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Rückblende. Die jungen Menschen in „Echolot“ blicken nach gestern zurück.

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Auf der diesjährigen Berlinale sind zahlreiche Filme unter Beteiligung der Potsdamer Filmhochschule HFF zu sehen

Abgeerntete Felder, grauer Himmel, ein altes Bauernhaus irgendwo im flachen Land, vornehmlich Brauntöne, eine Welt in Sepia. Ein Gruppe junger Menschen trifft sich hier, trifft sich hier wieder, nachdem man schon einmal hier war, hier gefeiert hat, rund um eine kleine Band tanzend, deren Kopf der Schlagzeuger Franz war. Er war es, denn wie wir aus den Erzählungen der jungen Menschen erfahren, hat er sich das Leben genommen, in einem See, im Beisein der anderen.

Der Film „Echolot“ des HFF-Regieabsolventen Athanasios Karanikolas ist in diesem Jahr als Welturaufführung im „Forum“ der Berlinale zu sehen. Er lebt von Rückblenden, wir sehen die jungen Menschen ausgelassen feiern, sie haben Sex miteinander, betrügen sich, es gibt Eifersuchtsszenen und über allem schwebt dieser Franz, der etwas schwermütige Gedichte und Songtexte schreibt. Doch keiner der anderen ahnt etwas von seinen Absichten. Man sieht nicht, was passiert ist, erfährt es nur aus den Erzählungen. Alles spielt sich im Kopf ab. Der Zuschauer sieht die langen Einstellungen der Landschaft. Die Kamera von HFF-Absolvent Johannes Louis fängt Bilder ein, die an die Kunstfotografie erinnern.

Der Regisseur von „Echolot“ ist akademischer Mitarbeiter im Studiengang Film- und Fernsehregie der Potsdamer Filmhochschule HFF. Der Film entstand mit Unterstützung der HFF, unter der Produktionsleitung des Potsdamer Produktionsstudenten Lasse Scharpen und der Bildgestaltung des HFF-Meisterschülers Johannes Louis. Auch wenn es in diesem Jahr keine hauseigene HFF-Produktion auf die Berlinale geschafft hat, Filme mit Beteiligung von HFF-Studenten und -Absolventen gibt es zahlreiche bei dem Filmfestival zu sehen. Die Filmhochschule zählt allein 15 Produktionen auf, hinzu kommen viele Veranstaltungen unter Potsdamer Beteiligung und der Berlinale-Empfang der Filmhochschulen, den das HFF-Filmfestival „Sehsüchte“ mitorganisiert.

Der Kameramann Johannes Louis wird nicht nur mit „Echolot“ auf der Berlinale zu sehen sein, auch für den Kurzfilm „Nashorn im Galopp“, der in der Sektion „Generation“ gezeigt wird, hat er die Bilder gemacht. Der Berlin-Film, mit der HFF-Schauspielabsolventin Marleen Lohse in der weiblichen Hauptrolle, besticht durch geschickte Trickaufnahmen, die die Großstadt sezieren, bis man die Seele der Stadt zu sehen bekommt und bis schließlich die Häuserfronten als Pappattrappen wieder zusammenfallen. Es geht um Berlin, es geht um Liebe, ein lustiges Stück, das Lust auf die Stadt macht.

Weniger Lust auf Berlin macht dann der für den Filmpreis „Lola“ nominierte Film „Little Thirteen“ von HFF-Regieabsolvent Christian Klandt. Er wirft einen Blick in die Randbezirktristesse des Prekariats, wo man sich vornehmlich durch wechselseitigen Beischlaf über die Tage rettet. Die gerade mal 13-jährige Sarah hofft, auf diesem Weg ihren Märchenprinzen zu finden: „Ficken, bumsen, vögeln, bis einer sagt, ich will nicht mehr weg von dir“, sagt sie. Sie wisse, wie man glücklich wird in diesem Plattenbaumilieu. Ihr Gesicht sagt allerdings etwas anderes. Das eigentliche Problem ist ihre dem Jugendwahn verfallene Mutter, die in der Tochter eine ebenbürtige Freundin sucht und schließlich auch gegen Sarahs Willen mit ihr und ihrem Freund im Bett landet. Eine fremde, kaputte Welt, die sich doch direkt um die Ecke befindet.

Aus einem Sumpf von Partys, Drogen und Alkohol entwickelt sich die Geschichte von Lara, die in Pola Becks mehrfach ausgezeichnetem Film „Der Himmel am Tag“ ungewollt schwanger wird. Die HFF-Absolventin hat sich dem sensiblen Thema der Geburt eines toten Kindes angenommen. Schließlich geht es aber auch hier, wie in den anderen genannten Filmen, um eine Suche: um Laras Suche nach Glück, nach einem Sinn, nach der eigenen Identität. Jan Kixmüller

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