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Imam Kamal Mohamad Abdallah und Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) im künftigen Gebetsraum. Nun sollen Leitungen verlegt und ein Zaun entfernt werden.

© Manfred Thomas

Tag der offenen Moschee in Potsdam: Baubeginn für den neuen Gebetsraum

Die Erweiterung der Al Farouk Moschee hat begonnen. Zum Tag der offenen Moschee kamen aber nur wenige Besucher.

Potsdam - Der Raum beflügelt die Fantasie: In der Ecke gen Mekka soll der Imam stehen, ein Teppich soll den ganzen Raum ausfüllen und sogar von einer Empore träumte so mancher. Beim Tag der offenen Moschee konnten sich Muslime und Besucher am Dienstag einen Eindruck vom künftigen Gebetsraum der Al Farouk Moschee in der Straße Am Kanal verschaffen. Doch nicht alle Ideen werden wohl umsetzbar sein. Wie Potsdams Sozialbeigeordneter Mike Schubert (SPD) sagte, sei es unklar, ob die Statik des früheren Heizhauses im Innenhof eine Zwischendecke tragen würde. Außerdem würde ein Verfahren für eine Baugenehmigung viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die man nicht habe. Von den Kosten ganz zu schweigen.

Dennoch geht es voran. Im Innenhof haben bereits die Erdarbeiten begonnen. Dort soll eine Fernwärmeleitung des Energieversorgers Energie und Wasser Potsdam (EWP) verlegt werden. Sie verläuft derzeit noch durch das frühere Heizhaus und versperrt jede Menge Platz. Danach sollen noch die Sanitäranlagen im Inneren des Heizhauses saniert werden. Anschließend kann der Schlüssel an den Verein der Muslime übergeben werden. Einen Termin dafür gebe es noch nicht, so Schubert. „Die Stadt stellt das Gebäude baulich her. Den Rest macht der Verein.“

Die Grundzüge des Mietvertrages stehen schon fest

Auch was den formalen Teil angeht, hat sich etwas getan, seit Schubert die Lösung für das Raumproblem der wachsenden muslimischen Gemeinde Anfang August verkündete: Die Stadt habe den Nutzungsvertrag für das Heizhaus mit dem Eigentümer EWP unter Dach und Fach gebracht. Nun wird am Mietvertrag für den Verein gearbeitet. Die Grundzüge sind klar. 1000 Euro Miete plus Nebenkosten muss der Verein monatlich für den zusätzlichen Gebetsraum aufbringen. Die Summe war das Limit, das der Verein selbst genannt hatte. Wie Vereinsvorstand Kamal Mohamad Abdallah betont, lasse sich der Verein nicht aus fragwürdigen Quellen finanzieren und verfüge deshalb nur über begrenzte Mittel. „Wir werden die Gläubigen um Spenden bitten.“

Wenn alles gut läuft, hofft der Verein, den neuen Raum im November benutzen zu können. Damit geht für die Potsdamer Muslime eine lange Suche zu Ende. Seit in den Jahren 2015 und 2016 viele Flüchtlinge vor allem aus muslimisch geprägten Ländern nach Deutschland gekommen waren, waren auch die Gemeinden in den östlichen Bundesländern deutlich angewachsen – auch in Potsdam. Anders als in den alten Bundesländern fehlt jedoch eine gewachsene Infrastruktur.

Im Herbst 2016 kam es deshalb dazu, dass Muslime während des Freitagsgebets auf dem Bürgersteig vor der Al Farouk Moschee beteten. Die AfD nutzte die Situation, um vor Ort gegen den Islam zu protestieren. Die Stadt bot dem Verein daraufhin den unregelmäßig genutzten Veranstaltungssaal der Biosphäre als Übergangslösung an. Mehrere Hundert Gläubige kommen dort häufig zu den Freitagsgebeten. Die Stadtkasse kostet das jedes Mal rund 1500 Euro für Miete und Reinigung.

Nur ein Dutzend Nichtmuslime schauten vorbei

Nun sollen die Gläubigen bald im Heizhaus Am Kanal und den bisherigen Räumen im Vorderhaus beten können. Man sei froh, in der Mitte der Stadt und ihrer Gesellschaft bleiben zu können, so Abdallah. Passend dazu war auch das Motto des Tages der offenen Moschee gewählt: „Gute Nachbarschaft – Bessere Gesellschaft“ war auf dem Schild vor der buchstäblich offenen Tür zu lesen. Bundesweit beteiligten sich am gestrigen Dienstag rund 1000 Moscheen an dem Tag. Über Besucher freue man sich immer, so Abdallah. „Bei uns ist eigentlich jeder Tag ein Tag der offenen Tür.“ Wie Issmaail Mouliji, im Verein Schriftführer, sagte, sei es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen und Vorurteile abzubauen.

Viele Besucher strömten am Dienstagnachmittag allerdings nicht in die Al Farouk Moschee. Etwa ein Dutzend interessierte Nichtmuslime schauten vorbei, stellten Fragen und kosteten von Gebäck und Datteln. Unter den Besuchern war auch die Potsdamerin Helga Becker. „Ich bin neugierig“, sagte sie. Mit den Gemeindemitgliedern unterhielt sie sich vor allem über die Rolle der Frau im Islam. Da wünsche sie sich mehr Gleichberechtigung. Weniger erfreut war die Seniorin über zwei andere Besucher, darunter der Sprecher der Potsdamer AfD, Herbert Heider – nach eigenen Angaben regelmäßiger Gast beim Tag der offenen Moschee. Die beiden brachten sich in die Diskussion vor allem mit provokanten Fragen ein, etwa ob Christen in den Augen von Muslimen nicht gleichberechtigte Ungläubige wären. Mouliji und Vereinssprecher Habib Weise beantworten die Fragen ausführlich und boten den Vertretern der Rechtsaußen-Partei an, doch mal einen Fragenkatalog zum Islam zu schicken.

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