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Landeshauptstadt: Bis zum Schluss gebraucht Altoberin Siegtraut Linke 96-jährig verstorben

Die Entscheidung für ein Leben als Diakonisse bedeutete für Mädchen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die damals eher seltene Möglichkeit einer Berufsausbildung. Für Siegtraut Linke, geboren 1916 im niederschlesischen Ober-Pritschen bei Fraustadt, war das eine Alternative zu Heirat oder Arbeit als Dienstmädchen – und die richtige Entscheidung.

Die Entscheidung für ein Leben als Diakonisse bedeutete für Mädchen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die damals eher seltene Möglichkeit einer Berufsausbildung. Für Siegtraut Linke, geboren 1916 im niederschlesischen Ober-Pritschen bei Fraustadt, war das eine Alternative zu Heirat oder Arbeit als Dienstmädchen – und die richtige Entscheidung. Nun ist die 96-jährige Altoberin am Silvestertag nach kurzer Krankheit verstorben.

Heute gibt es immer weniger Diakonissen und kaum noch Frauen, die diesen Lebensweg gehen. Siegtraut Linke war eine der Letzten, die im Diakonissenhaus auf Hermannswerder lebte.

Die junge Frau stammte aus einer großen Familie mit sechs Kindern, der Vater, ein Gutsbesitzer, starb, als Siegtraut erst sieben Jahre alt war. Mit kaum 18 Jahren trat sie in das Diakonissen-Mutterhaus in Grünberg als Probeschwester ein, bevor sie in der Gemeindestation Striegau und im dortigen Kreiskrankenhaus zur Krankenschwester ausgebildet wurde. Dort arbeitete sie bis 1945, bevor sie unter dramatischen Umständen mit einem Pferdefuhrwerk vor der vorrückenden Ostfront flüchten musste. Sie blieb für einige Jahre in Herzberg und kam 1950 nach Potsdam-Hermannswerder, wo sie im Krankenhaus Stationsschwester wurde. 1964 übernahm sie das Amt der Oberin von Hertha von Zedlitz, doch dann erkrankte sie ein halbes Jahr später schwer. In Beelitz wurde sie operiert und verbrachte fünf Monate auf Kur. Nach 29 Jahren als Oberin ging sie mit 73 Jahren in den Feierabend, blieb aber stets Ansprechperson in wichtigen Dingen, nach dem Weggang der Oberin übernahm sie sogar erneut Verantwortung. Nun mussten viele Gemeindestationen aufgelöst werden. Schwester Siegtraut Linke verabschiedete sich im Laufe ihres Lebens von mehr als 100 Mitschwestern, die während ihrer Amtszeit verstarben, oft saß sie am Kranken- und Sterbebett. Viel Kraft investierte sie in den 60er und 70er Jahren in den Um- und Ausbau des Schwesternhauses sowie in die Mittelakquise: Endlich entspannte sich die Wohnsituation der Schwestern, die dann eigene Zimmer bekamen. Bis zum Schluss reiste sie viel und gern, besuchte Mutterhäuser und Konferenzen des Kaiserswerther Verbandes der Ostdeutschen Mutterhäuser, in dem sie aktiv und sehr geschätzt war. Zu ihrer Familie, vielen Nichten und Neffen und eine Schwester, die erst vor Kurzem verstarb, hielt sie engen Kontakt.Steffi Pyanoe

Der Trauergottesdienst findet am Mittwoch, dem 9. Januar, um 10 Uhr in der Inselkirche Hermannswerder statt. Anschließend wird Siegtraut Linke auf dem Neuen Friedhof, Heinrich-Mann-Allee, beerdigt.

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