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Eingepackt. Die letzten Bands haben nun die Ahornstraße verlassen.

© Ronny Budweth

Bands in Potsdam: Auszug aus der Ahornstraße

Am Wochenende haben die letzten Bands ihre Proberäume in den Thiede-Werkstätten verlassen

Babelsberg - Dick bepackt tragen die Musiker das Inventar ihres Proberaums vor die Tür in die bereitstehenden Kleinbusse. Die Schrauben werden aus den Wänden gedreht, die Teppiche rausgebracht. Am Samstag zogen die letzten verbliebenen Bands aus den Thiede-Werkstätten in der Babelsberger Ahornstraße aus. 30 Bands und Musikprojekten wurde Ende 2017 der Mietvertrag gekündigt (PNN berichteten). Der Besitzer des ehemaligen Berufsbildungswerks, Jörg Thiede, bot den Musikern damals zwar eine Vertragsverlängerung an, jedoch mit einer Mieterhöhung von rund 70 Prozent. Einige der Mieter demonstrierten daraufhin in der Potsdamer Innenstadt.

Der Großteil der Musiker ist bereits Ende letzten Jahres ausgezogen. Thiede hatte den verbleibenden Bands die Räumlichkeiten bis Ende März zu den alten Konditionen überlassen. Danach sollten eigentlich die neuen Verträge mit der Mietsteigerung in Kraft treten. Doch Thiede habe die neuen Verträge nicht gegengezeichnet, erzählte Thomas Granzer von der Band „Dark Frame“ am Samstag. Stattdessen ließ der Besitzer Anfang des Jahres über seinen Anwalt mitteilen, er nehme von einem erneuten Vertragsabschluss Abstand (PNN berichteten). Über seinen Anwalt kritisierte Thiede, dass er wegen der Mieterhöhung „durch Mieter in der Presse diskreditiert wurde“ und begründete seine Entscheidung unter anderem damit, dass die Räume teilweise vertragswidrig anderen Bands zur Nutzung überlassen worden seien.

Vielen Musikern fehlen noch Räume

Einige der Bands, wie „Hasenscheisse“ und „Dark Frame“, haben neue Räumlichkeiten in Babelsberg gefunden, mit monatlichen Kündigungsfrist. „Wir sind froh, dass wir überhaupt einen neuen Proberaum haben“, so Anastasia Galkin, Sängerin von „Dark Frame“. Die meisten Musiker hätten bis heute keinen Ersatz gefunden. Andere sind in den Containern von Göran Eger auf dem Spezialbaugelände in Rehbrücke untergekommen oder bis nach Werder in eine alte Ketchup-Fabrik gezogen, sagt Galkin.

„Jetzt sind alle verstreut und der Austausch ist nicht mehr wirklich da“, sagt Stefan „Kalli“ Kallert, Sänger der Band „Maggie’s Farm“. „Maggie’s Farm“ ist bereits Ende 2017 umgezogen. In der Ahornstraße teilten sie sich mit Tom Oesterreich, dem Leiter des „Mach Musik“-Programms vom Lindenpark, einen Raum. Zusammen hätten sie einen neuen Proberaum in einem Industriegebiet in Fahrland gefunden, sagt Kallert.

„Wir brauchen jetzt Alternativen."

Die Pläne für das Kreativzentrum als Alternative für das Rechenzentrum und die geplanten Proberäumen im Kulturzentrum Freiland sehen die Musiker positiv. Doch es sei ungewiss, ob und wie viel Platz ihnen dort in Zukunft zur Verfügung stehe. „Wir brauchen jetzt Alternativen. 2023 ist noch sehr weit weg“, sagt Kallert.

Christian Näthe, Sänger der Band „Hasenscheisse“, glaubt, dass sich die Musiker selbst für Räume stark machen müssen. „Wir brauchen ein Bandhaus, das auf lange Sicht einen Platz für viele Musiker bietet. Wie müssen es schaffen, uns gemeinsam zu organisieren.“ Vielleicht sei das Kreativzentrum der Grundstein, um das zu realisieren. 

Sarah Stoffers

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