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400 Jahre nach ersten Entdeckungen mit Teleskopen findet das Jahr der Astronomie statt. Das Bild zeigt den Vollmond vom 10. Januar über Brandenburg.

© dpa

Landeshauptstadt: Das Universum ist ein Laboratorium

Gabriele Schönherr über das „Jahr der Astronomie“: die Faszination, das Wissen und der Alltag

Frau Schönherr, was verbinden die meisten Menschen aus Ihrer Erfahrung mit dem Begriff Astronomie?

Auf jeden Fall ein Nach-Oben-Gucken. Viele denken daran, Sterne anzuschauen, manche denken auch an Sternbilder. Oft kommt auch eine Sonnenfinsternis in den Sinn. Das Licht der Sterne fasziniert fast jeden. Genauer hinschauen können wir aber erst seit dem Jahr 1609 – da richtete Galileo Galilei das frisch erfundene Fernglas erstmals an den Himmel.

Was fasziniert Sie als Astrophysikerin ganz besonders?

Mich fasziniert das Rätsel der Sterne und des Kosmos. Was uns da anleuchtet, ist ja nur ein ganz kleiner Prozentsatz. Rund 95 Prozent des Universums sieht man überhaupt nicht. Mehr als 70 Prozent ist mysteriöse ’Dunkle Energie’. Niemand weiß, was das ist. Nur, was sie bewirkt: Sie treibt das Weltall wie eine ’Anti- Schwerkraft’ immer schneller auseinander. Ich bin über die Physik zur Astrophysik gekommen. Für mich ist das Universum ein Laboratorium, das man auf der Erde nicht hat. Man stößt an die Grenzen der Physik wie wir sie kennen.

Was ist die jüngste bahnbrechende Entdeckung in der Astronomie, die auch ein Laie verstehen kann?

2008 hat das Weltraumteleskop Hubble zum ersten Mal ein klares Bild im sichtbaren Licht von einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gemacht. Vorher gab es nur indirekte Messungen oder Aufnahmen, zum Beispiel mit Infrarotkameras.

Glauben Sie, dass es da draußen außerirdisches Leben gibt?

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir so schnell welches finden, aber nicht für ausgeschlossen. Eine zweite Erde haben wir bisher zumindest noch nicht entdeckt. Leben ist aber möglich, wenn ein Planet zu seiner Sonne den passenden Abstand hat – es darf weder zu warm noch zu kalt sein. Weitere Voraussetzungen sind zum Beispiel Wasser und Sauerstoff.

Wie sieht es in der Bevölkerung mit dem Allgemeinwissen über Astronomie aus?

Das Wissen ist, verglichen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, im Schnitt ganz gut. Das liegt vor allem an der riesigen Anzahl von Amateuren und Hobbyastronomen, Volkssternwarten und Planetarien. Wenn Lehrer von Sternen fasziniert sind, geben sie ihre Begeisterung an Schüler weiter. Viele Kinder schauen auch einfach mal an den Himmel und fragen dann nach.

Wo begegnet uns Astronomie im Alltag?

Das fängt schon bei Tag und Nacht an. Die Erde dreht sich um die Sonne, und an der abgewandten Seite von der Sonne ist es dunkel. Oder unsere Jahreszeiten: Dass es im Sommer warm und im Winter kalt ist, liegt an der schiefen Achse bei der Erdrotation. Wäre diese Achse gerade, fielen die Sonnenstrahlen immer im selben Winkel auf die Erde - und wir hätten keine wechselnden Jahreszeiten.

Wird Astronomie oft mit Astrologie verwechselt?

Ja. Das liegt schon an der Ähnlichkeit der Wörter. Beide Disziplinen haben auch denselben Ursprung: Himmelsbeobachtung. Die moderne Astronomie ist jedoch eine Naturwissenschaft. Es geht darum, etwas zu verstehen, was sich physikalisch interpretieren und beweisen lässt. In der Astrologie geht es eher um unbewiesene Lehren.

Interview: Ulrike von Leszczynski

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