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Der Älteste. Schmaills Grabstein an der Ostwand der Bornstedter Kirche.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Das Vermächtnis des Schreibers

Der Grabstein von Christoph Schmaill auf dem Bornstedter Friedhof ist vermutlich der älteste der Stadt

Er ist Potsdams Ältester. Falten hat er zwar keine. Doch sein beträchtliches Alter sieht man ihm trotzdem an. Der Grabstein von Margarethe und Christoph Schmaill, eingelassen in die Ostwand der Bornstedter Kirche, gibt dem Betrachter seine Inschrift kaum mehr preis. Die Witterung der Jahrhunderte hat die einst in den Sandstein gehauenen Lettern fast unkenntlich gemacht.

Heute vor 400 Jahren, am 10. April 1613, wurde Christoph Schmaill im sächsischen Baruth geboren. So jedenfalls muss es einst auf dem Grabstein zu lesen gewesen sein, wie im 19. Jahrhundert der Garten-Intendantur-Assistent Alexander Bethge noch feststellen konnte. Schmaill, der in den Wirren des 1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieges aufwuchs, trat – den Forschungen der Potsdamer Historikerin Hannelore Lehmann zufolge – um 1630 zunächst als Schreiber in die Dienste des sächsischen Ministers Graf zu Solms. Doch da dieser bald verstarb, ging Schmaill – oder auch „Schmeil“, die Schreibweise schwankt hier – wieder zurück nach Baruth. Seine Eltern waren inzwischen an der Pest verstorben. Auch der nächste Dienstherr, diesmal in Berlin, verstarb ebenfalls sehr bald. Schmaill nahm danach weitere Schreiberstellen an, bis ihn Kurfürst Friedrich Wilhelm – der später den Beinamen der Große Kurfürst erhielt – zum Lehenskanzlisten bestellte.

Laut den Forschungen der Historikerin Lehmann, die bei ihren Recherchen in den 1990er Jahren auf die erhalten gebliebene Leichenpredigt für Schmaill zurückgreifen konnte, begann für den in öffentlichen Diensten stehenden Schmaill ab den 1640er Jahren eine freudvollere Lebensphase. Im Jahre 1648 heiratete er demnach die Witwe eines Berliner Hofkonditors, jene Margarethe Reyer. Schmaill erhielt das Amt eines Zoll- und Zinsverwalters. Ungefähr 1660 wurde er zudem zum Amts- und Bauschreiber berufen – ein Amt, das wohl mit viel Einfluss verbunden war. Den Forschungen Lehmanns zufolge kam Schmaill bald zu einem stattlichen Vermögen. Doch der lungenkranke Amtmann verstarb 65-jährig im Jahre 1678.

Wo Schmaill und seine Ehefrau ursprünglich beigesetzt wurden, ist laut Lehmann nicht sicher. Klar hingegen ist, dass sich der Grabstein irgendwann auf dem Bornstedter Friedhof anfand, wo man ihn 1882 an der Außenwand der Kirche vermauerte. Er gilt als der älteste Grabstein Potsdams – zumindest innerhalb des Stadtgebietes vor der Eingemeindung der neuen Ortsteile im Jahre 2003.

Bevor der Stein Ende der 1990er aufwendig restauriert wurde, war er dauerhafter Nässe ausgesetzt, wie Friedhofsverwalterin Jutta Erb-Rogg berichtet. Damals habe das Architektenehepaar Redlich eine Lösung für dieses Problem ersonnen. Es wurde für eine Hinterlüftung gesorgt. Seitdem könne er gut abtrocknen. Jetzt habe der wahrscheinlich über 330 alte Grabstein wieder eine Chance, so Erb-Rogg. H. Catenhusen

H. Catenhusen

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