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Kinderbetreuung in Potsdam: Beginn des neuen Kitajahrs: „Knapp auf knirsch“

Die Stadt geht derzeit davon aus, dass die Plätze in den Potsdamer Kitas ausreichen. Auch bei der Einstellung von Erziehern könnte es klappen - gerade so.

Das neue Kitajahr steht vor der Haustür. Wer noch keinen Platz hat, bei dem dürfte langsam der Stress steigen. Zwar gibt es in der Stadt 17 286 Kitaplätze in 118 Einrichtungen, doch es bleibt eng.

Fehlen noch Kitaplätze?

Ende Juli hatte die Stadt noch 66 fehlende Betreuungsplätze gemeldet. Sprich: Die Eltern haben den Bedarf bei der Stadt angemeldet, aber bisher keinen Platz erhalten. Nun versicherte eine Stadtsprecherin auf PNN-Anfrage, die Verwaltung gehe derzeit davon aus, dass zum Beginn des Kitajahres im September alle Kinder mit einem Rechtsanspruch einen Kitaplatz erhalten könnten und keine Plätze fehlen würden. „Der Wunschplatz kann jedoch nicht garantiert werden.“ Das bedeutet, dass in manchen Fällen der angebotene Platz in einem anderen Stadtteil liegt und mit Fahraufwand verbunden sein kann, oder aus sonstigen Gründen nicht den Wünschen der Eltern entspricht. Denn die meisten Tagesstätten sind voll, davon berichten auch die Träger. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die rund 15 Kitas in Potsdam betreibt, kann den Eltern nicht viel Hoffnung machen. „Freie Platzkapazitäten haben wir in unseren Kitas nicht“, sagt ein Mitarbeiter. Auch wer auf dem „Suchportal Kindertagesbetreuungseinrichtungen“ der Stadt nach freien Plätzen sucht, findet vor allem für unter Dreijährige nur noch vereinzelte Plätze.

Wo werden in der nächsten Zeit noch Plätze frei?

Bis Jahresende sollen noch zwei Kitas, die derzeit neu gebaut werden, fertig gestellt werden: Der Kindergarten Kinderwelt am Campus Filmpark mit 136 Plätzen und die Kita PotsdamKids im Nuthewinkel in der Teltower Vorstadt mit 143 Plätzen. Bis 2021 sollen durch Erweiterungen bestehender Kitas und Neubauten insgesamt rund 2000 zusätzliche Betreuungsplätze entstehen.

Was können Eltern tun, wenn sie noch einen Platz suchen?

Der erste Ansprechpartner ist der Kita-Tipp im Rathaus, der dienstags und donnerstags Sprechstunden anbietet. Dort können sich Eltern beraten lassen. Die Mitarbeiter versuchen, einen Platz zu vermitteln. Kapazitäten könnten noch frei werden, wenn Eltern, die ihre Kinder zur Sicherheit bei mehreren Kitas angemeldet haben, nur einen Platz annehmen. Der schon seit Jahren diskutierte Kita-Navigator zur Vergabe der Plätze über ein einheitliches Onlineportal soll erst Ende 2018 oder Anfang 2019 kommen. Damit sollen Dopplungen vermieden werden.

Einige Potsdamer Eltern können nicht arbeiten, weil sie keinen Betreuungsplatz bekommen haben, auf den sie ab dem ersten Geburtstag des Kindes einen Rechtsanspruch haben. Sechs von ihnen haben bisher bei der Stadt Verdienstausfall geltend gemacht. Zwei davon haben den Antrag nach Angaben der Stadt zurückgezogen, zwei Fälle werden noch geprüft. Zwei weitere seien dem Kommunalen Schadensausgleich übergeben worden.

Gibt es genug Erzieher?

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der Erzieher bleibt angespannt. „Knapp auf knirsch“ könnte es zum neuen Kitajahr klappen, so drückt es Silke Berlin, die Pressesprecherin der Potsdamer Arbeitsagentur, aus. Derzeit seien 29 offene Stellen bei Betreuungseinrichtungen im Stadtgebiet gemeldet – demgegenüber stünden genau 29 Bewerber, die grundsätzlich die Voraussetzungen erfüllen. Ob Kitas und Bewerber aber so eins zu eins zusammenfänden, sagt Berlin, läge im Ermessensspielraum der Kitas.

Damit steht Potsdam im Vergleich zum Rest des Bundeslandes noch vergleichsweise gut da. Eine Umfrage der Liga der Freien Wohlfahrtspflege unter 126 Kitas ergab, dass 69 Prozent der brandenburgischen Betreuungseinrichtungen Probleme bei der Besetzung frei werdender Stellen haben. 15 Prozent der Kitas hatten zum Zeitpunkt der Befragung unbesetzte Stellen. 16 Prozent der Einrichtungen mussten ihre Betreuungszeiten deswegen schon seit 2010 zumindest zeitweise einschränken. Die Verbesserung des Betreuungsschlüssels auf Landesebene könnte die Situation auf dem Personalmarkt weiter verschärfen.

Längst haben auch Politiker das Thema für den Wahlkampf entdeckt. So kündigte die Potsdamer SPD-Bundestagskandidatin Manja Schüle in einer Pressemitteilung am gestrigen Dienstag an, sie wolle „eine Ausbildungsoffensive für den Erzieherberuf auf den Weg bringen“. Dazu sollten unter anderem die Kapazitäten im Studium frühkindlicher Bildung und Erziehung an der FH Potsdam ausgeweitet werden.

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Hintergrund: Kiez-Kitas

Ob einige Potsdamer Kitas wie geplant ab Anfang September von dem landesweiten Kiez-Kita-Programm profitieren können, scheint fraglich. Denn, so die Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Steeven Bretz und Gordon Hoffmann, bisher lägen noch keine Anträge auf Zuwendung aus Potsdam vor. Die Stadt bestätigt das. Der Antrag soll nach Angaben einer Sprecherin Ende August gestellt werden, das Konzept bis Ende September stehen. 100 Kitas sollen durch das Projekt der Landesregierung gefördert werden. Damit soll zusätzliches Personal eingestellt werden, um „besondere soziale Herausforderungen zu meistern“, wie es auf der Homepage des Bildungsministers Günter Baaske (SPD) heißt. In Potsdam stehen im Rahmen des Projekts aus Landesmitteln bis Jahresende 68 800 Euro zur Verfügung, ab 2018 pro Jahr 206 400 Euro. Diese sollen auf mehrere Kitas verteilt werden. Wenn vier Kitas ausgewählt würden, so rechnet die Stadt vor, reiche das für eine zusätzliche volle Stelle in jeder Einrichtung. Welche Kitas die Fördermittel erhalten, steht noch nicht fest. Das soll nach Indikatoren entschieden werden, die im derzeit erstellten Konzept festgelegt werden. sca

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