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Soll der Weihnachtsmarkt schon vor Totensonntag öffnen dürfen?: Das Contra zum Pro

Das Abendland geht nicht unter, wenn der Weihnachtsmarkt vor Totensonntag eröffnet. Sein Fortbestand ist aber auch nicht gesichert, wenn man gebrannte Mandeln, Krakauer Würste, Hausschuhe, Kunsthandwerk und Gedöns erst nach dem Abdecken der Gräber draußen kaufen kann.

Das Abendland geht nicht unter, wenn der Weihnachtsmarkt vor Totensonntag eröffnet. Sein Fortbestand ist aber auch nicht gesichert, wenn man gebrannte Mandeln, Krakauer Würste, Hausschuhe, Kunsthandwerk und Gedöns erst nach dem Abdecken der Gräber draußen kaufen kann.

Nein, das nicht. Aber für enttraditionalisierte Verkaufsveranstaltungen wie den Potsdamer Weihnachtsmarkt oder den Ostereierwahn in Supermärkten gilt das gleiche wie für leer stehende Häuser: die Null-Toleranz-Strategie. Ist erst die erste Scheibe in alten Häusern eingeschmissen, folgt die nächste und man kann dem Verfall zugucken, sagt die Theorie. Macht man den Weg frei für die Vorvorverlegung der Weihnachtsverkaufsmärkte und das Ausbreiten des Ostergeschäfts, dann besteht das Jahr bald nur noch aus den beiden Konsumfesten – mit ein bisschen Halloween und Fasching/Karneval sowie den Sommerferien und Schlussverkäufen dazwischen: Dem Hasen folgt der Weihnachtsmann folgt dem Hasen... Es muss Grenzen geben; der Totensonntag ist so eine.

Wie gesagt, das Abendland geht nicht unter. Aber es geht ihm Kultur verloren – und Sinn. Es heißt Vorweihnachtszeit, weil es die Zeit unmittelbar vor Weihnachten ist und nicht die Zeit weit davor. Wer käme auf die Idee, Karneval am 5. November zu starten?

Dass Weihnachten ein Konsumfest ist, ist nicht das Übel, wenn klar bleibt, worum es im Kern geht: ein Fest der Christen und keins der Mandelbrenner. Das gilt es zu achten. Auch von Nichtglaubenden, Punschtrinkern und Krakaueressern wie dem Autor dieser Zeilen.

Im Übrigen wäre es einfach, wenn die Budenmeile nicht Weihnachts-, sondern Adventsmarkt hieße. Dann wäre alles klar: Anfang und Ende. 

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