tram 93 zum Platz der Einheit. Insgesamt ist man so eine halbe Stunde lang unterwegs.

Wer in den Potsdamer Westen möchte, nutzt am besten die Regionalbahnen zwischen Berlin und Golm bezwiehungsweise Brandenburg/Havel bis zum Bahnhof Charlottenhof. (Enrico Bellin)

Hinweise des Verkehrsbetriebs Potsdam finden Sie hier >>

Hinweis in eigener Sache: Auch am Donnerstag werden wir wieder in einem Live-Ticker über den Pogida-"Abendspaziergang" und die Gegendemonstrationen berichten. 

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