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Sport: Ambitionierte Polizeimeisterin

In Naumburg will sich Potsdams Geherin Sabine Zimmer am Sonntag für Olympia in Athen qualifizieren

In Naumburg will sich Potsdams Geherin Sabine Zimmer am Sonntag für Olympia in Athen qualifizieren Von Michael Meyer Vor zwei Jahren dachte sie noch gar nicht an die nächsten Olympischen Spiele. Im vergangenen Jahr merkte sie dann: Hoppla, hier kann ja was klappen. Am kommenden Sonntag nun will Sabine Zimmer das Ticket für Athen 2004 lösen. Beim 21. Weltcup der Geher in Naumburg muss die Leichtathletin des SC Potsdam über 20 Kilometer zu den drei schnellsten deutschen Damen gehören und dabei 1:31:00 Stunden oder schneller sein – dann ist sie am 23. August in den Straßen der griechischen Metropole dabei. 1:31,18 Stunden beträgt die derzeitige Bestzeit Zimmers auf der längsten Strecke im Gehen der Frauen. „Ich muss mich noch steigern“, meint sie, „was aber zu packen ist. Ich will zu den Olympischen Spielen und schaffe das auch – ich hoffe es zumindest.“ Schließlich sei Naumburg ein gutes Pflaster für sie. „Im vergangenen Jahr habe ich mich dort auf Anhieb für die Weltmeisterschaften qualifiziert – in meinem allerersten 20-Kilometer-Wettkampf.“ Dadurch sei in ihr auch die Überzeugung gereift, den Zug nach Athen erreichen zu können. „Mit dem, was mich bei Olympia erwarten könnte, habe ich mich aber noch nicht auseinandergesetzt. Sicher weiß ich, dass es ein schwieriger Kurs ist, der durch die Luftverschmutzung und die zu erwartende Hitze noch schwerer werden wird. Zunächst aber will ich mich erst einmal qualifizieren. Welcher Hügel in Athen wann wartet, damit kann ich mich dann immer noch beschäftigen.“ Nachdem die 23-Jährige im vergangenen Jahr bei den U23-Europameisterschaften in Bydgoszcz Bronze in 1:35:56 h gewonnen hatte und bei den Weltmeisterschaften der Elite in Paris auf Rang 20 (1:34:08) gelandet war, bereitete sie sich konzentriert auf den nun anstehenden Olympiaticket-Kampf vor. Im Januar düste sie mit Nationaltrainer Ronald Weigel sowie ihren Klubgefährten Andreas Erm und Melanie Seeger ins Höhentrainingslager nach Südafrika. „Ich war vorher zwar schon in Bulgarien auf den Belmeken, aber nur zum Skifahren. Daher merkte ich schon dieses erste richtige Training in 1500 Metern Höhe“, erzählte die Geherin. „Ich hatte ganz schön mit meiner Anpassung zu tun, vieles ging wesentlich schwieriger.“ Trotzdem biss sie sich durch. Als Weigel später mit Seeger und Erm in Mexiko übte, fuhr sie aber lieber für drei Wochen nach Lanzarote. „Mexiko war mir in diesem Jahr mit zweieinhalb bis dreitausend Metern noch zu hoch“, räumte Zimmer ein, die eine Woche nach der Rückkehr von den Kanaren mit einem Erkältung zu kämpfen hatte. „Zum Glück blieb ich ohne Fieber, allerdings musste ich meinen geplanten Start beim Internationales Straßengehen im Großen Garten in Dresden absagen“, erzählte die Potsdamerin, die hofft, dadurch keinen großen Trainingsrückstand zu haben. Das sieht auch Ronald Weigel so: „Sabine hat gut trainiert und kann nach dem überstandenen Infekt beruhigt an den Start gehen“, sagte der Bundestrainer den PNN. Und: „Sie ist eine ehrgeizige junge Frau mit einem sehr hohen Anspruchsdenken an sich selbst.“ Komplimente, die die Gelobte gern zurückgibt: „Ron Weigel hat als neuer Teamleiter Schwung mitgebracht, man kann mit ihm super zusammenarbeiten. Er versetzt sich gut in die Athleten hinein und steht hinter einem“, meint sie. Zum Gehen kam Sabine Zimmer 1992 in Potsdam eher zufällig, wie sie selbst erzählte. „Ich ging mit Beatrice Klabuhn, der Tochter meines späteren Trainers Michael Klabuhn, in eine Klasse und mit ihr mal mit in den Luftschiffhafen – so hat sich alles ergeben.“ Ab 1999 trainierte die zierliche Geherin für drei Jahre in Erfurt, startete aber weiter für den SC Potsdam, ehe sie an die Havel zurückkehrte. Doch nur zum Teil, denn in Cottbus begann sie eine Ausbildung beim Bundesgrenzsschutz. Oft trainierte sie daher die Woche über dort und nur an den Wochenenden in ihrer Heimatstadt. Dieser Spagat ist nun vorbei. „Am 15. April habe ich diese Ausbildung abgeschlossen, jetzt bin ich als Polizeimeisterein beim Bundesgrenzschutz angestellt und für meinen Sport freigestellt“, freut sich die Junioren-Weltmeisterin von 1998, JWM-Dritte von 2000 und U23-EM-Dritte von 2003, die seit zwei Jahren von ihrem Lebensgefährten Marino Grandi trainiert wird. In Naumburg wollen beide nun ihr bisheriges Meisterstück abliefern und das Olympia-Ticket buchen. Dazu wird sich Sabine Zimmer am Sonntag ab 10 Uhr in einem Klasse-Feld (siehe auch Kasten) behaupten müssen. Das Zeug dazu hat sie.

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