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Landeshauptstadt: Die bewegte Geschichte der Kaserne Krampnitz Das Kasernenareal Krampnitz war in den nicht einmal 100 Jahren seit seiner Erbauung Domizil für die Wehrmacht, die Sowjets und Hollywood. Ein Rückblick

Einst gab es rund um das Dorf Krampnitz vor allem eins: Äcker. Doch das änderte sich in den 1930er-Jahren, als sich die Nationalsozialisten mit dem „Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht“ zu einem Ausbau aller militärischen Einrichtungen entschlossen.

Einst gab es rund um das Dorf Krampnitz vor allem eins: Äcker. Doch das änderte sich in den 1930er-Jahren, als sich die Nationalsozialisten mit dem „Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht“ zu einem Ausbau aller militärischen Einrichtungen entschlossen. Die Wahl für einen neuen Kasernenstandort fiel auf das kleine Dorf Krampnitz im Norden von Potsdam. Nach Plänen des damals auch für andere Kasernen in Berlin und Brandenburg zuständigen Berliner Architekten Robert Kirsch (1897–1977) entstand dort eine Art Luxuskaserne samt Offizierscasino und weiteren repräsentativen Bauten sowie Eigenheimen für die Führungskräfte. Der Name: „Heeres Reit- und Fahrschule und Kavallerieschule Krampnitz“.

Denn trotz steigender Motorisierung waren bei Kriegsbeginn 1939 noch mehr als 550 000 Pferde im Bestand der Wehrmacht. Zugleich wurden in Krampnitz aber auch motorisierte Aufklärungseinheiten ausgebildet. 1941 erfolgte die Umbenennung in „Schule für schnelle Truppen“, 1943 in „Panzertruppenschule II Krampnitz“. Krampnitz war geplant für eine Mannschaftsstärke von 3700 Mann, 1800 Pferde und eine Wohnsiedlung von 450 Familien – unter anderem wurde die Hannoveraner Kavallerieschule dorthin verlagert. Ein 48 Meter hoher viereckiger Turm wurde das Wahrzeichen der Kaserne im Eingangsbereich, von der heutigen Bundesstraße 2 ist er gut zu erkennen.

Im Zuge der Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands besetzten sowjetische Truppen das damals schon weitgehend verwaiste Gelände Ende April 1945. Unter der Roten Armee ergänzten diverse Plattenbauten und Garagen die Kaserne, der ursprüngliche Zaun wich einer Mauer.

Seit dem Abzug der ehemaligen Sowjetarmee 1991 stehen die Gebäude leer. Krampnitz wurde seitdem vor allem für Dreharbeiten genutzt, etwa für die Hollywood-Produktion „Duell – Enemy at the Gates“, für die in Krampnitz der Rote Platz in Moskau aus Pappmaschee nachgebaut wurde. 2006 diente die Kaserne als Kulisse für den Film „Mein Führer“ mit Helge Schneider. Zuletzt ist das Gelände für den letzten Teil des Blockbusters „Tribute von Panem“ in den Kinos zu sehen gewesen. Zugleich verschlechterte sich der Zustand der baulichen Anlagen über die Jahre, Vandalismuschäden sind vor Ort unübersehbar. Offiziell allerdings ist das Areal aufgrund seiner Gefährlichkeit – Einsturzgefahr von Gebäuden, offene Schächte und Gruben – für die Öffentlichkeit unzugänglich. Der Zutritt ist nur nach Genehmigung und in Begleitung von Wachschützern möglich. Ebenso schlummern im Boden noch zahlreiche Altlasten aus der Zeit der militärischen Nutzung, unter anderem gelangte im Bereich der ehemaligen Wäscherei literweise hochgiftiges Trochlorethen in das Erdreich – die Lösung dieses Problems dürfte nach Schätzungen der Stadt Potsdam mindestens 3,5 Millionen Euro kosten, soll aber vom Land Brandenburg übernommen werden.

Schon vor den jetzigen Bemühungen, das Kasernengelände zum Wohnviertel umzubauen, gab es Anläufe für eine Entwicklung. Unter anderem planten Investoren um 2006, dort einen Fußball-Erlebnispark zu errichten – mit Hotel, Restaurant, Sportstätten, Trainingslager, Event- und Veranstaltungsbereichen und Wohnungen. Doch daraus wurde nichts. Schließlich betrat 2008 der Geschäftsmann Rolf Haferkamp die Bühne und erklärte als Geschäftsführer einer TG Potsdam GmbH, „am Ende des Tages“ würde in Krampnitz eine Milliarde Euro investiert sein – der Beginn der juristischen Auseinandersetzungen im Zuge der sogenannten Krampnitz-Affäre.

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