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Prachtvoll. Seit Kurzem ist auch die Galerie der Orangerie wieder geöffnet.

©  A. Klaer

Masterplan der Potsdamer Schlösserstiftung: Die Erbschaftsheiler

In einem neu erschienen Buch werden zehn Jahre Masterplan der Schlösserstiftung bilanziert.

Potsdam - Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von 1985 offenbart, wie schlimm es zu jener Zeit um die Kolonnade am Neuen Palais in Potsdam bestellt war. Das Foto zeigt den nördlichen Säulengang. Zu sehen ist ein vollkommen ruinöses Bauwerk. Das Gewölbe über den korinthischen Säulen existiert nur noch rudimentär. Von oben kann man durch die Decke schauen. Denn drei Jahre bevor die Aufnahme entstand, waren Teile des Säulengangs eingestürzt.

Das Foto ist im kürzlich erschienenen Band „Zwischen Welt und Erbe“ zu finden. In dem von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) herausgegebenen Werk blicken mehr als 30 Autoren in einzelnen Beiträgen auf zehn Jahre Masterplan für die preußischen Schlösser und Gärten zurück. Vorgestellt werden 44 Bauprojekte, derer sich die Verantwortlichen in der Stiftung in den vergangenen Jahren angenommen haben. Ein Projekt dabei: Die Sanierung der vormals völlig desolaten Kolonnade am Neuen Palais. Andere im Buch vorgestellte Restaurierungsarbeiten betreffen beispielsweise die Orangerie von Sanssouci oder die Küche am Marmorpalais im Neuen Garten. Aber auch die spannungsreiche, elegante, sich zugleich in einem Understatement übende Formensprache des im vergangenen Jahr fertiggestellten Wissenschafts- und Restaurierungszentrums der Stiftung in der Zimmerstraße wird im Buch beschrieben. Der Neubau des zentralen Kunstgutdepots nahe dem Potsdamer Hauptbahnhof fehlt ebenfalls nicht, auch wenn die dortigen Arbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen sind. Manch anderes, was in dem Band beschrieben wird, ist sogar noch nicht einmal im Bau, wie etwa das geplante Restaurant am Neuen Palais auf dem Grundstück der ehemaligen Invalidengärten. Das Projekt fand trotzdem Eingang in die Publikation, weil es immerhin schon einen Architekturwettbewerb für das Vorhaben gegeben hat.

Welterbeschutz der Unesco

Mag sein, dass sich die Schlösserstiftung mit dem großformatigen, reich bebilderten Buch auch ein wenig selbst feiert – ist das 272 Seiten starke Werk doch recht aufwendig gestaltet. Andererseits kann es sich ja tatsächlich sehen lassen, was mit den 155 Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm gebaut wurde – nicht nur in Potsdam, sondern auch in Berlin und Rheinsberg. Bekanntlich hatten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg diesen Betrag der Stiftung für die Jahre 2008 bis 2017 für dringend anstehende Restaurierungs- und Neubauvorhaben zur Verfügung gestellt. Mittlerweile wurde von den drei Geldgebern, die zugleich Träger der Stiftung sind, ein mit 400 Millionen Euro noch weit größeres Investitionsprogramm zur Rettung des Hohenzollernerbes aufgelegt. Damit sollen weitere Arbeiten der Restauratoren und Bauleute bis in das Jahr 2030 finanziert werden.

Mit dem ersten großen Finanzpaket vor zehn Jahren hatte sich die Schlösserstiftung erstmals in der Lage gesehen, langfristig Bauprojekte planen zu können. In der Zeit davor habe man oftmals nur projektbezogene Mittel einwerben können, schreibt der scheidende Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh im Vorwort des neuen Buches, dessen Titel („Zwischen Welt und Erbe“) deutlich mit der Sprache spielt: Es klingt da zunächst das Wort Welterbe an – die Berlin-Potsdamer Schlosslandschaft der Stiftung genießt den Welterbeschutz der Unesco. Aber es scheint dabei auch jenes Spannungsverhältnis auf, dem sich die Stiftung täglich stellen muss: Altes bewahren und zugleich zeitgemäße Antworten auf Fragen der Nutzung und Präsentation des Erbes in unserer modernen Welt finden.

Welche ingenieurtechnischen und architektonischen Lösungen die Stiftung bei über 40 Einzelprojekten der Restaurierung und des Neubaus in den vergangenen zehn Jahren jeweils gefunden hat, ist nun nachzulesen. Die Texte, überwiegend verfasst von den Projektverantwortlichen der Stiftung, sind in einem populärwissenschaftlichen Stil gehalten – für den Laien gut verständlich. 

Zwischen Welt und Erbe, erschienen im Michael Imhof Verlag, 272 Seiten, 29,95 Euro

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