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Landeshauptstadt: Beobachtung vom höchsten Ort

Aus dem Nachlass eines Zeitzeugen vom 14. April 1945

Aus dem Nachlass eines Zeitzeugen vom 14. April 1945 Von Horst Goltz Ein schriftlicher Zeitzeugenbericht über die Ereignisse am 14. April 1945, als der britische Bombenangriff ca. 1800 Tote unter der Potsdamer Zivilbevölkerung forderte, ist durch einen Zufall bei der Durchsicht eines Nachlasses erst jetzt ans Tageslicht gekommen. Über Umwege gelangte er in meine Hände. Der Bericht stammt von einem Oberpostsekretär a.D., der vom Forstamt Potsdam mit der Feuerwache auf dem Feuerwachturm des Kleinen Ravensberges beauftragt war. Er hatte die Aufgabe, bei jedem Fliegeralarm diesen in der gesamten Umgebung höchst gelegenen Beobachtungsturm zu besetzen und etwaige Waldbrände im Gefolge von Bombenabwürfen der Revierförsterei Plantagenhaus, mit der er über ein Feldtelefon verbunden war, zu melden. In aller Ausführlichkeit schildert er auf mehreren Schreibmaschinenseiten den Ablauf der Ereignisse am Abend des 14. April, wie er sie vom Turm des Kleinen Ravensberges aus beobachtet hat bis zu dem Zeitpunkt, wo er selbst durch den Luftdruck einer in der Nähe detonierten Bombe zu Boden geschleudert wurde und das Bewusstsein verlor. Am Abend des 14. April 1945 fand er sich schon am Abend auf seinem Beobachtungsposten ein, da in dieser letzten Phase des Krieges wieder mit den jeden Abend einfliegenden Schnellbomberverbänden zu rechnen war. Kurz nach 21.30 Uhr wurde ihm vom Revierförster Sch. – vermutlich Revierförster Schellack – eine erste Luftlagemeldung durchgegeben. Gleichzeitig bemerkte er, dass gerade die wenigen noch brennenden Eisenbahnsignale gelöscht wurden. Da heulten kurz vor 22 Uhr auch schon die Sirenen auf. Wenige Minuten später war bereits das dumpfe Brummen der viermotorigen Bomber zu hören. Nach dem Absetzen der ersten Leuchtbomben war klar, dass das Angriffsziel diesmal Potsdam war. In wenigen Augenblicken war die Stadt taghell erleuchtet und kurze Zeit später begann das pausenlose Bombardement. Interessant an diesem Bericht sind vor allem darin enthaltene Informationen über die Witterung, speziell die Windverhältnisse in dieser Nacht und wie die an Fallschirmen hängenden Leuchtbomben ziemlich schnell über die Havel hinweg nach Süden in die Ravensberge und die Wälder an der Havel getrieben wurden. Diese Dinge sind unter den Historikern, die sich später mit dem Angriffsgeschehen befasst haben, zum Teil umstritten gewesen. Wer hatte schon Gelegenheit, außer den Flugzeugbesatzungen, das Geschehen vor Ort vom höchsten Punkt der Stadt während des gesamten Angriffs so genau zu verfolgen wie der Berichterstatter? Mir ist niemand bekannt! Das macht diesen Zeitzeugenbericht so wichtig. Unser Auto Horst Goltz hat als Schüler während des 2. Weltkrieges alle Fliegeralarme, Bombenabwürfe, Flugzeugabstürze usw. dokumentiert und darüber auch zahlreiche Erlebnisberichte verfasst.

Horst Goltz

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