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Elektrofachhandel in Potsdam: Damit Technik begeistert

Das Potsdamer Elektronikfachgeschäft „Fernseh-Gäbler“ feiert sein 40-jähriges Firmenjubiläum. Fachkräftemangel ist auch hier ein großes Zukunftsproblem.

Von Birte Förster

Potsdam - Ein Elektronikfachgeschäft in einer Zeit, in der Branchenriesen Technik für jedermann schnell und billig verkaufen? In einer Zeit, in der viele immer seltener fernsehen, dafür aber Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon nutzen?

Ja, das geht – es geht sogar sehr gut, wie das kleine Potsdamer Elektronikfachgeschäftes „Fernseh-Gäbler“ zeigt, das jüngst sein 40-jähriges Bestehen feierte. Tatsächlich laufen die Geschäfte bei Inhaber Dirk Gäbler, dessen Eltern das Unternehmen einst gründeten, immer besser. „Von Jahr zu Jahr steigen die Umsätze“, sagt der Informationstechnikermeister. Das hat einen guten Grund: Zwar verkauft der kleine Betrieb mit seinen fünf Mitarbeitern und einem Auszubildenden auch elektronische Geräte wie Fernseher oder Computer. Vor allem aber installieren sie diese wie auch Satelliten- oder Antennenanlagen bei den Kunden zu Hause, weisen sie ein, reparieren alte Geräte und beraten. Vor allem ältere Menschen gehörten zum Kundenkreis: „Man wird mit der Technik nicht mehr so leicht fertig wie früher“, sagt Gäbler. Vor allem die Generation 50 plus sei mit der Komplexität oft überfordert, hätte größere Schwierigkeiten mit neuen Computern, Flachbildfernsehern und Smartphones.

Sorgen um das wirtschaftliche Überleben muss sich der kleine Betrieb also nicht machen. Das Problem liegt vielmehr woanders. „Wir suchen händeringend Techniker“, betont Gäbler. Wie viele andere Handwerksbetriebe bekommen auch sie den Fachkräftemangel zu spüren. Es sei heutzutage schwierig, gut ausgebildete Techniker zu finden. Viele Schulabgänger würden lieber studieren als einen Handwerksberuf zu ergreifen, sei seine Erfahrung. Außerdem müssten Bewerber gute Kenntnisse in Mathematik vorweisen, weshalb vor allem Schulabgänger mit Abitur oder Fachabitur infrage kommen. „Es ist schwierig, jemanden zu finden, der diese Voraussetzungen erfüllt“, kann auch sein Vater Wilfried Gäbler bestätigen.

Immer weniger Techniker werden ausgebildet

Ein Nachteil sei auch, dass es immer weniger Berufsschulen gebe, die in diesem Beruf ausbilden, so Dirk Gäbler. Seine Auszubildenden müssen derzeit bis nach Berlin-Wedding fahren. „Das schreckt viele Lehrlinge ab.“ Dennoch: Die Berufsaussichten seien optimal. Diejenigen, die heutzutage eine Ausbildung zum Informationselektroniker machen, seien überall gefragt. Auch er selbst bildet neuen Nachwuchs in der Absicht aus, diesen später zu übernehmen. „Sonst ist die Ausbildung einfach zu teuer.“ Für das kommende Ausbildungsjahr haben sie bereits einen passenden Lehrling gefunden. Derzeit macht er in dem Betrieb noch ein Praktikum. „Er hat sich währenddessen entschieden, dass der Beruf etwas für ihn ist“, erzählt Dirk Gäbler.

So richtig verstehen kann Dirk Gäbler selbst aber nicht, dass nur wenige junge Menschen sich für das Metier begeistern können. „Ich lebe für diesen Beruf“, sagt der 46-Jährige. „Das Beste daran ist, dass man nicht stehen bleibt.“ Schließlich schreite die Technik immer weiter voran. Zusammen mit dem Kundenkontakt sei die Arbeit sehr abwechslungsreich. Als Wilfried Gäbler und seine Frau Christa – beide Elektroingenieure – den Laden 1978 eröffnet haben, begann auch ihr Sohn Dirk, sich für das Handwerk zu interessieren. Er habe schon früh gelötet und gebastelt, erzählt er. Mit 16 Jahren sei er im Betrieb seines Vaters in die Lehre gegangen. „Seitdem bin ich dabei.“

Dazu gedrängt, das Geschäft später zu übernehmen, habe er ihn nie, betont sein Vater. Der 73-Jährige arbeitet mittlerweile als Angestellter bei seinem Sohn. Hätte der sich für einen anderen Beruf entschieden, hätten er und seine Frau auch das akzeptiert. „Der Beruf soll ihm ja Spaß machen“, betont er. Auch in der nächsten Gäbler-Generation deuten sich bereits potenzielle Nachfolger an. Seine beiden Söhne – 16 und 13 Jahre alt – seien nicht abgeneigt, erzählt Dirk Gäbler. Wie bereits sein Vater wolle aber auch er keinen Druck ausüben. Aber: „Interesse ist schon da.“ 

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