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In Golm will die Stadt Potsdam 151 Wohnungen für Geflüchtete bauen.

© Andreas Klaer/PNN

Ängste in Golm: Aus Fehlern nichts gelernt

Die Stadtverwaltung informiert in Golm zu spät und lückenhaft über die geplanten Wohnungen des Sonderbauprogramms.

Ein Kommentar von Klaus D. Grote

Die Stadt Potsdam steht bei der Unterbringung Geflüchteter vor riesigen Herausforderungen. Innerhalb kurzer Zeit müssen Wohnungen gebaut werden, obwohl Flächen dafür knapp sind und das Bauen teuer ist. Zusätzlich macht sich die Verwaltung die Situation selbst noch schwerer, indem sie Anwohnerinnen und Anwohner der geplanten Neubauten nicht frühzeitig und umfassend informiert. Das führt zu Misstrauen. Leider hat die Verwaltung aus früheren Fehlern nicht gelernt. Wie in Fahrland kommen die Auskünfte in Golm zu spät. Zudem wird nur häppchenweise, lückenhaft und teilweise widersprüchlich informiert.

Bei allem Verständnis für die Not der Verwaltung und der Pro Potsdam, schnell bauen zu müssen: Das gesamte Programm wurde mit heißer Nadel gestrickt. Die Defizite werden auch durch die Bürgerfragen offengelegt: Passen die Neubauten in die Umgebung? Wo sollen die Kinder in die Kita und zur Schule gehen? Reichen die geplanten Parkplätze und Zufahrten? Wie sollen die an den Rand von Golm gerückten Neubewohner integriert werden? Ab wann ist mit einer Folgenutzung zu rechnen? Und aus der Vehemenz, mit der gegen die Wohnungsbaupläne argumentiert wurde, ergibt sich noch eine weitere Frage: Kann eine Integration überhaupt gelingen, wenn Anwohner, die sich übergangen fühlen, schon vor dem ersten Spatenstich in völliger Ablehnung gegen das Projekt wettern?

Einige Fragen und Befürchtungen hätte die Verwaltung schon vorzeitig ausräumen können, wenn sie sich früh genug der Debatte gestellt hätte. Doch erst gab es monatelang keine Informationen für den Ortsbeirat. Dann war die Verwaltung wegen der Cyberattacke offline, und der zuständige Fachbereichsleiter Gregor Jekel erschien trotz Einladung nicht. Schließlich kam er allein und ohne die zugesagte Unterstützung in den Ortsbeirat. Warum waren die anderen Fachbereiche nicht vertreten? Warum ließ die Verwaltung Jekel, der natürlich nicht alle Fragen beantworten konnte, am Donnerstag ein zweites Mal allein ins offene Messer laufen? Warum wurde der Ortsbeirat nicht umgehend über Planungsänderungen informiert?

Die fehlende Transparenz und möglicherweise auch eine gewisse Arroganz in der Verwaltung, die manche Frage von Anwohnern einfach belächelt, schaffen Misstrauen. Im Ortsbeirat war jedenfalls keinerlei Vertrauen in die Verwaltung zu spüren. Es besteht bei vielen Bürgerinnen und Bürgern die Befürchtung, dass über ihre Interessen hinweg entschieden wird. Um dem entgegenzuwirken, darf der Bauantrag für das Vorhaben am Eichenweg nicht schon am Montag eingereicht werden. Der Oberbürgermeister kann sich ansonsten seine Informationsveranstaltung in vier Wochen sparen.

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