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Fette Beute: Im Kleingarten gibt es im Herbst viele Äpfel und Birnen zu ernten.

© imago stock&people

Bedrohte Kleingärten in Potsdam: Rathaus muss mehr für den Schutz vor Bebauung tun

Die grünen Oasen sind auch bei Investoren heiß begehrt: Nach vielen Versäumnissen der Vergangenheit sollte die Stadt weiterem Ungemach vorbeugen.

Ein Kommentar von Henri Kramer

Die Schlagzeilen gleichen sich. Alle paar Monate wird in Potsdam eine neue Gartensparte bekannt, die sich in ihrer Existenz bedroht sieht, gerade durch Investorenpläne für Wohnbebauung. Zugleich ist der Dachverband der Sparten, der Verein der Garten- und Siedlerfreunde, bekanntermaßen dieses Jahr schon mehrfach aufgefallen, weil Investoren ihn mit Entschädigungsforderungen überzogen haben, deswegen auch Zweifel an dessen Solvenz angemeldet wurden. Der Verband selbst versucht zwar zu beruhigen, will von einer Insolvenzgefahr nichts wissen - zumal auch schon Rückstellungen gebildet worden seien.

Doch lässt sich schon an dieser kurzen Aufstellung ablesen: Die Gemengelage ist schwierig. Und auch nicht einfach zu überblicken. Zum Beispiel tagt die städtische Kleingartenkommission stets nicht-öffentlich, auch ihre Ergebnisse dringen nicht nach außen. Diese fehlende Transparenz ist möglicherweise eine Quelle für die Unruhe in dem Bereich.

Ebenso ist das letzte Stadtentwicklungskonzept Kleingärten inzwischen auch schon wieder mehr als vier Jahre alt. Hier sollte die Stadtverwaltung auf keinen Fall zehn Jahre lang mit einer neuen Bestandsaufnahme warten, sondern diese Analyse angesichts der vielfältigen Bedrohungslagen vorziehen. Und auch ein Plan B muss her: Für den Fall, dass der Kleingartenverband, der eigentlich den Schutz der Sparten organisieren soll, doch einmal handlungsunfähig werden sollte.

Die Vorsorge vor weiterem Ungemach lohnt sich allemal: Gerade in einer schnell wachsenden Stadt wie Potsdam, in der immer Häuser gebaut werden, sind Kleingärten eben grüne Oasen, auch im Sinne der Abkühlung in den stetig heißeren Klimawandel-Sommern. Zugleich bieten sie Ausgleich vom stressigen Alltag und Platz zur naturnahen Selbstverwirklichung. Oder wie es in der Kleingarten-Prosa heißt: „Einer der schönsten Wege zu uns selbst führt durch den Garten.“

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