Neulich in der MENSA: Am Ende der Tage

In der Mensa hängt ein Plakat. Was man in einem Jahr benötigt, um täglich eine Tasse Kaffee zu trinken, steht darauf. Darunter sieht man zwei große Felder: Das linke ist mit 365 Pappbechern komplett ausgefüllt, das rechte zeigt eine einsame Keramiktasse vor gähnender Leere. Das Plakat hatte unlängst den ersten Preis zum Thema Müllvermeidung gewonnen. Zu Recht. Denn seitdem es Mode ist, Getränke nicht mehr sitzend, sondern im Laufen unterwegs einzunehmen, fallen bergeweise Papp- und Plastikmüll an. Allein das Studentenwerk spricht von einer Million Bechern pro Jahr. Die „Latte to go“ ist der Primat der Leistungs- und Wegwerfgesellschaft: immer unterwegs, immer etwas in der Hand, immer unter Strom. Und was man nicht mehr braucht wird einfach weggeworfen. Es wird schon jemand wegräumen bzw. recyclen. Abgesehen davon, dass der Kaffee aus dem Pappbecher gar nicht schmeckt. Früher hatte man noch Zeit, saß gemütlich beisammen und trank frisch gebrühten Kaffee oder öligen Espresso aus einer echt italienischen Espressomaschine. Doch auch hier geht der Trend zur Verpackungsorgie. Weil angeblich gemahlener Kaffee bereits nach wenigen Minuten einen Teil seines Aromas verliert, gibt es jetzt für die heimische Espressomaschine einzelne Plastik-Pads. Für jede Tasse ein Pad, 365 im Jahr oder 730 oder gar 1095 – je nach Kaffeedurst. Wer jemals etwas von den riesigen Plastikmüllstrudeln in den Ozeanen gehört hat, dürfte ahnen, dass einzeln verpackte Kaffeeportionen eine umweltpolitische Katastrophe sind. Mittlerweile landen die Giftstoffe aus dem Plastik über die Nahrungskette wieder beim Menschen. Am Ende werden unsere Kinder von Fischstäbchen unfruchtbar. End of Days. Das muss nicht sein. Ich habe jetzt ein alte, qietschende Kaffeemühle vom Flohmarkt. Das ist nicht nur extrem öko, sondern belebt auch den Kreislauf. W. Kotti

W. Kotti