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Landeshauptstadt: Amtsrichter im Zeugenstand

Prozess um Mordversuch gestern fortgesetzt

Die Sicherheitskontrollen am Landgericht sind nach wie vor äußerst streng. Dennoch hat sich mittlerweile Routine eingestellt. Prozessbeobachter des rechten und linken Spektrums warten geduldig auf Einlass in den Verhandlungssaal, folgen ohne zu Murren den Anweisungen der Justizwachtmeister oder Polizeibeamten. Seit dem 20. Dezember vorigen Jahres verhandelt die Schwurgerichtskammer gegen sechs rechtsgerichtete Erwachsene wegen versuchten Mordes. Parallel dazu läuft vor der Jugendkammer ein Prozess gegen fünf Heranwachsende wegen des selben Tatvorwurfs. Sie sollen in der Nacht zum 3. Juli 2005 in der Friedrich-Ebert-Straße gezielt zwei junge Potsdamer, darunter einen Vertreter der Antifa-Szene, angegriffen und durch Schläge und Tritte lebensgefährlich verletzt haben.

Während sich die sechs Angeklagten im Alter zwischen 22 und 32 Jahren bislang zu dem Anklagevorwurf in Schweigen hüllten, gestand eine 18-Jährige an einem der vorhergehenden Verhandlungstage der Jugendkammer, „aus möglicherweise politischem Hintergrund“ eine leere Bierflasche auf dem Kopf eines Opfers zertrümmert, danach zweimal in dessen Gesicht geschlagen zu haben.

Gestern nahmen zwei mit den Ermittlungen betraute Amtsrichter auf dem Zeugenstuhl der Schwurgerichtskammer Platz. So erinnerte sich Andrea Sch. (45) an die Befragung einiger Angeklagter, die ihr gegenüber geäußert hätten, am Tattag im Buga-Park gegrillt zu haben. Danach seien sie mit der Straßenbahn in Richtung Platz der Einheit gefahren. Der Angeklagte Oliver K. habe zugegeben, die Notbremse der Tram gezogen zu haben, „weil er das schon immer einmal machen wollte“. Danach sei man ausgestiegen und habe gesehen, „dass zwei Personen misshandelt wurden“, sich allerdings nicht eingemischt. Als Grund ihrer Passivität hätten einige der Angeklagten angegeben, sie hätten in die Sache nicht hineingezogen werden wollen, da sie wegen Gewaltdelikten unter Bewährung zu stünden. Der Angeklagte Marcus S. habe ausgesagt, ein blondes Mädchen namens Sandra habe mit einer Flasche auf einen der Geschädigten eingeschlagen. Amtsrichter Stefan K. (50) vernahm u. a. besagte Sandra relativ zeitnah. „Sie räumte den Schlag mit der Flasche ein. Als der Mann zusammensackte, sei sie aus Angst davongerannt“, berichtete er.

Die Schwurgerichtsverhandlung wird am 7. Februar mit der Befragung der beiden Opfer fortgesetzt. Für den Prozess sind zunächst 17 Verhandlungstage anberaumt. Hoga

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