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Quer durch die Gärten. Nahe vorbei an Wohnhäusern verläuft die 110-Kilovolt-Leitung in Marquardt, die saniert werden soll. Anwohner wehren sich gegen die Trasse.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Bündnisgrüne kämpfen für Stromtrasse unter der Erde in Marquardt

Eon.Edis: Bestehende Freileitung soll „rekonstruiert“ werden / Mitspracherecht der Anwohner bei Leitungssanierung ist strittig

Marquardt - Die bündnisgrüne Landtagsfraktion unterstützt den Protest Marquardter Einwohner gegen die Sanierung einer Stromfreileitung im Ort. Seit Ende des vergangenen Jahres gehen Marquardter gegen die geplante Rekonstruktion einer fast 80 Jahre alten Freileitung vor, die den Ort durchschneidet. Der Leitungs-Eigentümer Eon.Edis will die 100-Kilovolt-Leitung zwischen Wustermark und Geltow sanieren – Anwohner, aber auch die Grünen vermuten jedoch hinter der Sanierung Vorbereitungen für einen möglichen Ausbau der Leitungskapazität. „Es scheint nicht nur um eine Rekonstruktion zu gehen, sondern um einen teilweisen Ausbau der Kapazitäten“, erklärte gestern Grünen-Abgeordnete Marie Luise von Halem, die am nächsten Freitag zu einem Vor-Ort-Termin nach Marquardt kommt.

Der Leitungsbetreiber Eon.Edis aber bleibt weiter bei seiner Darstellung: Geplant sei „die Rekonstruktion der 1936 errichteten 110-kV-Freileitung Wustermark-Geltow“, so Horst Jordan vom Energieriesen. „Die Freileitung wird in der vorhandenen, etwa 23 Kilometer langen Trasse rekonstruiert. Ein befürchteter Umbau auf eine höhere Spannungsebene ist weder geplant noch im Rahmen der bestehenden Rechte möglich beziehungsweise zulässig", erklärte der Pressesprecher. Zu Zugeständnissen oder Mitsprachemöglichkeiten der betroffenen Anwohner gab Jordan keinerlei Kommentar.

Doch Marquardt versucht sich zu wehren: Mehrere hundert Unterschriften seien im Ort schon gegen die Leitung gesammelt worden, so der Ortsvorsteher Wolfgang Grittner gegenüber den PNN. Einwohner befürchten trotz gegenteiliger Beteuerungen von Eon.Edis eine Leitungsverstärkung und daraus resultierende stärkere elektromagnetische Strahlung. Grittner will Eon.Edis dazu bringen, die Leitung unter die Erde zu verlegen oder um bewohnte Gebiete herumzuführen. Auch die Potsdamer Stadtverwaltung unterstützt das Anliegen des Orts grundsätzlich. Die Crux: Selbst Experten seien sich derzeit nicht einig, ob für eine Sanierung einer Freileitung ein Planfeststellungsverfahren notwendig ist, sagt die Bündnisgrüne von Halem. Doch ohne Planfeststellungsverfahren gebe es kein Mitspracherecht. Die Bündnisgrünen haben derweil einen Gesetzentwurf für Brandenburg eingebracht, der eine Erdverkabelung bei Leitungen bis zu 110 Kilovolt zwingend vorschreibt. Bei höheren Spannungen soll unter bestimmten Voraussetzungen eine Erdverkabelung vorgeschrieben werden, wenn beispielsweise Leitungen nahe an Wohngebieten vorbeiführen oder durch Naturschutzgebiete gehen. Doch der Gesetzentwurf stehe noch am Anfang der Parlamentsberatungen, sagte von Halem. Für Marquardt würde ein in naher Zukunft beschlossenes Gesetz nicht greifen, so die Politikerin: „Rückwirkend gelten Gesetze nicht.“

Bis Ende Februar will Grittner nun eine Bürgerversammlung organisieren. Außerdem hofft der Ortsvorsteher auch auf die Unterstützung von Golm, denn auch dieser Ortsteil sei von der Leitung betroffen, sagte Grittner: „Wir ermuntern vor allem die Wissenschafts- und Studenteneinrichtungen, uns zu unterstützen.“ KG

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