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Etwas HELLA: Die 15 Punkte der Potsdamer

Das Leben ist kein Wunschkonzert. Obwohl die Potsdamer gerade 15 Punkte vergeben dürfen für das, was sie sich im Bürgerhaushalt 2017 am meisten wünschen.

Das Leben ist kein Wunschkonzert. Obwohl die Potsdamer gerade 15 Punkte vergeben dürfen für das, was sie sich im Bürgerhaushalt 2017 am meisten wünschen. Also wenn ich mal so drauflos wünschen darf, dann sollte alles, was ich unbedingt zum Leben brauche, kostenlos sein. Tagsüber müsste immer die Sonne scheinen und wenn es nachts regnet, dann erst nach 2 Uhr, wenn alle Open-Air-Feste zu Ende sind. Fahrradwege stehen bei der Anlage von Straßen und bei deren Reparatur an erster Stelle. Sie bekommen einen edlen, nachts leuchtenden Belag, keiner hat noch Risse oder Buckel und Glasscherben liegen schon gar nicht mehr herum. Kostenlosen Nahverkehr brauche ich nur an Regentagen, ansonsten fahre ich natürlich Fahrrad. Beim Arzt schrumpfen die Wartezeiten auf eine Viertelstunde und nur wenn die „Bild der Frau“ sehr interessant ist, darf es auch mal eine halbe Stunde sein. Beim Facharzt kommt man mit einer Überweisung sofort dran. Ich glaube, ich könnte noch eine Weile weitermachen...

Doch selbst bei einem Wunschkonzert können die Orchestermitglieder nur das spielen, was sie – mal bildlich gesprochen – auf der Orgel haben. Und beim Bürgerhaushalt kommt noch eine kräftige Spaßbremse hinzu: das Geld. Nehmen wir zum Beispiel den Wunsch nach kostenlosen Kitas. Manche Kommunen üben das ja schon. Würde auch Potsdam einen solchen Versuch stemmen? Die Stadt sitzt immer noch auf einem ziemlichen Schuldenberg. Dass die Garnisonkirche kein städtisches Geld bekommen soll, gut, das könnten die Stadtverordneten schnell, aber leider nicht problemlos beschließen. Denn das Problem hat die Stadt mit ihrem Herz für Künstler, die im Rechenzentrum untergebracht sind, selbst geschaffen. Das stehengebliebene Haus verursacht nun mal höhere Baukosten beim Kirchturm. Oder die Forderung nach einer wirkungsvollen Mietpreisbremse. Die städtische Wohngesellschaft gehört wohl eher zu den moderaten Vermietern und nicht zu den bösen Haien. Gesetze für alle aber macht nicht die Kommune, sondern der Bund und der bremst ziemlich wirkungslos. Und dann die Umgehungsstraße und eine weitere Havelbrücke! War das nicht mehrheitlich abgelehnt und aus dem Bundesverkehrsplan gestrichen worden? Also, wenn es nur noch nachts regnet, kriegt die Stadt auch da eine perfekte Lösung hin. Höhere Hundesteuer, meinetwegen. Doch was macht dann Oma Anna mit schmaler Rente, für die ihr Fiffi ein wahres Lebenselixier ist?

Ja, ich weiß, ich spiele mich jetzt wie ein richtiger Miesepeter auf. Und auch anderen scheint die Wunschpuste auszugehen, siehe geringere Beteiligung am Bürgerhaushalt. Das habe ich nicht gewollt. Haben Sie weiter Wünsche und Utopien! Nur wenn die benannt werden, können sie auch in Erfüllung gehen. Irgendwann!

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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