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Bei einem Workshop "Schöner leben ohne Nazis" wurde am Mittwoch auf dem Bassinplatz fleißig gegen Rechts gesprüht.

© J. Bergmann

Rechte Demo, DFB-Pokalspiel und Schlössernacht: Ausnahme-Samstag in Potsdam

Am Samstag findet eine Demo des Pogida-Nachfolgers, eine Gegenkundgebung von "Potsdam bekennt Farbe", das erste DFB-Pokalspiel des SV Babelsberg und die 18. Schlössernacht statt. Es gibt zahlreiche Straßensperrungen. Und die Polizei wird mit mehreren Hundert Einsatzkräften vor Ort sein.

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Potsdam - Die gute Nachricht zuerst: Der Haupteingang nach Sanssouci, das Grüne Gitter, bleibt zur Schlössernacht geöffnet. Nach PNN-Informationen hatten Polizei und Veranstalter, die Arge Schlössernacht, eine Schließung des wichtigsten Parkzugangs erwogen, damit sich die Besucher des bundesweit bekannten Kulturereignisses nicht mit den Demonstranten des fremdenfeindlichen Pogida-Klons „Freie Patrioten Potsdam“ in die Quere kommen, die wie berichtet um 14 Uhr am Nachmittag eine Kundgebung auf dem Luisenplatz geplant haben. Für 14 Uhr ist dann die Gegendemonstration des Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ angemeldet, sie soll am Brandenburger Tor stattfinden.

Die Polizei habe nun eigens Beamte eingeteilt, die die Schlössernacht-Besucher um die Demonstrationen herum lenken und ihnen den Weg zum Grünen Gitter weisen soll, sagte ein Behördensprecher am Mittwoch den PNN. Man behalte sich aber dennoch eine kurzfristige Schließung des Grünen Gitters vor, sollte die Situation dies erfordern, so der Sprecher.

Verschärfte Sicherheitskontrollen bei Besuchern der Schlössernacht

Die Besucher der Schlössernacht müssen sich auf verschärfte Sicherheitskontrollen einstellen. So werde der Veranstalter bei allen Gästen Taschenkontrollen durchführen, auch Leibesvisitationen seien möglich, sagte ein Polizeisprecher den PNN auf Anfrage.  

Da neben der Schlössernacht, zu der rund 30.000 Besucher erwartet werden, und den beiden Demonstrationen auch noch das DFB-Pokalspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem SC Freiburg stattfindet, hat die Polizei am Samstag in Potsdam mehrere Hundert Beamte im Einsatz. Zusätzlich in Alarmbereitschaft wurde die Polizei durch den Terrorverdacht in Eisenhüttenstadt versetzt. Das Sicherheitskonzept werde ständig an die jeweils aktuelle Lage angepasst, sagte der Polizeisprecher. Auf den Vorfall in Eisenhüttenstadt werde man reagieren, Details nannte er jedoch nicht.

Pogida-Klon rechnet mit 700 Teilnehmern

Der Pogida-Klon "Freie Patrioten Potsdam" hat zwar 700 Teilnehmer für die Kundgebung am Luisenplatz vom Nachmittag bis in den Abend – samt Demonstration über Schopenhauerstraße, Breite Straße und zurück über die Zeppelinstraße – angemeldet. Doch niemand rechnet damit, dass so viele Menschen kommen. Die Berliner Bärgida-Szene um die Gruppe "Wir für Deutschland" hat sich intern bereits vom Hauptredner Eric Graziani Grünwald aus Berlin distanziert. Der Patriotentag in Potsdam sei lediglich "die Folge-Demo der gescheiterten Pogida-Demo in Potsdam", heißt es in einer Stellungnahme bei Facebook. Darin wird der Italo-Germane, wie er sich selbst nennt, als ungeduldig dargestellt, die nächste Demo der Bewegung "Wir für Deutschland" sei erst für November geplant. In der Stellungnahme wird vor allzu großen Erwartungen gewarnt, wenn es wieder, wie zuvor bei Pogida, "in die Hose gehen sollte". Die Berliner Truppe ruft für Samstag vielmehr zur Teilnahme an einer Demonstration im niedersächsischen Hannover mit dem Motto "Merkel USA weg" auf.

Irritationen gab es im Vorfeld der Demonstration der "Freien Patrioten Potsdam" auch um eine mögliche Teilnahme des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke. Die war der Polizei von den Anmeldern signalisiert worden, die wie schon der Vorgänger Pogida von einem Dresdner Rechtsanwalt betreut wird. Graziani Grünwald dementiert allerdings auf PNN-Anfrage, dass Höcke als Redner auftreten werde. Die Potsdamer Patrioten-Truppe wolle unparteiisch bleiben. Auch ein Sprecher der AfD-Landtagsfraktion in Thüringen erklärte auf Anfrage, dass Höcke für diesen Tag keinen Termin in Potsdam habe. Zu schaffen macht der Polizei nach PNN-Informationen ohnehin weniger die zahlenmäßig wohl überschaubare rechte Demo, sondern die Gewaltbereiten, die sich unter die Gegendemonstrationen mischen könnten. Nach entsprechenden Erfahrungen mit Eskalationen bei den Pogida-Demos reagiert man in der Behörde sensibel auf das Thema.

Seit Wochen laufen die Sicherheitsvorbereitungen 

Dennoch hofft man, dass die Lage entspannt bleibt. Ziel sei es, alle Großveranstaltungen „friedlich und mit der geringstmöglichen Beeinträchtigung für Anreisende und Anwohner durchzuführen“, erklärten Polizei, SVB, Arge Schlössernacht und die Stadtverwaltung am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Um dies zu erreichen, hätten alle Beteiligten bereits seit Wochen gemeinsam an der Ablaufplanung für diesen Tag gearbeitet, hieß es weiter. 

"Die Potsdamer, seien es Fußballfans oder Versammlungsteilnehmer, kenne ich als gute und tolerante Gastgeber, die wissen wie man richtig, aber auch friedlich feiert und demonstriert", sagte Peter Meyritz, Leiter der Polizeidirektion West. Er bittet, dass die Potsdamer diese Eigenschaften auch am Samstag den tausenden Gästen zeigen.

Viele Straßensperrungen in Potsdam

Die Einschränkungen  im Stadtgebiet werden allerdings massiv sein. So werden rund um den Luisenplatz temporär sämtliche Straßen gesperrt, die Polizei rät, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Umleitungen sind ausgeschildert. Bereits am Mittwoch wurde die Maulbeerallee (bis zum 21. August, 20 Uhr) gesperrt. Eine Umleitung über die Bornstedter Straße – Amundsenstraße ist ausgeschildert. Besuchern der Schlössernacht wird die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Haltestelle Charlottenstraße/Dortustraße empfohlen. Auch die Straße Am Neuen Palais wird ab Freitag gesperrt. 

Archibald Horlitz, Präsident des SV Babelsberg 03, bittet die Besucher, mit Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Pokalspiel anzureisen. 

Die Polizei schaltet ein Bürgertelefon unter 0331-5508-1289 am Samstag von 11.30 Uhr bis 18 Uhr für Fragen zu den Sperrungen rund um den Luisenplatz. Außerdem werden die Beamten über ihren Facebook- und Twitteraccount über die Sperrungen informieren.

Hinweis in eigener Sache:

Wir werden am Samstag aktuell auf pnn.de und über unseren Twitter-Account berichten, was in Potsdam los ist. 

Was wann wo stattfindet:

-          Ab 14 Uhr: Demo der  „Freien Patrioten Potsdam“ am Luisenplatz

-          Ab 14 Uhr: Gegendemo „Potsdam bekennt Farbe“ am Brandenburger Tor

-          Ab 15.30 Uhr: 1. Runde des DFB-Pokals SV Babelsberg gegen SC Freiburg

-          Ab 17 Uhr: 18. Schlössernacht im Park Sanssouci

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