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Homepage: Dependance in Taschkent

Fachhochschule Potsdam plant usbekisch-deutsche Architektur- und Baufakultät in Zentralasien

Ein recht ungewöhnliches Vorhaben nimmt derzeit an der Fachhochschule Potsdam Gestalt an. Die Hochschule will im kommenden Jahr eine usbekisch-deutsche Architektur- und Baufakultät in Taschkent eröffnen. Das sagte der Rektor der FH Prof. Johannes Vielhaber am Montag am Rande einer Veranstaltung. Sven Wallasch vom „Institut für Bauforschung und Bauerhaltung“ der FH Potsdam konkretisierte gegenüber den PNN, dass das Vorhaben von Lehrkräften der Fachhochschule Potsdam wie auch beteiligter Partnerhochschulen in Usbekistan getragen werden soll. Eine solche Fakultät mit dem Fokus auf Denkmalpflege und Bauerhaltung in Zentralasien wäre bislang einzigartig.

Geplant sind den Angaben zufolge ein gemeinsamer Lehrstuhl sowie verschiedene Studienangebote, die insbesondere den Bereich Architektur, Bauwesen und Denkmalpflege berühren. Angesiedelt werden soll die Fakultät an der Taschkenter Hochschule für Architektur und Bauwesen. Personell soll sich die Fakultät allerdings hauptsächlich aus Dozenten der FH Potsdam speisen, die im Austausch in Taschkent lehren werden.

Für die Finanzierung sind externe Gelder von Stiftungen und anderen Sponsoren vorgesehen, sagte Wallasch. Die Planung laufe derzeit an, 2009 soll mit ersten Ausbildungskursen begonnen werden, die die Sanierung von Baudenkmälern in Usbekistan zum Hintergrund haben sollen. Für Studierende der FH Potsdam werde es dann die Möglichkeit geben, Auslandssemester in Taschkent zu absolvieren. „Das ist eines der Ziele des Vorhabens“, so Wallasch.

Die Fachhochschule Potsdam engagiert sich bereits seit einigen Jahren in Usbekistan. Sie hat gemeinsam mit der Hauptabteilung Denkmalpflege des usbekischen Kultusministeriums verschiedene Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen in Samarkand und Buchara, wie die Restaurierung des Mausoleums Schadi-Mulk-aka oder die Sicherung der Medrese Tilla-Kari, vorgenommen. Die Projekte der FH gaben den Ausschlag, gemeinsam mit den staatlichen Hochschulen für Architektur und Bauwesen Taschkent und Samarkand im September 2006 eine dreiwöchige Sommerakademie zu organisieren. Die Akademie war vom Auswärtigen Amt, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Gerda Henkel Stiftung gefördert worden und stand unter der Schirmherrschaft der UNESCO.

FH-Rektor Vielhaber, der selbst Leiter des ersten Projektes der Fachhochschule Potsdam in Usbekistan war, hatte den Reichtum Usbekistans an Bau- und Bodendenkmalen der verschiedensten Epochen zu Beginn der Sommerakademie als außergewöhnlich bezeichnet. „Die Zeit und zivilisatorische Einflüsse haben ihre Spuren an den Mauern hinterlassen, die sich nur selten durch schnelle Eingriffe und Sofortmaßnahmen beheben lassen, sondern ein wohlüberlegtes und abgestimmtes Vorgehen verschiedener Berufsgruppen erfordern“, sagte der Bauingenieur.

Ziel der Sommerakademie 2007 war es, usbekischen Studierenden Wissen, Technologien und Methoden aus dem Bereich der Baudenkmalpflege zu vermitteln. Darüber hinaus diente die Sommerakademie der Anbahnung der Kooperationen mit den ortsansässigen staatlichen Hochschulen und Institutionen der Kultur- und Baudenkmalpflege, aus der nun die Pläne für eine gemeinsame Fakultät hervorgegangen sind.

Eine treibende Kraft hinter den Aktivitäten in Usbekistan ist das Auswärtige Amt. Die Bundesrepublik Deutschland will mit ihrem schon seit 1997 währenden Engagement in Zentralasien vor allem die dortige Wirtschaft stärken. Nach Angaben der Deutschen Botschaft Taschkent unterstütze man die usbekische Regierung in der Restaurierung bedeutender Denkmäler, weil Denkmalerhalt auch ein Wirtschaftsfaktor sei. Dies greife nicht nur beim Tourismus, sondern auch beim Baugewerbe und der Handwerkskunst und finde seinen Widerhall zudem bei der Aus- und Fortbildung.

Zwei der Restaurierungsmaßnahmen beziehen sich auf das Mausoleum Shadi-Mulk-Aga in der Samarkander Shahi-Sinda-Nekropole – wörtlich: „der lebende Schah“. Diesen Namen verdankt die Nekropole dem hier begrabenen Kusam ibn Abbas, einem Vetter des Propheten Mohammed. Schon seit vormongolischer Zeit ist sein Grabmal eine geheiligte Stätte und ein bedeutender Wallfahrtsort gewesen. Später kamen weitere Mausoleen hinzu, die, ebenso wie das Grab des Kusam, zu betreten Andersgläubigen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten war. Die Nekropole zählt wie die gesamte Stadt Sarmakand zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Mausoleum Shadi-Mulk-Aga in Shahi-Sinda ist auf 1371/1372 datiert und zählt damit zu den vier ältesten Mausoleen der Totenstadt. Die Grabherrin war als eine Nichte Timurs eine bedeutende Person, was die überaus reichen Verzierungen und sorgfältige Innenausstattung des Mausoleums erklärt. Die Fassade gilt wegen ihrer klaren Gliederung und feinen, kunstvollen Ornamentik als eines der schönsten Beispiele islamischer Baukunst ganz Zentralasiens.

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