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Kein Vorankommen. Turbine Potsdam hat im Kampf um eine bessere Platzierung in der Frauenfußball-Bundesliga keinen Boden gutgemacht. Svenja Huth, hier im Zweikampf gegen Nora Holstad Berge, konnte gegen Bayern München nicht viel ausrichten.

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam: Chance zum Comeback vergeben

Die große Konkurrenz im Kampf um die Europapokal-Qualifikation hatte am Samstag gepatzt, doch Turbine konnte diese Steilvorlage nicht nutzen. Der Potsdamer Frauenfußball-Bundesligist verlor tags darauf selbst gegen den amtierenden Meister und ungeschlagenen Spitzenreiter Bayern München.

Der 1. FFC Turbine Potsdam hat eine große Chance vertan, sich in der Frauenfußball-Bundesliga als Anwärter auf einen Champions-League-Platz zurückzumelden. Die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder verlor am Sonntag gegen Meister Bayern München mit 0:2 (0:1) und überwintert mit dieser Niederlage auf dem achten Tabellenplatz. Am Tag zuvor hatten der VfL Wolfsburg und der 1. FFC Frankfurt Turbine die Möglichkeit auf dem Silbertablett geliefert, bis auf drei Punkte aufzuschließen. Beide Mit-Konkurrenten um die Qualifikation fürs internationale Geschäft hatten verloren, doch die Potsdamerinnen griffen nicht zu, sondern sorgten bei ihrem Trainer für „eine riesen Enttäuschung“, wie Schröder nach dem Abpfiff bekannte.

„So eine Chance kriegen wir so schnell nicht wieder“, so seine Überzeugung. Mit einem Erfolg gegen die Bayern hätte Turbine die schlechte Hinrunde fast vergessen machen und bis auf den vierten Platz vorrücken können. Doch zu souverän trat der amtierende deutsche Meister vor 2380 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion auf, als dass Turbine ihm die erste Saisonniederlage hätte zufügen können. Mit dem Selbstbewusstsein, im gesamten Jahr 2015 kein Pflichtspiel verloren zu haben, agierte der FC Bayern über die gesamten 90 Minuten. Von dem Respekt, den die Mannschaft vor der Partie gehabt habe, wie Münchens Trainer Thomas Wörle später meinte, war nichts zu sehen. Er hatte Turbine zuletzt „wiedererstarkt und in sehr guter Form gesehen“, sagte Wörle und daher seine Mannschaft auf „geballte Power und Aggressivität“ der Potsdamerinnen eingestellt.

Eiskalte Münchnerinnen

Diese wollte sich nach gut einer Viertelstunde tatsächlich entfalten, doch da schlug der Meister das erste Mal eiskalt zu. Die Potsdamerinnen hatten gerade durch einen Schuss von Stefanie Draws Bayerns Torfrau Tinja-Riikka Korpela zu einer Glanzparade gezwungen sowie durch gute Zweikampfaktionen und Balleroberungen das Geschehen mehr und mehr in den Griff bekommen, als ein Bayern-Freistoß in den Turbine-Strafraum segelte. Jolanta Siwinska konnte den Ball nicht abschirmen, sodass er Bayerns Gina Lewandowski direkt für die Füße fiel. Die ließ sich nicht zweimal bitten und vollendete sicher zum 1:0 für München.

„Das hat das Spiel verändert“, resümierte Wörle nach den 90 Minuten. „Wir konnten mehr in Ruhe spielen“, so der Bayern-Coach, während die Potsdamerinnen den Druck erhöhten und sich immer wieder Ballbesitz erarbeiteten. Doch im letzten Drittel fehlte es an Tempo, Präzision und Durchschlagskraft. Über die Außenbahnen gab es zu wenig verwertbare Bälle, für Svenja Huth als einzige Sturmspitze war der Weg zum Tor oft zu lang. „Wir haben die Spitzen nicht gut bedient“, räumte Mittelfeldspielerin Tabea Kemme nach Spielschluss selbstkritisch ein. Dennoch hatte Turbine in der ersten Halbzeit durch Ilaria Mauro und Stefanie Draws seine Chancen. Da auch die Münchnerinnen immer wieder Strafraumszenen produzierten, sahen die Zuschauer im ersten Durchgang eine abwechslungsreiche, gutklassige Bundesliga-Partie „zweier Mannschaften auf Augenhöhe“, wie Bayern-Coach Wörle befand.

Schröder glaubt nicht mehr an Platz zwei

Dass dies nach dem Seitenwechsel nicht seine Fortsetzung fand, lag am frühen 2:0 für die Gäste nur drei Minuten nach Wiederanpfiff. Erneut sah Jolanta Siwinski unglücklich aus, als sie in der Mitte der eigenen Hälfte über den Ball schlug, Vivianne Miedema der aufgerückten Turbine-Abwehr enteilte und das Leder gekonnt aus spitzem Winkel an der herauseilenden Lisa Schmitz vorbei ins Tor schlenzte. Potsdam fand keine Antwort mehr auf den Rückstand und hatte in der zweiten Halbzeit keine Torchance. Es dauerte bis zur 65. Minute, ehe Svenja Huth überhaupt wieder Richtung Bayern-Gehäuse schoss. Ihre einzige Anstrengung im zweiten Durchgang hatte Bayern-Keeperin Korpela in der 78. Minute, als sie sich nach einer verunglückten Flanke von Potsdams Jennifer Cramer streckte.

Gegen „wunderbar verteidigende“ Gäste, wie Schröder lobte, fand seine Mannschaft keine spielerischen Mittel mehr. Im Mittelfeld hätten Lia Wälti und die angeschlagene Tabea Kemme nicht die Akzente setzen können wie in den vergangenen Wochen, über die Außenbahnen entwickelten seine Spielerinnen keinen Druck. Bayern hingegen spielte stabil, blieb offensiv gefährlich und defensiv meisterlich. „So sind wir im sechsten Spiel zu Hause ohne eigenes Tor geblieben“, sagte Schröder, der seine Enttäuschung nicht verbergen konnte. Zumindest nach dem gestrigen Spiel glaubt der 73-Jährige nicht mehr an Platz zwei zum Saisonende. „Die Chance, international anzugreifen, ist vertan.“ Keine schöne Bescherung am vierten Advent.

Turbine Potsdam: Schmitz – Krug, Draws, Kulis – Meister (68. Makanza), Wälti, Kemme (58. Kellond-Knight), Siwinska (68. Cramer), Schwalm – Mauro, Huth

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