zum Hauptinhalt
Das Entreé zur Alten Fahrt. Größtes Bauvorhaben des Ensembles ist das fünfgeschossige Humboldt-Quartier (l.), rechts daneben sind die dem Wasser zugewandten Neubauten der Grundstücke Humboldtstraße 3 und 4 zu sehen. Auf diesen Grundstücken entstehen schlossseitig die Palazzi Pompei und Chiericati mit historischer Fassade.

© dpa

Landeshauptstadt: Das erste Haus am Havelufer

Kondor Wessels feierte Richtfest für das Humboldt-Quartier neben dem Landtagsschloss

Von Peer Straube

Innenstadt - Thomas Albrecht ist sich sicher: An der Alten Fahrt entsteht Konkurrenz für Potsdams angestammte Sehenswürdigkeiten. „Der Schwerpunkt der Stadt wird sich hierher verlagern“, sagte der Architekt vom Büro „Hilmer & Sattler und Albrecht“ am Donnerstag beim Richtfest für das Humboldt-Quartier am Fuße der Langen Brücke. Wo die Menschen früher zuerst nach Sanssouci pilgerten, werde künftig das Areal rund um das Landtagsschloss der neue Anlaufpunkt im Herzen der Stadt sein. Er sei „sehr stolz“ darauf, an diesem Ensemble mitzuwirken, erklärte Albrecht.

Rund 20 Millionen Euro investiert Kondor Wessels auf dem Grundstück Humboldtstraße 1/2, direkt gegenüber vom Schloss. Das „erste Haus am Platz“, wie die Investoren ihr Projekt selbstbewusst nennen, bildet das künftige Entreé zur geplanten neuen Häuserzeile, die sich am Havelufer entlang bis hinter das Alte Rathaus ziehen soll – mit dem Palast Barberini als städtebaulichem Höhepunkt. Im fünfgeschossigen Humboldt-Quartier sollen 18 Wohnungen entstehen, ein großer Teil soll gewerblich genutzt werden. Unter anderem zieht der Energieversorger Danpower ein, auch eine Arztpraxis für Neurologie ist geplant. Auf der größten der drei Gastronomieflächen im Erdgeschoss soll ein Italiener eröffnen, daneben ein Bäcker. Rund 85 Prozent der Gewerbeflächen seien bereits vermietet, lediglich ein Gastronom werde noch gesucht, auch ein Ladengeschäft sei noch zu vermieten. Neben dem Humboldt- Quartier stehen auch zwei weitere Gebäude bereits im Rohbau: die Palazzi Pompei und Chiericati, die schlossseitig mit historischer Fassade wiedererrichtet werden. Der Palazzo Pompei wird ebenfalls von Kondor Wessels gebaut, der Palazzo Chiericati von der Prinz von Preußen Grundbesitz AG. Unter dem Ensemble entsteht eine gemeinsame Tiefgarage mit rund 70 Plätzen. In ziemlich genau einem Jahr, im September 2015, soll das komplette Ensemble fertig sein.

Für Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) war es ein „glücklicher Tag“. Seine größte Sorge sei gewesen, dass über die weitere Entwicklung der Mitte in Potsdam so lange diskutiert werde, dass um das fertige Landtagsschloss herum „womöglich hüfthoch das Gras wächst“. Diese Gefahr sei nun gebannt, die Mitte der Stadt nehme Gestalt an. Und auch das Mercure-Hotel „kommt irgendwann weg“, so Jakobs. Zur künftigen Entwicklung des Lustgartens inklusive Mercur-Grundstück läuft wie berichtet derzeit ein Werkstatt-Verfahren, bei dem auch die Potsdamer Bürger Vorschläge machen können.

Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) erklärte, Potsdam sei im Begriff, einen der einst schönsten Plätze Europas wiederzugewinnen. „Nur die Fachhochschule und das Mercure-Hotel erinnern noch daran, dass die Schönheit dieses Platzes durch mehrspurige Straßen und sozialistische Leitbauten aus dem öffentlichen Bewusstsein getilgt“ werden sollte. Ohne die Anstrengungen der Stadt und ohne das bürgerschaftliche Engagement wäre man in Potsdams Mitte nicht so weit gekommen, sagte Fritsch. Er hoffe auf eine gute Nachbarschaft „in der Einheit von gelebter Demokratie, Wohnen, Arbeiten, Service, Toleranz und Gastfreundlichkeit“, erklärte der Landtagspräsident.

Auch Architekt Thomas Albrecht war voll des Lobes für die Rolle der Stadtverwaltung, die sonst für ihre städtebaulichen Entscheidungen oft gescholten wird. Mit der Strategie, die Mitte in ihren alten Strukturen, aber in einem Mix aus historischer und moderner Architektursprache wiederaufzubauen, habe die Stadt eine „sehr differenzierte und kluge“ Entscheidung getroffen, so Albrecht.

Eigentlich hatte sich Kondor Wessels mit verschiedenen Tochterunternehmen um den Wiederaufbau der gesamten Häuserzeile an der Alten Fahrt beworben, sagte Johannes Hegeman, Chef der Investmentfirma Reggeborgh, die sich im Privatbesitz der niederländischen Familie Wessels befindet. Leider habe dies nicht geklappt, aber das Grundstück am Fuße der Langen Brücke sei ohnehin „das schönste von allen“.

Während das Humboldt-Quartier im Besitz von Kondor Wessels bleibt, werden die Flächen im Palazzo Pompei verkauft – sowohl die 27 Wohnungen als auch die Gewerberäume. Fest steht bereits, dass ein Schmuckgeschäft einzieht. Die ersten Elemente für die historische Fassade sind bereits fertig. Sie soll im Frühjahr 2015 angebracht werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false