zum Hauptinhalt
Viel Platz – aber wofür? Das ehemalige Kasernengelände in Krampnitz liegt brach, dort sollen dringend benötigte Wohnungen entstehen. Anwohner, die dort Ackerflächen haben, wollen diese nicht zu günstig verkaufen und wehren sich.

© dapd

Landeshauptstadt: Die dunkle Seite des Aasbergs

Neu Fahrländer Eigentümer wollen ihre Grundstücke behalten, die Stadt eine illegale Deponie sanieren

Neu Fahrland - Vom südlichen Hang des Aasbergs hat man einen schönen Blick auf den Fahrländer See. Nichts verstellt die Sicht über die Wiesen auf das Wasser. Das könnte potenzielle Käufer locken, wenn das Areal unterhalb der ehemaligen Kaserne Krampnitz wie geplant mit in das Entwicklungsgebiet aufgenommen wird (PNN berichteten). Die Stadt hofft, über diese Erweiterung des Baugebiets auch einen Teil der Sanierungskosten refinanzieren zu können.

Denn wie jetzt bekannt wurde, lagert unter den grünen Hangwiesen des Aasbergs ein hässliches Problem: Mitte der 1990er- Jahre soll dort Bauschutt illegal verklappt worden sein – von Teilen der Familie Kania, die am Aasberg Baumschulen betreibt. Das zumindest sagt Erik Dittmann, der dort ebenfalls ein Grundstück besitzt. Sein Vater habe damals ein Verfahren gegen die Schuttablagerung angestrengt, das aber eingestellt wurde. „In Bad Belzig, vor der Eingemeindung Neu Fahrlands vor zehn Jahren noch für den Ort zuständig, sah man sich damals nicht in der Lage, den Fall zu bearbeiten und drängte darauf, das privatrechtlich zu klären“, so Dittmann gegenüber den PNN. Auch in der vorbereitenden Untersuchung zur Krampnitz-Entwicklung, durchgeführt von der Pro-Potsdam-Tochter Polo, ist der Verdacht auf eine Bauschutt-Kippe am Südhang des Aasbergs vermerkt. Dort werden die Kosten für die Beseitigung auf rund 1,6 Millionen Euro geschätzt.

Jürgen Kania, Ortsbeirat in Neu Fahrland, bestreit gegenüber den PNN die illegale Deponie nicht – die allerdings befinde sich nicht auf seinem Grundstück, sondern auf dem eines Familienangehörigen. Die Person, gegen die das Verfahren lief, sei inzwischen verstorben. Klar ist damit: Der Verursacher kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, die Kosten bleiben bei der Stadt. Die wird die illegale Deponie in jedem Fall sanieren, anders ließen sich die neuen Wohnungen auf dem ehemaligen Kasernengelände wohl nur schwer vermarkten, heiß es.

Der Ortsbeirat Neu Fahrland wehrt sich indes vehement gegen die geplante Ausdehnung des Entwicklungsgebietes, er stimmte in seiner Sitzung vom 28. Februar dafür, das Areal am Aasberg aus dem Entwicklungsgebiet Krampnitz herauszunehmen – mit zwei von drei Stimmen. Allerdings gilt die Ausweisung als Entwicklungsgebiet als stärkstes Instrument im Städtebaurecht, das etwa durch besonderen Druck auf dem Wohnungsmarkt gerechtfertigt sein muss. Der ist nicht von der Hand zu weisen: Der Wohnraum ist knapp, die Stadt wächst rasant – bis 2030 soll Potsdam 180 000 Einwohner haben. Die Stadt will deshalb auf dem 120 Hektar großen Kasernengelände in den kommenden zehn Jahren 1630 Wohnungen bauen lassen. Mehr als 3700 Potsdamer sollen dann in Krampnitz wohnen können. Dass das Areal als Entwicklungsgebiet ausgewiesen wird, ist demnach nicht unwahrscheinlich. Dann allerdings würden die Bodenpreise auf dem Stand von 2010 eingefroren.

Neben der Familie Kania, die am Aasberg mehrere Baumschulen betreibt, ist auch der Bauer Ernst Ruden betroffen. Beide Parteien wollen ihre Grundstücke nach derzeitigen Stand nicht an die Stadt verkaufen – zumindest nicht zum Ackerpreis von rund 40 Cent pro Quadratmeter. Beide wollen ihre Betriebe weiterführen, Kania verhandelt nach eigenen Aussagen mit der Stadt über Ausgleichsflächen.

Jürgen Kania hat sich bei der Abstimmung im Februar enthalten. „Er hat natürlich klare private Interessen“, sagte Ortsvorsteherin Carmen Klockow (CDU) den PNN. Obwohl ein Teil der landwirtschaftlichen Flächen seit Jahren ungenutzt sei, sehe aber auch sie den Flächenbedarf der beiden betroffenen Grundstückseigentümer. Sie habe somit nicht aus Solidarität, sondern nach klarer Abwägung der Interessen abgestimmt, so Klockow.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false