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Friedrich Mielke gestern am 90. Geburtstag im „Güldenen Arm“.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bewegt und kritisch

Legendärer Denkmalpfleger Friedrich Mielke zum 90. Geburtstag „Im Güldenen Arm“ geehrt

Innenstadt - Friedrich Mielke konnte am Ende die Tränen nicht zurückhalten. Als Norbert Blumert dessen Bekenntnis zu Potsdam und seiner Landschaft gestern im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ zitierte, gingen die Gefühle des Jubilars, der zu seinen 90. Geburtstag hier weilte, mit ihm durch.

Prof. Dr. Ing. Friedrich Mielke, seit 1991 Ehrenbürger Potsdams, war von 1952 bis 1958 leitender Denkmalpfleger in der Stadt. Ihm ist unter anderem die „Rettung“ der Wilhelm-Staab-Straße zu verdanken, wie Ministerpräsident Matthias Platzeck in seinem Glückwunschschreiben erwähnt. „Sie hatten in Potsdam Verantwortung für die Denkmalpflege in einer Zeit, in der keiner mit Ihnen getauscht hätte“, erinnerte Baubeigeordneter Matthias Klipp an den drohenden Abriss der Überreste des Stadtschlosses, gegen den Mielke opponiert hatte.

Von einer „fatalen Situation der Denkmalpflege“ spricht Mielke in einem aktuellen Film, den Klaus Wunder mit dem 90-Jährigen gedreht hat und den er gestern in Anwesenheit des Hauptdarstellers zeigte. Die „fatale Situation“ beruhe darauf, dass immer öfter versucht werde, Originale durch Kopien zu ersetzen. „Vom Stadtschloss haben wir kein Original, nur eine Vision“, sagt Mielke. „Wenn wir die Garnisonkirche wieder aufbauen, müssten wir das alte Ensemble wieder herstellen bis hin zur Garnison“, sagt er. Konsequent spricht er sich gegen „hohle Bauten ohne Sinn“ aus, denn: „Der Sinn macht das Denkmal“.

Stadtkonservator Andreas Kalesse machte in seiner Glückwunschrede deutlich, dass der Jubilar im städtischen Bereich Denkmalpflege bis heute eine Rolle spiele. „Wo ist denn der Mielke?“, frage fast täglich ein Mitarbeiter, erzählt Kalesse. Mit dem „Mielke“ sei das im Jahre 1972 erschienene Buch „Das Bürgerhaus von Potsdam“ gemeint. Es sei nach wie vor Quelle und Orientierung für die Denkmalpflege. Über tausend Zeichnungen habe der Jubilar und dessen Mitarbeiter der Stadt hinterlassen. Diese seien „wohl verwahrt“, versichert Kalesse, einige seien in der noch bis zum 2. Oktober geöffneten Ausstellung im „Güldenen Arm“, die Friedrich Mielke gewidmet ist, zu sehen. Ausstellungskurator Norbert Blumert erwähnt 8000 Negative, die Mielke der Stadt geschenkt habe. Bereits zu seinem 80. Geburtstag hatte er der Stadt- und Landesbibliothek einen Teil seines wissenschaftlichen Nachlasses übergeben. Darunter sind unter anderem zahlreiche Titel zur Scalalogie, der Treppenforschung. Mielke hat nicht nur die Potsdamer Treppen dokumentiert, sondern auch das umfangreiches Werk „Die Treppen der Welt“ verfasst.

In einem Buch über den Krieg hat Mielke seine eigenen Erlebnisse verarbeitet. Schwer verwundet und mit amputiertem rechten Bein überlebte er das Inferno des 2. Weltkrieges: „Ein Menschenleben kostet nichts, also weg damit“. Die Politiker seien lernunfähig, wie an Kriegen wie im Irak zu sehen sei.

Die Stadtverwaltung hat ihren Ehrenbürger zum Jubiläum mit der Fahrbereitschaft 550 Kilometer aus Bayern nach Potsdam geholt und fährt ihn morgen Mittag wieder in seinen Wohnort Konstein zurück. Günter Schenke

Günter Schenke

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