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Landeshauptstadt: Alles muss raus

Für neue Leitungen und größere Klärwerke müssen Millionen Euro investiert werden. Der Grund ist Potsdams Wachstum

Die Rechnung ist happig: 90 bis 95 Millionen Euro muss der Potsdamer Wasserversorger EWP in den nächsten Jahren in die Sanierung und den Ausbau der Klärwerke und der Leitungen für Wasser und Abwasser stecken. Hauptgrund für die enormen Ausgaben ist das anhaltende Wachstum der Stadt. Die Potsdamer Wasserverbraucher werden dafür zahlen. Die Wasserpreise werden auch dann nicht sinken, wenn die finanziellen Belastungen aus der Rekommunalisierung der Wasserbetriebe ab dem Jahr 2017 wegfallen.

Prognosen gehen für Potsdam von einem Einwohnerzuwachs von 20 Prozent bis zum Jahr 2030 aus. „Entsprechend steigt auch der Wasserverbrauch und die Abwassermenge“, sagte EWP-Geschäftsführer Wilfried Böhme den PNN. Der Wasserversorger könne nicht warten, bis die prognostizierte Einwohnerzahl erreicht sei. Schon heute müsse mit dem Ausbau begonnen werden. „Wir müssen massiv investieren“, so Böhme. Am Freitag hat er deshalb dem Aufsichtsrat den Plan zum Ausbau vorgelegt.

Der größte Teil der Investitionen entfällt auf den Ausbau der beiden Klärwerke in Nedlitz und Satzkorn sowie eine neue Druckleitung nach Stahnsdorf. 45 Millionen Euro sind dafür in den kommenden fünf bis sieben Jahren fällig. Neue Becken sollen im laufendem Betrieb entstehen. Das Klärwerk Nord am Lerchensteig hat derzeit eine Kapazität von 85 000 sogenannten Einwohnerwerten – das ist die Menge Abwasser, die ein durchschnittlicher Potsdamer verursacht: Etwa 115 Liter pro Tag. Gewerbebetriebe verbrauchen zum Teil deutlich mehr. Nun soll das Klärwerk, das das Abwasser aus den Stadtteilen nördlich der Havel reinigt, auf eine Kapazität von 120 000 ausgebaut werden. Durch die Erweiterung steigen auch die technischen Anforderungen an die Anlage. „Ab einer Größe von 100 000 gelten strengere Grenzwerte für den Stickstoff“, sagte Böhme. Ähnlich sieht es im kleineren Klärwerk in Satzkorn aus, in dem heute das Abwasser aus den nördlichen Ortsteilen mit Ausnahme Groß Glienickes geklärt wird. Dessen Kapazität soll von 10 000 auf 20 000 Einwohnertwerte verdoppelt werden – auch um künftig das Abwasser Tausender Potsdamer aus dem neuen Stadtteil in Krampnitz aufnehmen zu können.

Der Großteil der neuen Potsdamer siedele sich in den Gebieten nördlich der Havel an, so Böhme. Deshalb müsse dort am meisten getan werden. Aber auch im im Süden wird investiert: Das Abwasser aus den Stadtteilen auf dem Südufer der Havel wird in der Stahnsdorfer Kläranlage der Berliner Wasserbetriebe gereinigt. Dorthin kommt die Brühe durch eine Druckleitung. Nun soll für den Fall einer Havarie eine Reserveleitung gebaut werden. „In fünf bis sechs Jahren soll sie fertig sein“, so Böhme.

Parallel zum Ausbau setzt die EWP die Sanierung des bestehenden Leitungsnetzes fort. Bisher sind dafür schon 120 Millionen Euro ausgegeben worden. Das ist nötig, weil über Jahrzehnte zu wenig in den Erhalt des Netzes investiert wurde. „In Babelsberg, Potsdam-West und dem Gebiet um die Kunersdorfer Straße gibt es eine enorme Anzahl von Rohrleitungen, die älter als 80 Jahre sind“, so Böhme. Häufig kam es deshalb zu Rohrbrüchen. Spektakulär waren mehrere Havarien in der Friedrich-Ebert-Straße direkt vor dem Rathaus. 2011war dort das Hauptwasserrohr geplatzt und hatte einen metertiefen Krater aufgerissen. Derzeit wird dieser Abschnitt inklusive der Straßendecke für 7,1 Millionen Euro erneuert. Für 2,7 Millionen Euro soll in diesem Jahr der Hochbehälter am Kirchberg, ein Speicherreservoir für die Wasserversorgung, saniert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass es Fördermittel vom Land gibt. Die anderen Hochbehälter auf dem Brauhausberg und dem Ravensberg hat die EWP bereits erneuert.

Auch die Wasserwerke werden Schritt für Schritt auf den neuesten Stand gebracht. „In den nächsten zwei bis drei Jahren wird das abgeschlossen sein“, sagte Böhme. In den fünf Wasserwerken in der Leipziger Straße, im Wildpark, in Rehbrücke, in Nedlitz und in Ferch wird das Wasser aus 84 Brunnen aus einer Tiefe von bis zu 120 Metern gepumpt. 26 000 Kubikmeter sind es an einem durchschnittlichen Tag. Künftig sollen es täglich 7000 Kubikmeter mehr sein. „Das können wir sichern“, sagt Böhme. Auch Umlandgemeinden können weiterhin beliefert werden.

Leben müssen die Potsdamer dafür mit hohen Wasserpreisen. 2,25 Euro werden pro Kubikmeter fällig, damit liegt Potsdam in Deutschland in der Spitzengruppe. Bis 2017 werden über die Gebühren die Kredite für den Rückkauf der Wasserbetriebe vom deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen Eurawasser im Jahr 2001 abbezahlt. Doch wegen der großen Investitionen bleibt die Kreditbelastung auch danach hoch. Deshalb brauche die EWP eine langfristige Perspektive, so Böhme. Immerhin: Steigen sollen die Wasserpreise aber auch nicht.

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