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FORTUNAS Fazit: Alles unsexy?

Schon ein Wort kann Meinungen spalten. Der Begriff „Winteroper“ etwa: Während dem einen dabei das Herz aufgeht, stempelt der andere das Zweiwortkompositum wegen seines schweren Klangs als unsexy ab.

Von Sarah Kugler

Schon ein Wort kann Meinungen spalten. Der Begriff „Winteroper“ etwa: Während dem einen dabei das Herz aufgeht, stempelt der andere das Zweiwortkompositum wegen seines schweren Klangs als unsexy ab. Fakt ist: Die Vorstellungen der Potsdamer Winteroper „Elias“ sind seit Wochen ausverkauft, die Premiere am Donnerstagabend vielgelobt (Seite 22). So einfach lässt sich ein Begriff manchmal positiv konnotieren. An anderen Stellen ist das deutlich schwieriger.

Im Fall der Garnisonkirche wird sogar immer wieder darüber gestritten, ob der Aufbau umstritten ist oder nicht. Von den Diskussionen um das Für und Wider ganz abgesehen. Klar ist nur: Der Aufbau kommt. Am Montag begannen die Bohrungen für das Fundament des knapp 90 Meter hohen Turms. Insgesamt 38 Löcher werden für die Bohrpfähle gebohrt, jedes davon 38 Meter tief – eine wohl zufällige Übereinstimmung der Zahlen. In die Bohrlöcher wird anschließend ein Stahlkorb eingelassen, der mit Beton ausgegossen wird. Geplant sei eine Bohrung pro Tag. Bis Mitte Januar sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Ebenfalls gebaut wird an der Friedenskirche im Park Sanssouci. Die dringend nötigen Sanierungsarbeiten sind am Donnerstag gestartet. Bis zum Herbst 2018 sollen zunächst für knapp eine Million Euro Schäden an Dächern und Mauerwerk behoben werden – die sehen nämlich in der Tat sehr unsexy aus, um im wörtlichen Bilde zu bleiben. Um dem entgegenzuwirken – schließlich ist die Kirche eine Schönheit mit italienischen (Architektur-)Wurzeln – übergab die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zum Sanierungsstart einen Fördervertrag über rund 200 000 Euro.

Kaum streiten lässt sich auch über die nicht vorhandene Sexyness des Verwaltungscampus der Stadt. Abgesehen von dem dringenden Sanierungsbedarf einiger Gebäude ist die Orientierung auf dem Campus schwierig, die barrierefreie Nutzung kaum möglich. Über entsprechende Umbauplanungen wollen die Stadtverordneten ab Dezember debattieren. Schon jetzt steht ein vorläufiger Betrag fest: bis zu 77 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten. Herzerwärmend klingt das Ganze nur für die vor Ort arbeitenden Angestellten – für den steuerzahlenden Bürger wohl eher nicht.

Die Pläne der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, in der Potsdamer Mitte Sozialwohnungen entstehen zu lassen, dafür umso mehr. Ein Angebot für zunächst 41 Wohnungen, die an der Friedrich-Ebert-Straße entstehen sollen, möchte die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt unterbreiten. Bei entsprechender Landesförderung ließen sich laut Pro Potsdam-Chef Bert Nicke Nettokaltmieten von 5,50 Euro pro Quadratmeter für Besitzer eines Wohnberechtigungsscheines realisieren.

Da könnten sich die künftigen Bewohner sogar noch einen langstieligen Handfeger Marke Oberlinhaus leisten. Seit Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem dortigen Besuch einen solchen geschenkt bekommen hat, gilt der nämlich ganz und gar nicht mehr als unsexy. Und die Schwere des Winters (ja, der Schnee) lässt sich damit auch gleich noch wegfegen.

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