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Landeshauptstadt: Ansturm auf Potsdamer Tafel

Bedürftigenzahlen um fast 50 Prozent gestiegen / Stadt: „Bisher nicht bekannt“

Bedürftigenzahlen um fast 50 Prozent gestiegen / Stadt: „Bisher nicht bekannt“ Die Potsdamer Tafel e.V. muss seit Jahresbeginn mit einem enormen Ansturm auf ihre fünf Ausgabestellen in der Stadt fertig werden. Waren es beispielsweise an der Ausgabestelle in der Schopenhauerstraße vor dem Jahreswechsel höchstens 200 Personen pro Tag gewesen, sind es nun regelmäßig über 280 Bedürftige, die anstehen. Auch an den anderen Ausgabestellen, an der Kirchsteigfelder Kirche, im Bürgerhaus am Schlaatz und in den Räumen der Diakonie in Teltow und Glindow habe sich die Zahl erhöht. Zwar habe sie mit einer höheren Zahl von Bedürftigen durch die Hartz IV-Einführung gerechnet, doch auf bis zu 50 Prozent mehr sei keiner vorbereitet gewesen, sagte Marina Gräfin Strachwitz, Büroleiterin der Potsdamer Tafel. Das gleiche Bild bei der Suppenküche: „Auch bei uns sind die Besucherzahlen gestiegen“, erklärt Mitarbeiter Friedhelm Loter. Man wünsche sich ein größeres Interesse von Seiten der Stadtverwaltung. Der Suppenküchenmitarbeiter erhoffe sich vor allem, dass Vertreter des Jugend- und Sozialamtes vorbeischauen und Betroffene beraten würden. Der Stadtverwaltung hingegen sind diese Probleme neu. „Die erhöhten Bedürftigenzahlen waren mir nicht bekannt“, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller. Wichtig sei nun zu klären, ob und wie sich die Bedürfnisse der Klientel geändert hätten. „Dann müssen wir nach Lösungsmöglichkeiten suchen.“ Kritik übte sie jedoch an der mangelnden Kommunikation. „Es wäre schön, wenn die sozialen Träger uns bei gravierenden Veränderungen Bescheid geben“, so die Sozialbeigeordnete. Sie werde aber die Fachbereiche Jugend und Soziales unterrichten, außerdem Gespräche mit den sozialen Trägern anregen. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Tafel ist auch erklärtes Ziel von Gräfin Strachwitz. „Den Ansturm wäre besser planbar gewesen, wenn uns das Sozialamt mit Zahlen informiert hätte.“ Elona Müller widerspricht: „Nein, auch wir hätten nicht die Zahl der Bedürftigen voraussagen können.“ Zudem sei der erste Ansprechpartner zu Arbeitslosengeld II-Empfängern die Potsdamer Agentur für Grundsicherung und Arbeit, eine Arbeitsgemeinschaft, in der jedoch neben der Arbeitsagentur auch die städtische Sozialverwaltung mitarbeitet. Ferner ruft Marina Gräfin Strachwitz auf, nicht nur für Katastrophen zu spenden, sondern ebenfalls soziale Einrichtungen vor Ort zu unterstützen. Über 17 000 Euro Betriebskosten – der Großteil Benzinkosten – müssen pro Jahr bezahlt werden, der Betrag werde nur durch Mitgliederbeitrag oder Spenden abgeglichen. Im vergangenen Jahr wurden 396 Tonnen Produkte, vor allem Lebensmittel, durch die Potsdamer Tafel verteilt. Doch nicht alle Bereiche sind gleichwertig vertreten: „Insbesondere Drogerieartikel benötigen wir, da mehr Familien mit kleinen Kindern kommen.“ Nervenaufreibend ist der gestiegene Bürokratieaufwand: „Auch wir müssen für jedes Lebensmittel einen Herkunftsnachweis führen“, kritisiert Gräfin Strachwitz den größer gewordenen „Papierkrieg“. KG Spendenkonto der Potsdamer Tafel: Mittelbrandenburgische Sparkasse: Kto-Nr.: 35 02 02 66 44; BLZ: 160 500 00; Spendenkonto der Suppenküche: Bank für Sozialwirtschaft; Kto-Nr.: 800; BLZ: 100 205 00; Verwendungszweck: Potsdamer Suppenküche

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