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Landeshauptstadt: Die abgespeckte Schlössernacht

Barock-Spektakel im Park Sanssouci schrumpft in der Fläche – dafür findet es künftig an zwei Abenden statt. Billiger wird es auch

Von Peer Straube

Sanssouci - Weniger Fläche, dafür ein konzentriertes Programm: Die Potsdamer Schlössernacht im Welterbepark Sanssouci soll im nächsten Jahr auf deutlich kleinerem Terrain stattfinden, dafür aber auch preiswerter werden. Zudem werde das Barock-Spektakel erstmals an zwei Abenden ausgerichtet, am Freitag, dem 17. August und am Samstag, dem 18. August, erklärten die Chefs der Betreiberfirma Kultur im Park GmbH, Siegfried Paul und Peter Schwenkow, am Donnerstag in den Neuen Kammern. Das traditionelle Vorabendkonzert auf der Mopke vor dem Neuen Palais wird gestrichen, der gesamte westliche Teil von Sanssouci – das sind fast zwei Drittel des gesamten Parks – wird nicht mehr bespielt. Künftig soll sich das Programm auf den östlichen Bereich des Parks konzentrieren, rund um das Schloss Sanssouci und die Orangerie (siehe Grafik). Im Gegenzug sinkt der Ticketpreis von 47 auf 39 Euro.

Viele Besucher hätten die weiten Wege zu den einzelnen Attraktionen als zu weit empfunden, sagte Paul. Daher werde man sich künftig auf den Bereich des Parks konzentrieren, in dem bislang ohnehin am meisten los gewesen sei. Dunkle Ecken, in denen nichts geboten wird, soll es künftig nicht mehr geben, dafür aber ein geballteres Programm auf kleinerem Raum, kürzere Wege für die Besucher und verbesserte Sitzmöglichkeiten. Statt wie bisher 30 000 Besucher, können wegen des kleineren Veranstaltungsbereichs nur noch maximal 20 000 Tickets pro Abend ausgegeben werden, 40 000 insgesamt.

Paul räumte ein, dass die räumliche Verkleinerung der Veranstaltung auch wirtschaftliche Gründe habe. Mit 20 000 Schlössernacht- und 5000 Vorabendkonzert-Besuchern war das Groß-Event auch in diesem Jahr nicht ausverkauft. Der anhaltende Besucherrückgang hatte die Schlösserstiftung im vergangenen Jahr zu einer Neuausschreibung der einst sehr erfolgreichen Veranstaltung veranlasst. Gewonnen hatten sie wie berichtet Pauls Veranstaltungsfirma Mediapool und die Berliner Werbeagentur Runze und Casper, die für den Betrieb der Schlössernacht gemeinsam die Kultur im Park GmbH gegründet hatten. Weil sich die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt hatten, stiegen Runze und Casper wieder aus. Deren Anteile übernahm nun Peter Schwenkows Deag AG, europaweit eins der größten Unternehmen der Unterhaltungsbranche. Der gebürtige Hamburger vermarktete unter anderem mit der Deag-Tochter Concert Concept über Jahre die Berliner Waldbühne, veranstaltet seit 2016 den sogenannten Christmas Garden im Botanischen Garten Berlin. Darüber hinaus ist er seit Langem Organisator von Konzerten internationaler Musikgrößen. Potsdamern dürfte der Name Schwenkow noch aus einem anderen Grund ein Begriff sein: 2010 wollte er vor Hermannswerder eine Seebühne nach dem berühmten Vorbild von Bregenz errichten und dort die Potsdamer Seefestspiele etablieren. Der Plan scheiterte – nicht zuletzt an unerfüllbaren Umweltschutzauflagen. Das Projekt wanderte zum Wannsee ab, nach zwei Jahren war aber auch dort Schluss.

Heute besuchten jährlich 5,5 Millionen Menschen von der Deag organisierte Veranstaltungen, sagte Schwenkow. Auch mit Events in denkmalgeschützten Parks und Gärten habe man reichhaltige Erfahrungen. Mit dieser Expertise wolle man die Schlössernacht zu alten Glanzzeiten zurückführen. Schwenkow erinnerte an die Anfangsjahre der Schlössernacht, als die Karten oft schon Stunden nach dem Vertriebsbeginn ausverkauft waren. Da wolle man wieder hin, betonte er. Die Schlössernacht genieße ein Renommee „weit über Potsdam hinaus“. Ziel sei es, das Spektakel auch international noch bekannter zu machen und so neue Besuchergruppen zu erschließen. „Wir sind in der Lage, die Schlössernacht an zwei Abenden voll zu machen“, so Schwenkow.

Welches Programm die Gäste diesmal erwartet, steht indes noch nicht fest. Man strebe einen ähnlichen Mix wie in diesem Jahr an, sagte Paul. Bei der letzten Schlössernacht hatten bei den Besuchern vor allem ein Mobile aus Menschen der französischen Artistengruppe „Transe Express“ und die weißen Pferde aus Seide der Gruppe Quidams nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Zentrale Veranstaltungsbereiche sollen auch im nächsten Jahr der Bereich um die Große Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci und die Maulbeerallee an den Orangerieterrassen werden. Vor allem dort sollen auch Klassikliebhaber auf ihre Kosten kommen, um den Wegfall des Vorabendkonzerts auf der Mopke zu kompensieren. Es gebe für das Areal eine „Choridee“, die die Besucher überraschen werde, versprach Paul.

Erstmals sollen auch Parkbereiche in die Schlössernacht einbezogen werden, die bislang nicht bespielt wurden. Als Beispiele nannte Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh die Friedenskirche und den angrenzenden Marlygarten. Zudem seien auch die Schlösser im Veranstaltungsbereich geöffnet, etwa die Neuen Kammern, das Orangerieschloss und die Bildergalerie.

Der Vorverkauf für die Eintrittskarten hat gestern offiziell begonnen. Sie sollen nicht nur auf den eigenen Ticketportalen, sondern bei allen großen Anbietern erhältlich sein, sagte Schwenkow. In diesem Jahr habe ein „marktschwacher“ Anbieter die Exklusivrechte gehabt. Auch deswegen sei die Veranstaltung nicht ausverkauft gewesen.

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