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Wein zu Wurst. Die Terrassen des Weinbergs vor Schloss Sanssouci sind ein echtes Postkartenmotiv. Kein Wunder, dass sie vor 25 Jahren auch in das offizielle Potsdam-Logo integriert wurden – wenn auch verkehrt herum. Allerdings besteht Verwechslungsgefahr, wie Studenten der Fachhochschule ermittelten.

© Bernd Settnik/dpa, LHP

Landeshauptstadt: Bockwurst auf dem Prüfstand

Potsdam will sein Markendesign erneuern. Das könnte das Ende des bekannten Weinberg-Logos sein

Geschmack verändert sich ja mit der Zeit. Das gilt nicht nur fürs Essen, sondern auch für die Optik. Deshalb will die Stadtverwaltung nun Potsdams Markendesign zeitgemäß aufhübschen. Betroffen sind beispielsweise Schriften und Farbgebung von Broschüren, Dokumenten und Schildern. Das gilt auch für das seit 1993 benutzte Logo der Landeshauptstadt. Dieses zeigt den Schriftzug „Potsdam“ und mit dem stilisierten Schloss Sanssouci und den königlichen Weinbergterrassen Potsdams wohl bekannteste Sehenswürdigkeit. Nun könnte es zum Auslaufmodell werden.

Eine entsprechende Präsentation hatte der für Kommunikation zuständige Fachbereichsleiter Dieter Jetschmanegg am Mittwoch bereits dem Hauptausschuss vorgestellt. Nach 25 Jahren sei es Zeit für ein neues Erscheinungsbild. Außerdem sei der Zeitpunkt günstig: Gerade habe sich die Stadt ein neues Leitbild gegeben und sei als touristische Marke etabliert. Und ein Wechsel an der Spitze des Rathauses stehe an, weil Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nach 16 Amtsjahren bei der Wahl am 23. September nicht mehr antritt.

Bei der anstehenden Arbeit verlässt sich die Stadtverwaltung nicht auf ihre eigene Expertise. Auch eine professionelle Agentur wurde nicht beauftragt. Stattdessen nutzt man das Know-how der Fachhochschule. Dabei gäbe es bereits gute Erfahrungen, sagte Sigrid Sommer, die im Rathaus für das Marketing verantwortlich ist, auf PNN-Nachfrage. So sei die vor dem Rathaus aufgestellte Stele für die Partnerstädte von Studenten der FH entworfen worden, ebenso das Ausstellungsdesign für die Wissenschaftsetage im Bildungsforum Am Kanal. „Wir sind eine Wissenschaftsstadt. Das sollten wir auch leben“, sagte Sommer. Mit Professor Matthias Beyrow sei ein anerkannter Experte für Marken und Zeichen für das Projekt verantwortlich.

Studenten des Studiengangs Design hatten des derzeitige Erscheinungsbild im vergangenen Semester bereits analysiert. Die Ergebnisse sind ab Mittwoch in einer Ausstellung im Foyer des Rathauses in der Friedrich-Ebert-Straße zu sehen. Festgestellt wurde dabei unter anderem, dass das sogenannte Weinberg-Logo auch andere Interpretationen zulässt: Die drei Bögen unterhalb des Schriftzuges könnten demnach von Unbedarften auch als Würste erkannt werden. In der Präsentation heißt es deshalb Bockwurstlogo. Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass die Stadt und ihre kommunalen Unternehmen keine gemeinsame Markenfamilie besitzen. Ähnlichkeiten gibt es allenfalls innerhalb der kommunalen Konzerne.

Der Befund steht also schon. Nun soll die Therapie gefunden werden. In diesem Semester erwartet die Stadtverwaltung erste Entwürfe. Auch sie sollen im Sommer ausgestellt und anschließend überarbeitet werden. Zum Jahresende will sich das Rathaus dann auf eine Idee für das künftige Corporate Design festlegen. Im nächsten Jahr soll die Umsetzung folgen. Man wolle das neue Gesicht nicht im stillen Kämmerlein festlegen, sondern suche bewusst den Austausch, so Sommer. Die Kosten liegen Sommer zufolge im niedrigen fünfstelligen Bereich und werden hauptsächlich für Druck- und Sachkosten fällig. Ob das Logo – Bockwurst hin oder her – verschwindet, sei indes völlig offen, stellte Sommer klar.

Das unterstreicht auch Raimund Jennert. Er ist als Chef der Potsdam Marketing und Service GmbH für Potsdams Tourismusmarketing zuständig. „Es gibt keine Vorfestlegung, dass das Logo erhalten bleiben soll. Es kann aber erhalten bleiben oder es kann auch verändert werden. Wir sind als Touristiker mit in den Prozess eingebunden und werden ihn aktiv mitgestalten“, so Jennert.

Bei Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) reagierte man zurückhaltend auf die Pläne der Stadtverwaltung. Was die Stadt Potsdam als Alleinstellungsmerkmal wähle oder welche Schwerpunkte sie für ihre Außendarstellung setze, liege allein in ihrer Verantwortung und sei auch allein ihre Entscheidung, teilte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN mit. Das gelte, die SPSG sei ja eine Zwei-Länder-Stiftung, genauso für Berlin. „Sicherlich gehören die Schlösser und Gärten zu Potsdam und es würde uns natürlich freuen, wenn sie Berücksichtigung fänden“, so Kallensee. M. Zschieck

M. Zschieck

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